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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Datenleak im Internet Bedrohung von Berliner Politiker – Staatsschutz ermittelt

Unbekannte stellen sensible Daten eines Berliner Bezirkspolitikers ins Internet. Die Folge sind Beleidigungen und Bedrohungen. Jetzt ermittelt der Staatsschutz.
Betroffen ist der Berliner Kommunalpolitiker Daniel Eliasson. Seine Daten wurden illegal ins Netz gestellt. Der Staatsschutz ermittelt, bestätigt Anja Dierschke, die stellvertretende Pressesprecherin der Polizei, auf t-online-Nachfrage.
Mehrere Nutzer des Kurznachrichtendienstes X und des Messengerdienstes Telegram hatten persönliche Daten des Steglitz-Zehlendorfer Bezirksverordneten Eliasson ohne dessen Einwilligung veröffentlicht. Unter den Informationen waren auch die Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse des Grünen-Politikers.
"Bei der Veröffentlichung meiner Daten geht es darum, mich einzuschüchtern und mundtot zu machen", sagt Eliasson zu t-online. Eliasson ist auf der Plattform X schon seit Langem das Ziel von Anfeindungen im Netz. t-online berichtete bereits zuvor über den Hass, dem er ausgesetzt ist. Doch die jetzige Veröffentlichung seiner Daten habe eine "neue Qualität", sagt Eliasson.
Lob von Böhmermann-Recherche Anlass für Hass gegen Eliasson
Seit einer Recherche des "ZDF Magazin Royale" von Satiriker Jan Böhmermann und der "Zeit" vor wenigen Tagen ist der Grünen-Politiker erneut im Visier zahlreicher Internet-Nutzer. Die beiden Redaktionen hatten den bis zuletzt anonymen YouTuber "Clownswelt" enttarnt, der auf dem Videoportal gegen Politiker und Journalisten Stimmung macht. Eliasson lobte die Recherche. Unterstützer von "Clownswelt" stellten daraufhin Eliassons Daten ins Netz. Woher diese stammen, ist unklar.
Die Folge des Datenleaks waren Nachrichten von rechten Absendern an Eliasson – nun auch per Telefon und E-Mail. Screenshots von Nachrichten liegen t-online vor. In einer Mail etwa droht ein Absender Eliasson unter Angabe eines Klarnamens implizit mit Gewalt.
Antisemitische Anfeindungen gegen Eliasson
Auch die Anfeindungen im Netz gehen unverändert weiter. Ein User schrieb auf X über das Leak der Daten von Eliasson, der Jude ist: "Vielleicht wird er ja jetzt kleinere Brötchen im Ofen backen." Die Erweiterung des gängigen Sprichwortes um die Worte "im Ofen" liest sich klar als Anspielung auf Eliassons Religion.
"Der Leak meiner Daten hat sicherlich damit zu tun, dass ich Jude bin", sagt er im Gespräch mit t-online. Die rechte Szene wolle dafür sorgen, dass er Angst um sein Leben hat. "Aber das habe ich nicht."
- Telefonat mit Daniel Eliasson
- Schriftliche Anfrage an die Berliner Polizei