Wegen Lücke im Bußgeldsystem Neuer Punkte-Betrug: Jetzt ist der Führerschein in Gefahr

Betrüger nutzen eine Lücke bei den Bußgeldstellen. Leidtragende erfahren davon erst, wenn der Führerschein weg ist. Wie die Masche funktioniert – und wie Sie sich schützen können.
In Deutschland klafft eine Lücke im Bußgeldsystem: Verkehrssünder nennen auf Anhörungsbögen einfach fremde Personen, die angeblich am Steuer saßen. Dazu erfinden sie Adressen – und die Behörden schicken den Bescheid ungeprüft los.
Die Zeitschrift "Auto Motor und Sport" erklärt an einem aktuellen Fall, wie die Masche läuft und welche Folgen sie haben kann.
Der Fall Dustin Senebald
Dustin Senebald aus Düsseldorf weiß, wie perfide der neue Betrug sein kann. Ihm wurden acht Verkehrsverstöße angedichtet – an keinem davon war er beteiligt. Die Täter nannten ihn im Anhörungsbogen als Fahrer, gaben erfundene Adressen an, sodass die Behörden Post ins Leere schickten.
Senebald selbst erfuhr davon erst, als ihm der Führerschein entzogen werden sollte. Dann schrieb die Führerscheinstelle nämlich an seine korrekte Wohnadresse. Sein Flensburger Punktekonto war da bereits voll: acht Punkte – für Delikte, die er nie begangen hat.
Ein Blick aufs Foto hätte gereicht
Mit einem Anwalt wies Senebald nach: Er war nie der Fahrer. "Ein Passbildabgleich hätte genügt", sagt er. "Dann wäre sofort klar gewesen, dass ich nicht die Person auf den Blitzerfotos bin." Doch die Praxis der Bußgeldstellen sieht keine Adressprüfung vor – zu aufwendig.
Schwachstelle ohne Kontrolle
Eine Anfrage von "Auto Motor und Sport" ergab, dass Adressen grundsätzlich nicht verifiziert werden. "Eine systematische Vorabprüfung jeder Anschrift wäre nicht umsetzbar", erklärte etwa die Stadt Dortmund. So bleibt die Lücke offen und lädt Nachahmer ein.
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Wie kann man sich schützen?
- Punkte prüfen: Fordern Sie eine Auskunft aus dem Fahreignungsregister in Flensburg an. So sehen Sie, ob jemand Ihre Daten missbraucht hat.
- Sofort handeln: Widersprechen Sie unberechtigten Bescheiden sofort – am besten mit anwaltlicher Hilfe.
- Passbildabgleich verlangen: Weisen Sie auf die Möglichkeit hin, Blitzerfoto und Ausweisfoto zu vergleichen.
- Identitätsmissbrauch melden: Informieren Sie Polizei und Bußgeldstelle, damit keine weiteren falschen Einträge erfolgen.
Juristen warnen
Verkehrsrechtsanwalt Uwe Lenhart spricht von einem gefährlichen Missbrauch: "Damit kann man jemanden gehörig in Schwierigkeiten bringen." Sein Kollege Marco van Donzel-Giesen warnt vor den Folgen für das gesamte System: Wenn das Schule macht, drohen Massen an Wiederaufnahmeverfahren. "Und das ganze System kann zu Fall kommen."
- Zeitschrift "Auto Motor und Sport" (Ausgabe 16/2025)