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Berlin: Restaurant von Tim Raue am Alexanderplatz – so ist es im "Sphere"


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Tim Raues neues Restaurant im Fernsehturm: So ist es im "Sphere"

MeinungVon Till Bartels

05.06.2025 - 16:27 UhrLesedauer: 3 Min.
Soljanka in Tim Raues neuem Restaurant "Sphere": Schon zu DDR-Zeiten stand das Gericht auf der Karte, nun ist das Rezept aber anders.Vergrößern des Bildes
Soljanka in Tim Raues neuem Restaurant "Sphere": Schon zu DDR-Zeiten stand das Gericht auf der Karte, nun ist das Rezept aber anders. (Quelle: Till Bartels)
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Im Fernsehturm am Alexanderplatz hat Sterne-Koch Tim Raue sein neues Restaurant eröffnet. Es gibt Anekdoten und Altbekanntes neu interpretiert.

Er hat mit dem Familienversprechen gebrochen, nicht noch ein weiteres Restaurant zu betreiben: Am Mittwochabend hat der TV- und Sternekoch Tim Raue sein zehntes und höchstes Restaurant eröffnet. Das "Sphere" befindet sich in der silbernen Sputnik-Kugel des Berliner Fernsehturms am Alexanderplatz, in 207 Metern Höhe über der Stadt.

Als Tim Raue die Anfrage zur Übernahme der Fernsehturm-Küche bekam, war dessen erste Reaktion: "Das wird schwierig, wenn ein Wessi auf das Monument der Ossis kommt und meint, klugscheißen zu müssen". Bei der Eröffnungsparty am Mittwoch erzählt der gebürtige Kreuzberger Raue, warum er das Unterfangen dennoch wagte. Steve Karlsch, sein kulinarischer Direktor, habe ihm gesagt: "Chef, wir schaffen das. Aber zum ersten Mal in Ihrem Leben müssen Sie mir zuhören."

Bei der Eröffnung am Mittwochabend sind einige Prominente anwesend, darunter Ex-Bürgermeister Klaus Wowereit mit Kim Fisher und Ex-Boxer Axel Schulz. Gemeinsam mit den rund 150 geladenen anderen Gästen begutachten sie, was in der gut siebenmonatigen Zeit des Umbaus auf dem Panoramadeck anders geworden ist. Die Inneneinrichtung wirkt nicht kalt und neu. Bei den Details merkt man, wie im Einklang mit dem Denkmalschutz behutsam renoviert wurde. Die verstellbaren Tische sind aufgearbeitet, beim Besteck wurde auf ein Vintage-Modell zurückgegriffen. Das indirekte Licht beschränkt sich auf wenige Quellen und auf die Tischlampen mit ihren rot schimmernden Tischnummern.

Speisekarte mit Ostalgie-Gerichten

Als Ansage für das neue "Sphere"-Restaurant gilt: regionale Küche mit klassischen Gerichten. So sind auf der Speisekarte Ostalgie-Gerichte wie "Oma Gerdas Eisbein vom Spanferkel" (28 Euro), "Broiler mit Karottensalat und Süßkartoffelpüree" (29 Euro) oder "The real Schwedenbecher" (11,50 Euro) gelandet. "Eine Zusammenstellung, die vom kleinen Steppke bis zur Oma allen Spaß macht", so Tim Raue.

Schon zu DDR-Zeiten gehörte der Fernsehturm zu den preislich gehobenen Adressen der Republik. Und auch im "Sphere" sind die Preise nicht unbedingt günstig. So schlägt das Menü "Meine Heimat – Tim Raues Berlin und Brandenburg" in vier Gängen mit Aperitif, Getränkebegleitung und Kaffee mit 125 Euro pro Person zu Buche.

Der erste Gang ist ein "Garnelencocktail KaDeWe"

Es dauert, bis sich das "Sphere" in eine Kreisbewegung setzt und der erste Gang serviert wird. Die kulinarische Rundreise in fünf Gängen beginnt mit einer Kindheitserinnerung Raues, dem "Garnelencocktail KaDeWe". "Einmal im Jahr ging es in die sechste Etage im KaDeWe, um lecker essen zu dürfen", erinnert sich Tim Raue, der zu jedem Gang eine Anekdote auftischt und gegen das gesprächige Publikum anreden muss.

Als die Häuser unten in der Karl-Marx-Allee bereits die Abendsonne reflektieren, wird der erste Hauptgang auf einem gelb umrandeten Teller serviert, ein Stück Zander auf warmen Schmorgurken mit Estragonpüree. Die Senfsaat gibt dem Fisch die prickelnde Schärfe. Ausgelöffelt kommt am Tellerboden die Silhouette des Fernsehturms zum Vorschein.

Als Zwischengang gibt es eine "Soljanka", die schon vor der Wende auf der Karte stand – allerdings mit anderer Rezeptur. Damals hieß das Drehrestaurant "Tele Café im UKW und Fernsehturm der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik Berlin". Die "ukrainische Soljanka" kostete 3,30 Ost-Mark statt jetzt 11,50 Euro. Auf Raues Variante thront auch ein Klacks Sauerrahm, aber ein Schuss Dillöl verleiht seiner Soljanka eine fast fruchtig schmeckende Note.

Kapern im Fleisch: "Tim Raues Königsberger Klopse vom Kalb"

Am Vorabend hatten sich Gäste noch über lange Wartezeiten beschwert, doch am Mittwoch vollbringen die Küchen- und Serviceteams Höchstleitungen im Minutentakt. Zunächst wird in der Vorbereitungsküche auf Straßenniveau die Hauptarbeit geleistet, oben im Turm in der nur 21 Quadratmeter großen Küche wird aufgewärmt, zum Beispiel das vorgegarte Schnitzel nur kurz erhitzt.

Eine halbstündige Umdrehung der Fernsehturm-Kugel später, als die Sonne im Westen längst versunken ist, kommen die Teller mit dem zweiten Hauptgericht des Abends: "Tim Raues Königsberger Klopse vom Kalb" mit Kartoffelpüree. Bemerkenswert: Die Kapern schwimmen nicht in der Soße, sondern sind ins Fleisch eingearbeitet. Dazu wird Rote Beete gereicht, die laut Raue "dem Gaumen einen Kick aus Süße, Säure und Schärfe" geben soll. Auf der Karte ist der Gang für 28 Euro gelistet.

Zum Abschluss gibt es "Tante Kathis Käsekuchenmousse", eine Kugel Erdbeereis mit Rhabarber, getoppt von salzigen Butterstreuseln. "Wir möchten an diesem Ort Ost und West kulinarisch zusammenführen", erklärt Tim Raue dazu.

Der größte Einsatz von Tim Raue, den an diesem Eröffnungsabend aber kaum einer mitbekommt: Er musste für das Projekt "Sphere" hoch über seiner Heimatstadt seine Höhenangst überwinden.

Verwendete Quellen
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