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Blutiges Hilferuf-Video aus der JVA Tegel in Berlin: Werden Häftlinge unterdrückt?


Unterdrückung in Berliner JVA?
Häftlinge senden blutiges Hilferuf-Video

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 11.02.2023Lesedauer: 2 Min.
Szene aus dem Video: Am Ende ritzen sich mehrere Männer die Unterarme auf.Vergrößern des BildesSzene aus dem Video: Am Ende ritzen sich mehrere Männer die Unterarme auf. (Quelle: Instagram/abu_knast1)
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Eine Gruppe von Häftlingen steht im Halbkreis, einer verliest eine Erklärung. Am Ende treten mehrere Männer hervor – und beginnen, sich selbst zu verletzen.

Eine Gruppe von Häftlingen hat in einem alarmierenden Video auf Probleme in der Justizvollzugsanstalt Tegel aufmerksam gemacht. Die Vorwürfe der Männer sind teils heftig. Bei Instagram und TikTok wurde der Clip jeweils auf frisch erstellte Accounts hochgeladen, die User nennen sich abu_knast1 bzw. abu_knast.

Das Video ist echt. Es wurde in den Kellerräumen der Teilanstalt VI der JVA Tegel aufgenommen, wie die Berliner Senatsverwaltung für Justiz t-online am Freitag mitteilte.

Vorwürfe gegen JVA Tegel: Rassismus, willkürliche Strafen

"Wir haben heute Donnerstag, den 9. Februar 2023", beginnt ein Mann in dem Video von einem Blatt abzulesen. "Es geht um Unterdrückung und Diskriminierung."

Die Liste der Anschuldigungen ist lang: Thematisiert werden Rassismus, willkürliche Bestrafungen und Beamte, die Gesetze missachten.

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Ausländische Gefangene würden benachteiligt und wenn überhaupt, dann nur schlechte Arbeit bekommen, lautet eine der Klagen. Anhörungen und Vollzugsplankonferenzen würden ohne Dolmetscher nur auf Deutsch abgehalten.

Berliner Häftlinge kündigen weitere Videos an

Laut den Häftlingen ignorieren Justizvollzugsbeamte außerdem ärztliche Anordnungen. "Keine Einhaltung der Beschlüsse von Gerichten und des Berliner Strafvollzugsgesetzes" ist ein weiterer Punkt. Zudem sei die Vorbereitung auf Entlassungen mangelhaft bis nicht vorhanden: Ein entlassener Häftling habe vor der Pforte genächtigt, weil er nicht gewusst habe, wo er hingehen soll.

Ein weiterer Vorwurf: Erlaube sich ein Häftling einen kleinen Fehltritt, gebe es kollektive Bestrafungen für alle. "Wir dürfen uns nicht beschweren. Dienstaufsichtsbeschwerden werden ignoriert und entsorgt, Lebensmittelversorgung wird drastisch reduziert", heißt es weiter.

Der Gefangene in dem Video ist identifiziert

Das Video wirkt wie ein Hilfeschrei. Am Ende schwenkt die Kamera auf mehrere Männer, die sich ihre nackten Unterarme blutig ritzen. Die Gruppe hat bereits weitere Videos angekündigt, um sich Gehör zu verschaffen.

Ob dies passiert, ist unklar: Der in dem Video erkennbare Gefangene sei mittlerweile identifiziert, teilte die Senatsverwaltung für Justiz t-online auf Anfrage mit. "Während der Aufschlusszeit können sich die Gefangenen frei (derzeit coronabedingt auf ihrer Station und in dem im Keller befindlichen Sportraum) bewegen und auch Kontakt mit anderen Gefangenen pflegen", heißt es in der Mail. "In jeder Vollzugsanstalt werden Hygieneartikel – so auch Rasierer – ausgehändigt. Nicht erlaubt sind selbstverständlich Mobiltelefone."

Die erhobenen Vorwürfe würden ernst genommen und nun überprüft. Unabhängig von dem konkreten Video setze sich Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) schon seit geraumer Zeit für die Neuaufstellung des Beschwerdemanagements in den Berliner Justizvollzugsanstalten ein. Denn: "Das Vertrauen in die Verlässlichkeit staatlicher Institutionen ist ein wichtiger Beitrag zu dem vordersten Vollzugsziel der Resozialisierung."

Drei Suizide in nur zwei Wochen

Erst im Januar hatte es beunruhigende Nachrichten aus den Justizvollzugsanstalten in Berlin gegeben. Innerhalb von nur zwei Wochen zählten die Beamten drei Suizide. In einem Fall tötete sich ein 23 Jahre alter Mann in der JVA Tegel, die beiden anderen Toten wurden in der Haftanstalt Plötzensee und in der JVA Heidering gefunden.

Nach der Häufung der Selbstmorde wurde eine außerordentliche Sitzung der Berliner JVA-Leitungen einberufen. Im gesamten Jahr 2022 waren drei Suizide in Berliner Justizvollzugsanstalten gezählt worden.

Hinweis: Hier finden Sie sofort und anonym Hilfe, falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen.

Verwendete Quellen
  • instagram.com: Video aus der JVA Tegel
  • Anfrage an die Berliner Senatsverwaltung für Justiz
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