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Harry Wörz will weitere Entschädigungen: Gericht regt Vergleich an


Justizopfer will weitere Entschädigungen
Gericht regt im Fall Harry Wörz Vergleich an

Von dpa
08.06.2015Lesedauer: 2 Min.
Justizopfer Harry Wörz will weitere Entschädigungszahlungen.Vergrößern des BildesJustizopfer Harry Wörz will weitere Entschädigungszahlungen. (Quelle: dpa)

Im neuen Entschädigungsprozess des Justizopfers Harry Wörz hat das Landgericht Karlsruhe einen Vergleich angeregt. Danach sollen Wörz bei der staatlichen Ausgleichszahlung die Berufsjahre 2002 bis 2010 mit Abschlägen angerechnet werden. Beide Seiten haben nun einen Monat Zeit, über den Vorschlag nachzudenken.

Der 49-Jährige aus Birkenfeld bei Pforzheim steht für einen der spektakulärsten Justizirrtümer: Er war 1998 wegen versuchten Totschlags an seiner damaligen Frau verurteilt worden und saß viereinhalb Jahre unschuldig im Gefängnis. Er stritt 13 Jahre vor verschiedenen Gerichten, bis er im Dezember 2010 rehabilitiert wurde.

Der erneute Prozess begann für Wörz mit quälend detaillierten Fragen der Richter zu Bewerbungen im Jahr 1996 und seinen Aussichten auf Jobs als Bauzeichner, zu dem er sich vor seiner Verurteilung weitergebildet hatte. Das ist für das Gericht wegen der Entschädigungsfrage wichtig. Doch es sind Fragen, auf die Wörz nach so langer Zeit nicht immer Antworten wusste.

Schwierige Suche nach Arbeit

Noch gut vor Augen stand ihm hingegen die Zeit nach dem Gefängnis und seine schwierige Suche nach Arbeit. "Man weiß nicht, wann man dich wieder ins Gefängnis tut", hätten Arbeitgeber wiederholt gesagt. "Es hing immer alles in der Luft." In der Bäckerei, als Staplerfahrer oder als Lagerarbeiter: Die wechselnden Jobs, die er nach dem Gefängnis hatte, habe er nur über Freunde und Bekannte bekommen. "Mir war egal, was ich gemacht habe, Hauptsache, nicht daheim rumsitzen."

Zu dem neuen Prozess, der unter großem Medieninteresse stattfand, war Wörz mit seiner zweiten Frau gekommen. Im Publikum saß rund ein Dutzend Unterstützer. "Ich war von Anfang an überzeugt, dass er unschuldig ist", sagte eine Bekannte. "Fast fünf Jahre unschuldig weggesperrt - das kann man eigentlich nicht mit Geld ausgleichen." Sie äußerte sich enttäuscht, dass das Land sich knausrig zeige.

Wörz bekam bisher 156.000 Euro

Bislang hat der Staat dem Installateur knapp 156.000 Euro zugebilligt. Wörz will vom Land Baden-Württemberg zusätzlich 86.000 Euro für seinen Verdienstausfall. Außerdem verlangt er einen Ausgleich der Kosten für Anwälte und Möbel aus seiner wegen der Haft aufgelösten Wohnung in Höhe von 26.000 Euro. Schließlich fordert er eine Berufsunfähigkeitsrente über das Jahr 2016 hinaus.

Wörz leidet nach eigenen Angaben seit dem Gefängnis unter Schlaflosigkeit und seit zehn Jahren unter Depressionen. Seitdem sei er nur noch auf "Notstromaggregat". Seit Mitte 2010 ist er krankgeschrieben.

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