Stiftung Warentest: Lippenpflege-Produkte enthalten teils Mineralöl

Wer seine Lippen pflegen will, greift auf Stifte und Cremes zurück. Ein Test zeigt allerdings: Ein Drittel der Produkte enthält kritische Inhaltsstoffe.

Pflegestifte und Cremes sollen die dünne Lippenhaut geschmeidig halten und spröder Haut mit einem Fettfilm vorbeugen. Oft wird ihnen jedoch Suchtpotenzial nachgesagt. Mit diesem Vorurteil räumt die Stiftung Warentest in ihrer aktuellen "test"-Ausgabe 10/2023 auf. Stoffe, die abhängig machen, enthalten die Lippenpflegemittel nicht. Empfehlenswert sind dennoch nicht alle.

Gefährliche Inhaltsstoffe in einigen Pflegeprodukten

30 Lippenpflegeprodukte hat die Stiftung Warentest untersucht. Ergebnis: Genau ein Drittel der getesteten Cremes und Stifte, also zehn an der Zahl, enthalten sogenannte Mosh, kritische Mineralölbestandteile, oder Mosh-ähnliche Kohlenwasserstoffe.

Einige Mosh können sich im Körper anreichern, etwa im Gewebe, im Lymphsystem oder in der Leber. Die Tester gehen davon aus, dass Gleiches für Mosh-ähnliche Kohlenwasserstoffe gelten könnte. Die langfristigen gesundheitlichen Folgen seien nicht abschließend geklärt.

Besonders kritisch sind allerdings auch die Pflegeprodukte, die Titandioxid enthalten. Das ist beispielsweise beim "Lip Smacker" von Body Shop oder bei einem Stift von Primark der Fall. Dieser Inhaltsstoff ist in Lebensmitteln seit Sommer 2022 verboten und steht im Verdacht, das Erbgut zu verändern und Krebs zu begünstigen.

Zwei Drittel sind zu empfehlen

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Zwanzig Lippenpflegemittel sind den Testern zufolge empfehlenswert, darunter alle sieben mit Naturkosmetiksiegel und die günstigsten Produkte im Test, die Drehstifte "Balea Sensitive Lippenpflege" von dm und "Aveo Lippenpflege Classic" von Müller.

Wie gut sie tatsächlich pflegen, wurde zwar nicht untersucht. Kritische Mineralölbestandteile enthalten die Stifte und Cremes laut den Testern aber nicht – stattdessen etwa Bienenwachs, pflanzliches Carnaubawachs oder Candelillawachs.

Im Vergleich zu einem früheren Test aus dem Jahr 2017 ein Fortschritt: Damals rasselten 19 von 35 Lippenpflegemitteln wegen ihrer Inhaltsstoffe durch.

Hilft auch gegen trockene Lippen: viel trinken

Ein Risiko, dass man, einmal angefangen, nicht mehr von der Lippenpflege lassen kann, besteht übrigens trotzdem: Die Produkte erzeugen ein geschmeidiges Hautgefühl. Ohne sie werde die Haut dann als unangenehm trocken und gespannt empfunden, so die Tester.

Ihr Tipp gegen trockene Lippen: ausreichend trinken, Sonnenlicht meiden und nicht ständig mit der Zunge über die Lippen fahren.