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Diese Versprechen bleibt die Regierung noch schuldig – so kann die Energiewende nicht klappen


Exklusive Studie
Diese Versprechen bleibt die Regierung noch schuldig


Aktualisiert am 05.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Die Verhandlungsführer der frischgebackenen Ampel-Koalition im November 2021: "Mehr Fortschritt wagen", lautet das Ziel der Bundesregierung seit dem Start. Bei der Energiewende lässt sich davon laut einer neuen Studie noch nicht viel merken.Vergrößern des Bildes
Die Verhandlungsführer der frisch gebackenen Ampelkoalition im November 2021: "Mehr Fortschritt wagen" lautet das Ziel der Bundesregierung seit dem Start. Bei der Energiewende lässt sich davon laut einer neuen Studie noch nicht viel erkennen. (Quelle: Emmanuele Contini/imago-images-bilder)

Einige der größten Versprechen der Regierung scheinen aktuell unerreichbar. Eine Studie zeigt, wo die Ampel besonders hinterherhinkt.

Die Anstrengungen der Bundesregierung reichen nicht aus, um das Zwischenziel der Energiewende zu erreichen. Das geht aus einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor, die t-online exklusiv vorliegt.

Der "Ampel-Monitor Energiewende" zeigt: In Sachen grüner Transformation sehen die Expertinnen und Experten bisher rot. "Das aktuelle Tempo der Energiewende ist viel zu gering, um die Ziele für 2030 zu erreichen", sagt DIW-Energieökonom Wolf-Peter Schill.

Um das enge Zeitfenster nicht zu vergeuden, müsse die Regierung schnellstmöglich konkrete und weitreichende Schritte umsetzen. Vor allem bei Elektromobilität, Fotovoltaik, Windkraft auf See und Wärmepumpen klafften riesige Lücken zwischen den Versprechen und dem Status quo.

Von null auf Grün beim Wasserstoff

Am stärksten hinkt die Bundesregierung ihren eigenen Zusagen rund um grünen Wasserstoff hinterher, wie die Analyse des DIW belegt. So verspricht der Koalitionsvertrag zwar, im Jahr 2030 rund zehn Gigawatt Elektrolysekapazität für die Herstellung des nachhaltigen Brennstoffs bereitstellen zu wollen – genug, um bereits ein Drittel der heimischen Stahlherstellung klimafreundlich zu machen. Aber das scheint bisher kaum mehr als ein Traum zu sein.

Ende 2021 lag die elektrische Leistung für die Produktion von grünem Wasserstoff in Deutschland bei rund 60 Megawatt. Gerade genug, um 30.000 handelsübliche Wasserkocher zu betreiben. Bei der Elektromobilität ist der nötige Sprung ähnlich groß.

Zu wenig klimaschonende Autos unterwegs

Als die Ampel im vergangenen November ihr Zwischenziel für Elektroautos verkündete, staunten viele nicht schlecht: 15 Millionen reine Stromer sollen bereits in acht Jahren durch die Bundesrepublik fahren.

Um das in dieser kurzen Zeit zu bewerkstelligen, müssten ab sofort jeden Monat 130.000 neue E-Autos dazukommen, rechnet das DIW vor. Dabei werden aktuell monatlich nur knapp 30.000 saubere Neuwagen zugelassen.

Je länger die Mindestmenge auf sich warten lässt, desto unwahrscheinlicher wird der erfolgreiche Elektrostart ins kommende Jahrzehnt. "Einen Beitrag zu mehr Elektromobilität könnte neben den bereits bestehenden Kaufprämien sicherlich das EU-Verbot von Verbrennungsmotoren leisten, das derzeit in der Abstimmung ist", sagt DIW-Studienautorin Adeline Guéret. Jedoch reicht es nicht, die Wagen auf die Straße zu bekommen.

Man muss sie auch laden können, was anscheinend eine noch größere Herausforderung darstellt. Derzeit gehen pro Monat im Schnitt 1.200 neue Ladepunkte ans Netz – laut der Auswertung des "Ampel-Monitor Energiewende" müssten es 8.700 sein. Ganze 600 Prozent mehr als im Moment. Ein anderer wichtiger Aspekt aus dem Alltag der Bevölkerung bereitet den Ökonomen des DIW ebenfalls Sorgen.

Große Lücke bei erneuerbarer Wärme

Will die Ampelkoalition sicherstellen, dass 2030 tatsächlich die versprochenen 50 Prozent erneuerbarer Heizenergie für warme Füße sorgen, ist Tempo nötig. Bis dahin müsste der Anteil von Jahr zu Jahr um vier Prozent steigen, so die Berechnung des DIW.

Der Blick in die Vergangenheit dient dabei als Mahnung: Einen solchen Zuwachs hat der grüne Wärmesektor zuletzt nicht einmal innerhalb von zehn Jahren geschafft. Seit 2012 haben die erneuerbaren Energiequellen im Wärmemix insgesamt weniger als drei Prozentpunkte zugelegt. Und auch im Stromsektor ist Deutschland noch längst nicht auf der Zielgeraden.

Koalition droht Zielmarke auch beim Strom zu reißen

Hier zeigt der Energiewende-Monitor: Geht es mit dem Ausbau von Fotovoltaik und Windenergie so langsam weiter wie bisher, kann die Regierung ihr Ziel für erneuerbaren Strom vergessen. Dabei hatte sie dieses mit Blick auf die anhaltende Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen erst kürzlich noch hochgeschraubt.

Stammen momentan nur 42 Prozent des Stroms aus grünen Quellen, soll der Anteil bis 2030 bei insgesamt 80 Prozent liegen. Hierfür müsste sich die Geschwindigkeit beim Ausbau der Solarstromkapazitäten verdreifachen, beim Zubau von Windkraftanlagen auf See müsste es sogar viermal so schnell gehen wie bisher.

"Unser Ampel-Monitor zeigt, dass die To-do-Liste der Bundesregierung noch lang ist", sagt Studienautor Alexander Roth. In allen Bereichen müsse die Energiewende an Dynamik gewinnen.

"Die gesetzten Ziele sind keine Selbstläufer", so Roth. Er und seine Kollegen werden die Daten des Monitors daher stetig aktualisieren und weiter verfolgen, ob und wie schnell sich Wunsch und Wirklichkeit bei der Energiewende annähern.

Verwendete Quellen
  • DIW-Wochenbericht 22/2022
  • Pressemitteilung DIW (06.07.2022): "'Ampel-Monitor' des DIW Berlin zeigt – Energiewende muss erheblich beschleunigt werden"
  • Deutscher Wasserstoff- und Brennstoffzellenverband (2021): "Grüner Stahl - Die Wasserstoffrevolution der Stahlindutrie"
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