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RS-Virus in Kinderkliniken: "Auf Intensivstationen liegen fast nur Säuglinge"


Kliniken am Limit
"Auf den Intensivstationen liegen fast ausschließlich Säuglinge"

  • Nils Heidemann
Von Nils Heidemann

Aktualisiert am 13.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Ein Säugling wird untersucht (Archivbild): Die Lage in den Kinderkliniken in Berlin bleibt angespannt.Vergrößern des Bildes
Ein Säugling wird untersucht (Archivbild): Die Lage in den Kinderkliniken in Berlin bleibt angespannt. (Quelle: Zoonar/imago images)

Weiterhin keine Entwarnung bei der Infektionswelle mit dem RS-Virus: Die Situation in den Kinderkliniken in Berlin bleibt angespannt.

Schnupfen und teils starker, trockener Husten: So beginnt eine Erkrankung mit dem RS-Virus normalerweise. Betroffene klagen zudem häufig über eine steigende Atemfrequenz sowie Halsschmerzen und Fieber. Insbesondere für Säuglinge und kleine Kinder kann das gefährlich sein. Schwere Verläufe mit einer Entzündung der Bronchien, Luftröhre und Lunge können folgen. Daher ist es wichtig, diese Altersgruppe in den Krankenhäusern ausreichend zu behandeln. Doch es gibt Probleme: hohe Infektionszahlen und zu wenig Personal.

Die Lage auf den Kinderstationen belastet das Krankenhauspersonal in Berlin. In den Vivantes-Kinderkliniken in Friedrichshain und Neukölln etwa sind die Betten am Abend meist ausgelastet. "Es sind daher auch Verlegungen in andere Kinderkrankenhäuser nötig", so ein Pressesprecher zu t-online. Teilweise werden Kinder in der Hauptstadt sogar nach Brandenburg verlegt, wie es Anfang Dezember seitens des Senats hieß.

Grund dafür ist die derzeitige Erkältungswelle insbesondere mit Blick auf das RS-Virus. "In der vergangenen Woche war die Hälfte der stationär aufgenommenen Kinder daran erkrankt", verlautbart es aus den Vivantes-Stationen. Besonders dramatisch: "Auf den Intensivstationen liegen fast ausschließlich Säuglinge bis drei Monate."

"Pflegekräfte und Ärzte sind besonders belastet"

Die Welle ist derzeit so stark, da die Kinder wegen der Kontaktbeschränkungen durch Corona in den vergangenen zwei Jahren keine ausreichende Immunität gegen die Viren aufbauen konnten. Ein Ende sehen die Verantwortlichen in den Vivantes-Kliniken noch nicht. Die Infektionswelle wird ihrer Einschätzung nach so schnell nicht abebben. Erfahrungsgemäß dauere dies zwei bis drei Monate. "Wir sind jetzt in der vierten Woche", so die nüchterne Prognose.

Die kranken Säuglinge und Kinder bleiben zunächst ein Problem – obwohl es nur sehr wenig Personal auf den Kinderstationen gibt. Das hat Auswirkungen: Mit dem Stand der vergangenen Woche war jedes achte Krankenhausbett in der allgemeinen Kindermedizin in Berlin nicht in Betrieb, weil sie aufgrund mangelnder Pflegekräfte nicht betreut werden konnten. Das geht aus Ergebnissen einer Abfrage der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung an Kinderkliniken hervor.

Für die allgemeine kinderärztliche Versorgung stehen demnach berlinweit insgesamt 427 Betten an 9 Krankenhausstandorten zur Verfügung. Davon seien rund 12 Prozent zurzeit gesperrt. Ähnlich fällt der Anteil gesperrter Betten laut der Abfrage bei der Versorgung Neugeborener aus: Von den insgesamt 213 Betten in diesem Bereich würden 13 Prozent nicht betrieben.

"Unsere Pflegekräfte, Ärzte und Ärztinnen sind derzeit natürlich besonders belastet", heißt es aus den Vivantes-Kliniken. Und weiter: "Sie bewältigen die Situation mit hohem Einsatz und ebensolcher Professionalität." An den Wochenenden seien in beiden Krankenhäusern zusätzlich niedergelassene Ärzte für eine ambulante Behandlung anwesend. Das bringe eine spürbare Entlastung.

Doch welche Möglichkeiten der Entlastung insbesondere zu den bevorstehenden Feiertagen gibt es noch? Sollen niedergelassene Kinderärzte ihre Praxiszeit ausweiten? Helfen würde es, sagen die Vivantes-Kliniken: "Aber auch sie arbeiten derzeit an der Grenze ihrer Kapazitäten und tun, was sie können", so die Antwort des Vivantes-Pressesprechers auf die Frage.

Ein ebensolcher Vorschlag von Berlins CDU-Chef Kai Wegner stieß zuletzt auf Kritik. Er bat Kinderärzte darum, über die Weihnachtstage stundenweise zu öffnen. Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, hielt dagegen: "Die Politik versucht jetzt, die Verantwortung abzuschieben." In Berlin gebe es über Weihnachten bereits einen doppelten Notdienst, also doppelt so viele Dienste wie an anderen Wochenenden. "Da wird es sicherlich nicht mehr geben, das ist auch nicht erforderlich."

Gote: "Veränderung muss jetzt kommen"

Maske führte fort: "Das Problem ist, die kranken Kinder in den Kliniken unterzubringen. Da hilft es nur, Betten zu belegen und Personal zu schaffen in den Kliniken." Nicht im ambulanten Bereich sei die Situation angespannt, sondern im stationären.

Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote sieht das ähnlich. Sie sagte Anfang Dezember: Berlin und Brandenburg "arbeiten aktiv gemeinsam an Lösungen, um die akute Krisensituation [...] zu lösen. Das hilft aber nicht dauerhaft." Eine zentrale Koordinierungsstelle für die stationäre Kinderversorgung in Berlin mit Standpunkt an der Charité soll deshalb bloß kurzfristig Abhilfe schaffen.

Denn: Nur die stabile finanzielle Ausstattung von Kinderkliniken werde das Personal langfristig entlasten, sind sich Gote und Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher einig. Ein jahrelanges Kaputtsparen der Kindermedizin habe zu dieser schwierigen Situation geführt. "Es braucht eine längst fällige und durch den Bund seit Jahren verschleppte nachhaltige Veränderung", so Gote. "Diese muss jetzt kommen."

Verwendete Quellen
  • Email-Kontakt zur Pressestelle der Vivantes-Kliniken in Berlin
  • berlin.de: Mitteilung vom 5. Dezember 2022
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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