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Querdenkerin sieht sich als Sophie Scholl – Ordner geht auf Barrikaden


Demonstration in Hannover
Querdenkerin sieht sich als Sophie Scholl – Mann verliert Fassung

Von t-online, pdi

Aktualisiert am 25.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Ein Mann drückt einer Rednerin auf einer "Querdenken"-Demonstration eine Warnweste in die Hand: Sie hatte sich zuvor mit Sophie Scholl verglichen.Vergrößern des BildesEin Mann drückt einer Rednerin auf einer "Querdenken"-Demonstration eine Warnweste in die Hand: Sie hatte sich zuvor mit Sophie Scholl verglichen. (Quelle: Twitter)
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Eine "Querdenken"-Aktivistin vergleicht sich in einer Rede in Hannover mit Sophie Scholl. Das will ein angeblicher Ordner nicht hinnehmen, er stürmt nach vorne, sagt ihr seine Meinung. Das Video von dem Vorfall geht viral.

Bei einer "Querdenken"-Demonstration in Hannover ist es bei einem Redebeitrag einer 22-jährigen Aktivistin aus Kassel zu einem Eklat gekommen – ein Video von dem Vorfall sorgte für heftige Reaktionen im Netz. "Ich bin Jana aus Kassel und ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe, Flyer verteile und auch seit gestern Versammlungen anmelde“, sagt sie darin zu den jubelnden Teilnehmern am Samstag. Wie Scholl sei auch sie 22 Jahre alt. (Sie Szene sehen Sie oben im Video oder auch hier.)

Zum Hintergrund: Sophie Scholl steht symbolisch für den Kampf gegen den Nationalsozialismus im Dritten Reich, sie war Mitglied der studentischen Widerstandsgruppe "Weiße Rose". Im Februar 1943 wurde sie bei einer Flugblattaktion von der Gestapo verhaftet und von den Nazis hingerichtet.

"Für so einen Schwachsinn mache keinen Ordner mehr"

Die selbst ernannte "Sophie Scholl" in Hannover bekommt in dem Video schon nach wenigen Sätzen ihrer Rede heftigen Gegenwind. Ein junger Mann geht zu ihr vor die Bühne, drückt ihr eine orangene Warnweste in die Hand. "Für so einen Schwachsinn mache ich doch keinen Ordner mehr", ruft er. Das sei eine "Verharmlosung vom Holocaust", wiederholt er mehrfach. "Das ist mehr als peinlich". Aus den Reihen der Querdenken-Demonstration schlägt dem Mann aber auch Wut entgegen: "Halt die Fresse" oder "Lass sie ausreden" ist von den Menschen zu hören.

Die 22-jährige Rednerin wirkt dagegen paralysiert und entgegnet: "Ich habe doch gar nichts gesagt." Dann beginnt sie zu weinen, wirft ihr Mikrofon weg und verlässt die Bühne. Polizisten erscheinen und geleiten den Mann von der Bühne weg.

In einem anderen, später geposteten Ausschnitt ist die Frau erneut zu sehen. Darin gibt sie sich "schockiert, dass ich von einem Passanten, oder was auch immer, beleidigt wurde". Sie beginnt ihre Rede wieder mit einem Vergleich zu Sophie Scholl.

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Mann wird im Netz gefeiert

Zahlreiche Twitter-Nutzer markierten das Video mit "Gefällt mir", es wurde bereits über eine Million Mal angeschaut. Doch in den Kommentarspalten finden sich auch Empörung und Ablehnung: Die Parallelen zu Sophie Scholl seien verantwortungslos, die Gleichsetzung mit dem Mitglied der studentischen Widerstandsgruppe "Weiße Rose" zur NS-Zeit sei beschämend. Der junge Mann wird dagegen gefeiert. Ein Nutzer etwa schrieb: "Respekt für den Ex-Ordner, der die Verhöhnung der realen Holocaust-Opfer erkannte und sich dagegen stellte."

Ob der Mann allerdings ein Ordner war, kann bisher nicht bestätigt werden. In jedem Fall trug er eine Maske. Die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" allerdings berichtete, dass er ein linker Aktivist sei.

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Aber ob der Mann nun ein Ordner war oder nicht, das Entsetzen über den Vergleich der Frau mit Sophie Scholl ist groß. "Wer sich heute mit Sophie Scholl o Anne Frank vergleicht, verhöhnt den Mut, den es brauchte, Haltung gegen Nazis zu zeigen", schreibt Außenminister Heiko Maas auf Twitter. "Das verharmlost den Holocaust und zeigt eine unerträgliche Geschichtsvergessenheit."

In Hannover haben am Samstag mehr als 900 Menschen gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Veranstalter der Protestkundgebung im Stadtzentrum war die Organisation "Querdenken", die in vielen Städten Proteste gegen die aktuelle Politik im Kampf gegen die Pandemie organisiert. Mehr als 300 Menschen beteiligten sich an Gegenkundgebungen, darunter rund 120 Linksautonome.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Twitter
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