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Hundemalaria: Hund "Fritzi" kämpfte ums Überleben – "nur Blut im Urin"


"Hundemalaria" breitet sich aus
Fritzi kämpfte ums Überleben: "Sie hatte nur noch Blut im Urin"

  • Nils Heidemann
Von Nils Heidemann

23.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein Goldendoodle (Symbolbild): Die "Hundemalaria" kommt in Berlin und Potsdam immer häufiger vor.Vergrößern des Bildes
Ein Goldendoodle (Symbolbild): Die "Hundemalaria" kommt in Berlin und Potsdam immer häufiger vor. (Quelle: Ardea/imago images)

Die Fälle von "Hundemalaria" in Potsdam und Berlin häufen sich. Eine Hundehalterin berichtet, dass ihre Fritzi die Erkrankung nur knapp überlebte – und mahnt zur Vorsicht.

Fritzi, ein aufgeweckter Goldendoodle von zweieinhalb Jahren, war im Februar 2022 plötzlich schwach und matt. Halterin Lena Bodil Ernst aus Berlin machte sich zunächst keine Sorgen, dachte an eine Scheinschwangerschaft. Doch dann ging alles schnell: "Auf einmal hatte sie nur noch Blut im Urin. Es war furchtbar", sagt sie im Gespräch mit t-online. Der Zustand von Fritzi verschlechterte sich rapide. Ein Tierarzt schickte den Hund direkt in eine Klinik.

Blutkonserven mussten her, doch die reichten nicht aus. Fritzi brauchte in der Folge zwei Blutspender. "Sie war so fertig, dass eine Transfusion nicht mehr ausreichte". Über Freunde und ihr Netzwerk fanden Ernst und ihr Partner schnell Hunde, die für die Blutspenden infrage kamen. Nur so habe man Fritzi das Leben retten können.

"Nur noch Schatten ihrer selbst"

Wie Ärzte feststellten, hatte sich Fritzi Babesien eingefangen. Das sind Krankheitserreger, die durch Zecken insbesondere im Frühjahr und im Herbst übertragen werden. Babesiose, auch "Hundemalaria" genannt, ist eigentlich eher in südlichen Gegenden von Europa verbreitet, kommt in Potsdam und Berlin aber immer häufiger vor. Die Gefahr sei groß, sagen Mediziner – und von Hundehaltern unterschätzt.

Eine Babesiose bewirkt die Zerstörung der roten Blutkörperchen, kann zu Blutarmut und Organversagen führen. Sie geht mit hohem Fieber und rot verfärbtem Harn einher. Im schlimmsten Fall kann die Infektion für die Tiere tödlich enden. Der Fall von Fritzi beweist das: "Es war krass, denn fast alle roten Blutkörperchen und -plättchen waren zerstört", so Ernst, die sichtlich angeschlagen sagt: "Die Hündin war nur noch ein Schatten ihrer selbst." Die Behandlung der Babesiose – sie erhielt auch Spritzen – habe samt der Transfusionen insgesamt 3.000 Euro gekostet.

Die Vorstellung, dass ihr Hund mit zweieinhalb Jahren sterben sollte, macht Ernst auch heute noch emotional: "Das war schrecklich. Und das nur wegen einer Nachlässigkeit, weil wir es nicht besser wussten". Heute würde sie einiges anders machen, bei Beschwerden des Hundes schneller den Tierarzt aufsuchen zum Beispiel. Doch auch mit Blick auf den Zeckenschutz habe es Verbesserungspotenzial gegeben, gibt sie zu.

Fritzi bekam vor dem Februar 2022 alle drei Monate Tabletten gegen Zecken. Die Ärzte sagten Ernst daraufhin, dass diese gegen diese Zeckenart nicht ausreichten. Nun greift Ernst deshalb auf Advantix, ein chemisches Produkt, zurück, welches ihr Hund jeden Monat bekommt. Mit einer Pipette wird das Mittel auf die Haut aufgetragen. Der Wirkstoff verteilt sich dann über die Haut, der Schutz gegen Parasiten setzt nach 24 Stunden ein. Ab dann ist der Hund drei bis vier Wochen vor Zecken geschützt.

"Man wird teilweise von anderen Haltern angegangen, wenn man solche Mittel nutzt", sagt sie. "Klar ist es nicht schön, dem Hund Chemie zu geben. Aber es ist immer noch besser, als den Hund so leiden zu sehen", so ihr Fazit. Seither sei Fritzi weitestgehend zeckenfrei. Wichtig sei es aber, den Hund nach dem Einwirken des chemischen Produktes zu waschen. Denn bei chemischen Produkten könne es auch zu Nebenwirkungen wie Hautreizungen, Juckreiz oder Haarausfall kommen.

"Tägliche Prophylaxe" ist wichtig

Generell gehen die Meinungen zum Zeckenschutz bei Hunderhaltern auseinander. So gibt es auch weitere Schutzmittel: unter anderem spezielle Halsbänder, die den Hund vor Zecken schützen. Mehr dazu lesen Sie hier. Experten empfehlen, sich beim Zeckenschutz von Tierärzten beraten zu lassen.

Zudem sei eine häufige Kontrolle wichtig: "Wir appellieren an alle Hundehalterinnen und Hundehalter [...], tägliche Prophylaxe zu betreiben. Erst zwölf bis 36 Stunden, nachdem die Zecke zugebissen hat, werden die Parasiten mit dem Speichel an den Hund übertragen", so Tierärztin Dr. Sabine Buder in einem Statement des Landesjagdverbandes Brandenburg.

Daran will sich Ernst ab sofort halten. Die Erkrankung von Fritzi habe sie sehr sensibilisiert. Viele Hundehalter würden das Problem mit den Zecken und der Babesiose unterschätzen. "Bei unserer Fritzi ist es gut gegangen", sagt sie abschließend. "Aber es war wirklich haarscharf".

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Linda Bodil Ernst, Hundehalterin von "Fritzi"
  • t-online.de: "Kann tödlich enden: 'Hundemalaria' grassiert rund um Berlin"
  • ljv-brandenburg: Pressemitteilung vom 21. März 2023 (online)
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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