t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalBerlin

Berlin: Wie die Polizei eine Löwin jagte – und ein Wildschwein fand


Chronik eines Irrtums
Wie die Polizei eine Löwin jagte – und ein Wildschwein fand


Aktualisiert am 21.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Eine Polizistin in Kleinmachnow bei Berlin: Die Jagd nach der mutmaßlichen Löwin dauerte eineinhalb Tage.Vergrößern des Bildes
Eine Polizistin in Kleinmachnow bei Berlin: Die Jagd nach der mutmaßlichen Löwin dauerte eineinhalb Tage. (Quelle: dts Nachrichtenagentur/imago-images-bilder)

Eine vermeintliche Löwin hielt über 30 Stunden lang Polizei und Behörden in Atem. Nun scheint klar: Es war wohl keine. Eine Zusammenfassung.

Eine Löwin, die angeblich irgendwann in der Nacht zum Donnerstag in oder bei Berlin ausgebrochen sein sollte, hat für eineinhalb Tage den Alarmzustand bei Polizei, Jägern, aber auch Medien ausgelöst.

Die Löwin stellte sich am Freitag dann als Wildschwein heraus. Wie konnte das passieren – und warum brauchte man dafür über 24 Stunden?

Polizisten sollen Löwin gesehen haben

Die Geschichte beginnt für die meisten in den sehr frühen Morgenstunden des Donnerstags: Gegen 2 Uhr taucht ein Video bei Twitter auf, das ein Tier in einem Wald bei Kleinmachnow zeigt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Polizei bereits seit rund zwei Stunden auf der Suche nach dem Tier.

"Nach Prüfung des Videomaterials handelt es sich nach einer ersten Einschätzung bei dem Wildtier um eine Löwin", schreibt die Polizei Brandenburg. Auch Polizeibeamte hätten das Tier in der Nacht "gesichert" gesehen.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Es ist ein Screenshot aus genau diesem Video, das Michael Grubert, Bürgermeister von Kleinmachnow, rund eineinhalb Tage später nutzen wird, um zu erklären, dass man sich in der Bewertung des Tieres wohl geirrt hatte.

"Polizei und Löwin gehen aktuell noch getrennte Wege"

Erste Zweifel gab es bereits am Donnerstagmorgen: Zirkus-Betreiber Roman Rogall sagte der "Märkischen Oderzeitung", er vermute nach Ansicht des Videos einen Kaukasischen Bärenhund in den Wäldern nahe der Stadtgrenze. Auch der Verband der Zootierärzte (VZT) zweifelt nach Ansicht des Videos bereits früh am Donnerstag an der Existenz einer Löwin. Zudem wird sie in keinem Zoo oder Zirkus der Region vermisst.

Im Laufe des Vormittags wird das Gefahrengebiet ausgeweitet – und reicht damit erstmals auch in Berliner Stadtteile hinein. Die Polizei durchsucht mit Wärmebildkameras, Drohnen, Hunden und Maschinenpistolen den Wald. Immer wieder werden angebliche Sichtungen der Raubkatze gemeldet. Am Nachmittag verlagert sich das Suchgebiet in Richtung des Stadtteils Zehlendorf.

Inzwischen jagt die Polizei die Löwin auch mit gepanzerten Fahrzeugen. Für kurze Zeit sperren Beamte den Zehlendorfer Waldfriedhof ab. Die Polizei spricht von "mehreren glaubhaften Sichtungen" des Tiers durch Anwohner. Doch auch hier wird das vermeintliche Raubtier nicht gefunden. "Polizei und Löwin gehen aktuell noch getrennte Wege", sagt am frühen Abend ein Sprecher des Lagezentrums der Brandenburger Polizei.

Löwengebrüll oder falscher Alarm?

In der Nacht melden Anwohner in Zehlendorf weitere Sichtungen des Tieres – und Löwengebrüll. Die Polizei sucht erneut mit einer Drohne, findet aber keine Löwin.

Am Freitagvormittag stellt sich heraus, dass tatsächlich das Gebrüll eines Löwen zu hören gewesen sein muss – allerdings aus der Musikbox zweier Jugendlicher, die sich einen Scherz erlaubt haben.

Die Suche geht am Freitagmorgen weiter. Die Polizei eilt nach einem vermeintlichen Hinweis zu einem Denkmal nahe Kleinmachnow, ohne Erfolg. Der kleine Ort verkündet währenddessen, dass der Kinosommer aufgrund der Bedrohung durch die Löwin nicht im Freien, sondern im Rathaussaal stattfinden wird.

Experten analysieren: Es ist wohl ein Wildschwein

Am frühen Nachmittag tritt Bürgermeister Michael Grubert vor die Presse und erklärt unter Berufung auf zwei Experten die Löwin zum Wildschwein. Auffällig sei unter anderem die Rückenhaltung gewesen – die sei eher rund. Löwinnen gehen dagegen in den Katzenbuckel, wenn sie sich herabbeugen.

Er zeigt dabei auf ein grafisch aufbereitetes Foto aus dem Video, das die Polizei gesichtet hatte, bevor die Suche nach der Löwin rund 36 Stunden zuvor begann. Die Polizei hebt die Gefährdungslage auf.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website