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Oktoberfest in München: Schwule sollen "sich zurücknehmen"


Oktoberfest in München
Empörung wegen Warnung an Schwule

Von dpa
Aktualisiert am 19.09.2017Lesedauer: 3 Min.
Auf dem Münchener Oktoberfest haben am Wochenende Tausende Gäste den "Gay-Sonntag" gefeiert.Vergrößern des BildesAuf dem Münchener Oktoberfest haben am Wochenende Tausende Gäste den "Gay-Sonntag" gefeiert. (Quelle: Vauel/dpa)
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Die Internetseite "Oktoberfestportal.de" hat schwule und lesbische Besucher des Oktoberfests gewarnt, es beim Volksfest auf den Münchener "Wiesn" allzu heftig krachen zu lassen.

Homosexuelle sollten sich auf der Wiesn lieber zurücknehmen, mahnte "oktoberfestportal.de". Die Macher des Internetportals rieten schwulen und lesbischen Besuchern: "Haltet die Augen und Ohren offen, ob Ihr für Gesprächsstoff sorgt." Nicht jeder Besucher des Oktoberfests sei "so tolerant, dass er sich über schwule Männerpaare freuen kann".

Das Bierzelt sei "jedenfalls nicht der richtige Ort, um den Menschen Begriffe wie "Toleranz" und "Gleichberechtigung" zu erklären", stand auf der Internetseite. Sie firmiert als "Freunde des Münchner Oktoberfests" und stellt Tipps zum Volksfest in mehreren Bereichen bereit.

Schwuler Stadtrat sieht die Sache entspannt

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck und die Münchner Grünen-Chefin Gudrun Lux wandten sich in einem besorgten Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Es könne nicht sein, dass Schwule und Lesben das größte deutsche Volksfest nicht gefahrlos besuchen könnten. "Auf der Wiesn darf kein Platz sein für Homosexuellenfeindlichkeit."

Wie die Macher der Seite zu ihrer Warnung kamen, dazu wollten sie sich auf Anfrage nicht äußern.

Thomas Niederbühl, schwuler Münchner Stadtrat von der "Rosa Liste", sieht die Sache entspannt. "Ein typisches Beispiel für mich für: gut gemeint und voll daneben. Niederbühl weiter: "Sie meinten, sie tun uns etwas Gutes, wenn sie uns zu Zurückhaltung auffordern. Das ist aber Quatsch." Schließlich wollten sich Schwule nicht verstecken. Die Wiesn sei für besondere Schwulenfeindlichkeit nicht bekannt. "Ich kenne wenig Vorfälle auf der Wiesn, die als homophob zu bezeichnen wären."

Tausende Homosexuelle kommen zum Gay-Sonntag

Am ersten Wiesn-Wochenende hatten Schwule und Lesben ausgelassen gefeiert, offensichtlich unbehelligt. Rund 7.000 Menschen kamen laut Wirt Georg Heide zum traditionellen Gay-Sonntag in die Bräurosl. Die Gäste, die zu dem schwulen Event aus Europa anreisen, seien gerne gesehen: Sie wären angenehme Gäste und gäben großzügig Trinkgeld, sagte Heide.

Oberbürgermeister Reiter kam vorbei und dirigierte die Kapelle für ein Ständchen. Er setzt damit eine Tradition seines Vorgängers Christian Ude fort. "Das Markenzeichen der Stadt München ist es, tolerant, bunt und weltoffen zu sein", sagte Reiter.

Eine Handvoll Männer im Dirndl

Der Schwulen-Sonntag war aus einem Missverständnis entstanden: In den 1980er Jahren hatte sich laut Heide der "Münchner Löwen Club" angemeldet - wobei der Wirt bei dem Namen an einen Fußballverein dachte. Erst danach wurde klar, dass es nicht um den Ball ging. Das sei aber auch recht gewesen, sagt Heide. Inzwischen gibt es ein weiteres großes schwul-lesbisches Treffen.

Gelegentlich sah man in früheren Jahren eine Drag-Queen über das Volksfest stöckeln, dieses Jahr waren auf dem Festgelände zumindest eine Handvoll Männer im Dirndl unterwegs. Welchen Hintergrund das Outfit auch hatte - von Übergriffen oder Beleidigungen wurde nichts bekannt. Den Beamten der Wiesnwache wurde kein Vorfall gemeldet. In den Vorjahren spielte das Thema - anders als Taschendiebstähle und Maßkrugschlägereien - polizeilich keine größere Rolle.

Keine homophoben Überbegriffe gemeldet

Die Macher von "oktoberfestportal.de" schlussfolgern: Der ungebrochene Trend zur Tracht mache "vor den schwulen Jungs" nicht halt. Um traditionelles Brauchtum und Schwule hatte es vor Jahren eine Debatte gegeben: Es ging um die "Schwuhplattler", eine schwule Schuhplattlergruppe, die bei Traditionsverbänden eher kritisch gesehen wurde. Inzwischen sind die "Schwuhplattler" eine eigene Größe, vor einigen Jahren bekamen sie die Medaille "München leuchtet".

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