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Regionalzug kurz vor Berlin evakuiert: So heiß war es an Bord


Person ins Krankenhaus eingeliefert
Passagiere litten bei 50 Grad im Hitze-Zug

Von Yannick von Eisenhart Rothe

Aktualisiert am 11.07.2023Lesedauer: 2 Min.
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Fahrgäste verlassen den Zug durch eine herausgetretene Scheibe: Ein Mann erlitt Schnittverletzungen am Fuß.Vergrößern des Bildes
Fahrgäste verlassen den Zug durch eine herausgetretene Scheibe: Ein Mann erlitt Schnittverletzungen am Fuß. (Quelle: Martin Michel)

Hunderte Fahrgäste waren kurzzeitig in einem extrem aufgeheizten Regionalzug gefangen. Der Einsatzleiter der Feuerwehr sieht noch einen weiteren Grund, warum der Vorfall lebensgefährlich war.

In einem am Sonntag liegen gebliebenen Regionalzug wurden Temperaturen von 50 Grad Celsius gemessen. Das sagte Wolfgang Lange, Einsatzleiter der Feuerwehr, t-online. Lange ist Gemeindewehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Birkenwerder. Die Regionalbahn der Linie RE5 hatte am frühen Sonntagabend wegen eines Oberleitungsschadens kurz vor dem S-Bahnhof Birkenwerder nicht weiterfahren können. Weil die Stromzufuhr unterbrochen war, fiel die Klimaanlage an Bord des völlig überfüllten Zuges aus.

Berichte darüber, dass viele Personen kollabiert seien, konnte Lange nicht bestätigen. Ihm sei lediglich eine Person bekannt, die aufgrund von Kreislaufproblemen ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Die meisten Fahrgäste hätten nach der Evakuierung nur mit Wasser versorgt werden müssen. Ein Mann habe Schnittverletzungen an den Füßen erlitten, weil er ein Notfenster eintrat. In sozialen Medien hatten Fahrgäste über mehrere zusammengebrochene Personen berichtet.

"Das ist lebensgefährlich"

Nach Einschätzung des Einsatzleiters Lange war schnelles Handeln in diesem Fall extrem wichtig. "Wenn sich der Zug noch weiter aufgeheizt hätte, wäre das richtig gefährlich geworden." Er könne deshalb verstehen, dass in dem überfüllten Regio Panik ausgebrochen sei.

Trotzdem rate er unbedingt davon ab, eigenmächtig die Gleise zu betreten. Fahrgäste hatten bereits vor Eintreffen der Einsatzkräfte selbstständig die Türen geöffnet und den Zug verlassen. "Das ist lebensgefährlich", erklärte Lange. Einerseits, weil der S-Bahn-Verkehr noch nicht gesperrt gewesen sei. Und andererseits, weil es bei einem Oberleitungsschaden auch möglich sei, dass Stromleitungen offen lägen und es so zu lebensgefährlichen Stromschlägen kommen könne.

Boden nass vor Schweiß

Entscheidend dafür, wie gefährlich große Hitze für Menschen ist, ist nicht allein die reine Raumtemperatur. Die Luftfeuchtigkeit spielt ebenfalls eine Rolle. Aus diesen beiden Werten setzt sich die sogenannte Kühlgrenztemperatur zusammen. Das ist die tiefste Temperatur, die sich in einer bestimmten Umgebung durch Verdunstungskühlung wie etwa Schwitzen erreichen lässt. Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto höher ist auch die Kühlgrenztemperatur. Bei 100 Prozent Luftfeuchtigkeit sind Umgebungstemperatur und Kühlgrenztemperatur gleich. Gefährlich wird es für Menschen bereits ab einer Kühlgrenztemperatur von 31 Grad.

Die Luftfeuchtigkeit im überfüllten Zug dürfte hoch gewesen sein. Ein Fahrgast berichtete t-online, dass der Boden nass vor Schweiß gewesen sei.

Der liegen gebliebene RE5 hat einiges an Aufmerksamkeit erregt. Fahrgäste machen der Bahn schwere Vorwürfe. Mehr dazu lesen Sie hier. Die Bahn hat sich inzwischen allgemein geäußert, im Normalfall würden Passagiere schnellstmöglich aus Hitze-Waggons geholt. Zu den aktuellen Vorwürfen wollte sich der Konzern mit Verweis auf laufende Untersuchungen bisher nicht äußern.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Wolfgang Lange, Gemeindewehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Birkenwerder
  • Anfrage an die Deutsche Bahn
  • science.apa.at: "Klima-Glossar - Kühlgrenztemperatur: Wenn schwitzen nicht mehr hilft"
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