Messerangriff in Neukölln Überwachungskamera filmt blutige Tat

Nach einem Messerangriff vor einer Polizeiwache in Berlin-Neukölln schwebt ein Beamter in Lebensgefahr. Der Tatverdächtige kam bereits wieder auf freien Fuß.
Nach der Auseinandersetzung vor einer Polizeiwache in Berlin-Neukölln, bei der ein Polizist mit einem Messer schwer verletzt wurde, ist der genaue Hergang noch offen. Die Ermittler werten aktuell Beweismaterial aus, darunter auch ein Video einer Überwachungskamera, wie ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Berlin mitteilte. Zudem werden Zeugen zu den Geschehnissen befragt.
Nach bisherigen Erkenntnissen wollte der 28-jährige Tatverdächtige am Freitagabend eine Anzeige auf einer Polizeiwache im Rollbergviertel erstatten. Der Diensthabende bat ihn um Geduld. Daraufhin verließ der Mann das Gebäude und beschädigte mit einem Messer ein Polizeifahrzeug.
Polizist am Hals verletzt
Als ein 31-jähriger Polizist einer Einsatzhundertschaft den Mann kontrollieren wollte, kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung. Dabei erlitt der Beamte lebensgefährliche Verletzungen am Hals. Er wurde in einem Berliner Krankenhaus notoperiert.
Der 28-jährige Tatverdächtige kam am Samstag, wenige Stunden nach dem Vorfall, wieder auf freien Fuß. Laut Staatsanwaltschaft bestehe kein dringender Tatverdacht für ein gezieltes Tötungsdelikt. "Momentan gibt es keine gesicherten Erkenntnisse für einen gezielten Messereinsatz", sagte ein Sprecher der Behörde am Samstag.
Rechtliche Bewertung der Tat noch nicht abgeschlossen
Wie das Video zeigt, habe der Mann mit einem Messer am Einsatzwagen herum geritzt, als ihn der Beamte von hinten überraschte. Der 28-Jährige habe daraufhin seinen Kopf nach hinten gedreht und der Beamte habe ihm sofort mit der Faust ins Gesicht geschlagen, wie der "Tagesspiegel" berichtet. Danach sei es zu einem Gerangel gekommen, wobei der Mann das Messer weiter in der Hand gehalten habe. In der Folge habe der Beamte Stichverletzungen am Hals erlitten, so die Zeitung weiter.
Auf dem Video sei jedoch nicht erkennbar, dass der Mann gezielt mit dem Messer auf den Beamten einstechen wollte. Deshalb fehle es an einem Verdacht auf ein Tötungsdelikt.
Gewerkschaft der Polizei fordert mehr Schutz
Nach der Tat forderte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) besseren Schutz für die Beamten. "Das ist nicht die erste Messerattacke auf einen Polizisten. Noch immer warten wir auf die politisch versprochene Stichschutzausrüstung", sagte der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke der Deutschen Presse-Agentur. "Die neue Bundesregierung muss zügig für härtere Strafen und einen besseren Schutz von uns Polizisten sorgen."
Auch der Berliner GdP-Landesvorsitzende Stephan Weh zeigte sich erschüttert: "Wir sind absolut fassungslos und in Gedanken bei unserem schwerstverletzten Kollegen. Unser Dank gilt den Ersthelfern und den Ärzten, die ihm in der Nacht das Leben gerettet haben."
Der Beruf bringe Gefahren mit sich, so Weh. "Aber auf so etwas kann sich niemand vorbereiten. Man geht aus dem Haus, in den Nachtdienst, und kann binnen Sekunden aus dem Leben gerissen werden."
Erst am Donnerstag war auf einer pro-palästinensischen Kundgebung in Berlin ein Polizist schwer verletzt worden. Der Beamte wurde nach Polizeiangaben auf der sogenannten Nakba-Demonstration in die Menge hineingerissen und "niedergetrampelt". Insgesamt wurden mindestens elf Beamte verletzt.
Nach diesem Vorfall hatte Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) die Gewalt bei der Demonstration verurteilt. Der Vorfall sei leider kein Einzelfall. Die Polizei brauche generell kein Misstrauen, sondern gute Ausstattung und "Rückendeckung durch die Politik", sagte Dobrindt.
- Nachrichtenagentur dpa
- tagesspiegel.de: Video aus Überwachungskamera erklärt, warum Täter schnell freigelassen wurde (kostenpflichtig)
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