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Razzien bei der "Letzten Generation": Klimaaktivisten sind schockiert


Die Nerven liegen blank


24.05.2023Lesedauer: 3 Min.
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Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr fΓΌr Sie ΓΌber das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Pressekonferenz Letzte GenerationVergrâßern des Bildes
Aimee van Baalen, Sprecherin der "Letzten Generation", steht am Ende einer Pressekonferenz in der Reformationskirche in Berlin-Moabit. (Quelle: Christoph Soeder/dpa/dpa-bilder)

Bundesweit gab es Durchsuchungen bei der "Letzten Generation". Aktivisten sind schockiert, geben sich aber kΓ€mpferisch.

Diese Pressekonferenz hat sich die "Letzte Generation" ganz anders vorgestellt. Die Einladungen waren seit Tagen verschickt. Es sollte darum gehen, wie es mit den Protesten bis Herbst weitergeht, wie sie weiter stΓΆren wollen. Aber es kam anders.

Eigentlich sind es üblicherweise die Klimaaktivisten, die im Morgengrauen plâtzlich wie aus dem Nichts auftauchen, sich an mehreren Orten gleichzeitig an Straßen kleben und den Verkehr blockieren. Die Rolle des frühmorgendlichen unerwünschten Besuchers haben ihnen Staatsanwalt und Polizei an diesem Mittwochmorgen abgenommen. 15 Durchsuchungen führten Ermittler bundesweit im Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft München bei Mitgliedern der "Letzten Generation" durch. Wie sehr das die Gruppe zumindest kurzzeitig aus dem Konzept brachte, zeigte die Pressekonferenz.

Video | "Letzte Generation" kΓΌndigt weitere Proteste an
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Quelle: Reuters

"Die Razzien machen uns Angst"

Der Medienandrang im Vorraum einer Kirche in Berlin-Moabit ist groß. Mehr als 50 Journalisten sitzen und stehen im Kirchenraum, etliche überregionale Kamerateams streiten sich um die beste Position. Und die Aktivisten müssen sich erst mal sammeln. Der Beginn verzâgere sich um 20 Minuten, heißt es. Angesichts der "dynamischen Lage" müsse man sich noch mal besprechen.

Als es dann losgeht, geht Sprecherin AimΓ©e van Baalen kurz auf die Ereignisse des Morgens ein. "Die Razzien machen uns Angst", sagt sie. Weitermachen wolle man aber trotzdem. "Denn die Bundesregierung fΓΌhrt uns in eine KlimahΓΆlle." Trotz der Durchsuchungen glaube man weiter an den Rechtsstaat. Aber kriminell sei nicht die "Letzte Generation", sondern die "fehlende politische FΓΌhrung in dieser Krise".

Dann geht es schnell weiter im Programm. Aktivistin Marion Fabian berichtet von den Protesten der vergangenen Wochen in Berlin, van Baalen gibt einen kurzen Ausblick auf die nΓ€chsten Wochen.

"Das ist ja wie bei Honecker, unglaublich"

Dann ist plâtzlich Schluss. Van Baalen werde draußen vor der Kirche noch einzelne Interviews geben. Bei der Pressekonferenz selbst wolle man keine Fragen beantworten. Diese Ankündigung lÀsst für kurze Zeit Chaos ausbrechen. Wütend protestieren insbesondere die Kamerateams, die sich mühsam ihre Position erkÀmpft haben und jetzt wieder vor die Kirche umziehen sollen. Journalisten versuchen, die Aktivisten umzustimmen. "Das ist ja wie bei Honecker, unglaublich", sagt ein Reporter zu seinen Sitznachbarn. Der Fragen-Eklat wird derweil live ins Internet übertragen. Die sonst im Medienkontakt so professionell auftretende "Letzte Generation" hat kurzzeitig die Kontrolle verloren.

Die Appelle der Medienvertreter helfen nicht, van Baalen postiert sich vor der Kirche. Und beantwortet dort schließlich doch alle Fragen, die ihr gestellt werden. Statt in ruhiger AtmosphÀre in der Kirche tut sie das nun umringt von einer Journalistentraube, untermalt von der Melodie der KreissÀge einer Baustelle in der NÀhe. Wenn die Pressekonferenz nicht schon lange angekündigt gewesen wÀre, hÀtte die "Letzte Generation" sie so kurz nach den Razzien wohl lieber nicht gegeben.

Nach der Pressekonferenz veranstalten die Aktivisten noch einen Brunch in der Kirche, fΓΌr Mitstreiter und UnterstΓΌtzer. Auch hier ist der Schock ΓΌber die Hausdurchsuchungen spΓΌrbar. Mit ernsten Mienen sitzen die Aktivisten an Tischen, vor sich vegane Zimtschnecken und Kaffee mit Hafermilch. Mehrere GΓ€ste wollen auf Nachfrage nicht ΓΌber die Razzien sprechen. "Ich bin zu sehr durch den Wind heute, sorry", sagt eine junge Frau.

Trotz Razzien und Haft: Mutter will weiter blockieren

Die Aktivistin Judith Beadle erklÀrt sich bereit, über die Razzien zu sprechen. Die 42-jÀhrige Berlinerin beteiligt sich regelmÀßig an Straßenblockaden und hat das harte Vorgehen der bayerischen Justiz schon selbst zu spüren bekommen. Insgesamt sieben Wochen habe sie in München in PrÀventivhaft verbracht, erzÀhlt sie.

Sie habe ganz entspannt Radio gehΓΆrt, als die Nachricht von den Razzien kam, sagt Beadle. "Ich habe einen ziemlichen Schreck bekommen." Sie habe schnell einige Mitstreiter kontaktiert, um zu fragen, ob es ihnen gut geht. Noch immer wisse sie nicht genau, wer alles betroffen sei. "Es ist ein total komisches GefΓΌhl."

FΓΌr Beadle selbst Γ€ndert der Vorwurf, dass es sich bei der "Letzten Generation" um eine kriminelle Vereinigung handeln kΓΆnnte, nichts an ihrer Beteiligung an den Protesten. "Das steht ja schon lΓ€nger im Raum". Aber ihr Umfeld mache sich wachsende Sorgen. Neulich habe ihre Mutter sie ganz aufgelΓΆst angerufen. Sie habe sie aber beruhigen kΓΆnnen.

Sie sei sich der Gefahr bewusst, dass sie auch lÀnger in Haft kommen kânnte. Und die Zeit in der PrÀventivhaft sei "scheiße" gewesen. Aber mit ihrem Mann und ihren neun- und zwâlfjÀhrigen Kindern habe sie viel über ihren Aktivismus gesprochen. Sie würden sie dabei unterstützen, trotz aller Sorgen.

Deswegen macht Beadle weiter, so wie die ganze "Letzte Generation". Auf ihren Social-Media-KanΓ€len gibt sich die Gruppe schon wieder kΓ€mpferisch. FΓΌr den Nachmittag ist ein weiterer Protestmarsch durch Berlin angekΓΌndigt.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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