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Schulen öffnen: Alternative Räume wegen Abstandsregel? "Planungschaos droht"


Alternative Räume wegen Abstandsregel?
"Es droht ein Planungschaos"

  • Josephin Hartwig
  • David Digili
Pro & KontraVon Josephin Hartwig und David Digili

Aktualisiert am 30.05.2020Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Unterricht auf Abstand, hier in der Realschule Benzenberg, bald vielleicht in Vereinsheimen, Messehallen oder anderen Räumlichkeiten?Vergrößern des Bildes
Unterricht auf Abstand, hier in der Realschule Benzenberg, bald vielleicht in Vereinsheimen, Messehallen oder anderen Räumlichkeiten? (Quelle: Rupert Oberhäuser/imago-images-bilder)

Die Länder öffnen nach und nach ihre Schulen. Die lehren nun teilweise im Schichtbetrieb. Eine Dauerlösung? Eher nicht. Deshalb gibt es nun andere Vorschläge.

Die Schulen haben in der Corona-Krise ein großes Problem: die Abstandsregeln. Sie verhindern einen geregelten Unterricht – wohl auch über die Sommerferien hinaus. Der Bundeselternrat hat deshalb vorgeschlagen, auch Unterricht in Vereinsheimen, Konferenzzentren und kommunalen Gebäuden anzubieten. Die ersten Reaktionen darauf fallen positiv aus. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund zeigte sich am Freitag offen dafür, der Deutsche Lehrerverband auch.

Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Die Ferien sollten genutzt werden, die Räume in Bezug auf Belüftung, Sanitäreinrichtungen und weitere Hygieneanforderungen zu optimieren." Das werde allerdings nicht reichen. Deshalb könne er sich vorstellen, auf andere Räumlichkeiten auszuweichen. Der Vorsitzende des Bundeselternrats, Stephan Wassmuth, hatte die Idee in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vorgebracht und dabei auch an Tagungszentren oder sogar Messehallen gedacht.

Sollten Schulen für ihren Unterricht auf alternative Räumlichkeiten ausweichen?

Pro
Josephin HartwigJosephin Hartwig

Ja, leere Clubs sollten als Klassenzimmer genutzt werden

Kinder müssen in die Schule – egal wie und wo. Seit Wochen sitzen Hunderttausende Schüler Deutschlands an ihren heimischen Schreibtischen und müssen, mithilfe ihrer Eltern, alleine Lernen. Das geht so nicht weiter. Die Politik muss endlich eine konkrete, schnelle Lösung finden – bundesweit. Dafür sollten auch ungenutzte Stadien, Diskotheken mit viel Platz zum Tanzen (oder Lernen) und andere leerstehende Veranstaltungseinrichtungen genutzt werden. Was spricht dagegen, die Räume für Kinder zu nutzen? Eigentlich nichts.

Natürlich sollen Kinder im Jahr 2020 einen Zugang zu Computern und interaktivem Lernen haben. Aber den haben viele Kinder in der Isolation zu Hause jetzt auch nicht. Warum also zu der Formel aus Schulkind, Stift, Block und Buch nicht eine Lehrkraft und einen Raum addieren? Das wäre schon ein großer Schritt nach vorn.

Lehrer sind wichtig. Nicht ohne Grund dauert die Ausbildung zum Grundschullehrer mehrere Jahre und erfordert ein praktisches Referendariat. Eltern können diese so wichtige Aufgabe, neben Job und Haushalt, nicht ebenso gut erledigen. Dass zu denken wäre vermessen und Lehrern gegenüber degradierend.

Und neben den bildenden Gründen ist auch der soziale für eine Rückkehr zu einem Lernen in der Gruppe fast ebenso wichtig: Endlich wieder mit Gleichaltrigen lernen, sich gegenseitig messen, anspornen und fordern. All das fehlt.

Natürlich wäre es besser, Kindern den Zugang zu ihrem gewohnten schulischen Angebot zu ermöglichen. Doch das ist zur Zeit einer globalen Pandemie eben nicht möglich. Und auch ohne digitales Angebot, App-Lernprogramme und digitale Flipcharts kann man es ja offenbar sogar zur Bundeskanzlerin schaffen. "Ein Kind, eine Lehrkraft, ein Stift und ein Buch können die Welt verändern." Nobelpreisträgerin Malala Yousafzai bringt es auf den Punkt. Mehr braucht es nicht.

Kontra
David DigiliDavid DigiliSportredakteur

Nein, das wäre ein Armutszeugnis für das Bildungswesen

Die Forderung nach einer Wiederöffnung der Schulen ist stets verbunden mit dem Wunsch nach mehr Normalität, nach einer Rückkehr zum Alltag – mal ganz abgesehen von der Dringlichkeit den Lehrplan möglichst einzuhalten. Ein Ausweichen auf andere Räumlichkeiten aber würde diese Wünsche ad absurdum führen – es wäre ein (weiteres) Armutszeugnis für das deutsche Bildungswesen.

Denn der logistische Aufwand für einen Schulunterricht in anderen Räumlichkeiten als der Schule selbst, wäre riesig. Und würde somit viel mehr Probleme als Lösungen mit sich bringen.

Ein Planungschaos droht, wenn Schulkinder einen Großteil des Tages in ihnen nicht vertrauten Umgebungen in fremden Stadtteilen verbringen sollen. Denn was, wenn sich in der Nähe einer Schule eben keine Ausweichräumlichkeiten bieten? Was machen dann verantwortungsvolle Eltern, die im Homeoffice arbeiten und gar nicht die Zeit hätten, ihre Kinder zur "Schule" zu bringen und wieder abzuholen? Werden dann extra Shuttleservices eingerichtet? Und wie lange steht ein Raum überhaupt zur Verfügung, ohne dass nach wenigen Wochen wieder ein neuer "Klassenraum" nötig wird?

Es sollte lieber so bleiben, wie es aktuell ist. Ein zwischen Schule und Zuhause austarierter Stundenplan, der Schülern im Wechsel den Schulbesuch erlaubt und damit überfüllte Klassenräume verhindert, ist genau das Richtige. Zumindest bis sich die Situation weiter entspannt, denn so verhindert man Chaos – und wichtige Themen können vorangetrieben werden. Die Digitalisierung hat Schülerinnen und Schüler schon vor Jahren erreicht, durch die Corona-Krise werden Schulen und Lehrkräfte nun dazu gezwungen, endlich mitzuziehen.

Und das ist viel wichtiger, als irgendeinen Ausweich-Plan zu forcieren, der am Ende nur für noch mehr Ärger sorgen wird.

Wer hat recht?

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