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So verlief mein Corona-Test-Marathon durch Berlin – erst positiv, dann negativ


Falscher positiver Test
Böse Überraschung bei Reportage über Kitkat-Club


Aktualisiert am 10.12.2020Lesedauer: 4 Min.
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Die Autorin im t-online Newsroom: Per SMS kam das positive Testergebnis.Vergrößern des Bildes
Die Autorin im t-online Newsroom: Per SMS kam das positive Testergebnis. (Quelle: Florian Wichert/t-online)

Das Ergebnis des Schnelltests ist für mich ein Schock: positiv. Doch damit begann erst meine große Test-Odyssee durch ganz Berlin. Erst nach drei Tagen und fünf Abstrichen kam die Entwarnung.

"Ihr Antigen-Covid-19 Testergebnis ist POSITIV" steht auf meinem Handybildschirm. Ich bleibe stehen und schlucke, bevor ich die Nachricht noch mal lese. "Begeben Sie sich umgehend in Quarantäne" steht da, zusammen mit der Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes.

Darauf war ich nicht gefasst.
Sofort gehen mir zig Fragen durch den Kopf: Gestern war ich im Büro – habe ich vielleicht jemanden angesteckt? Was ist jetzt zu tun? Und wo habe ich mich infiziert, ich war doch so vorsichtig?

Auf dem Weg nach Hause vermeide ich es, andere Menschen anzusehen. Ich hasse die Vorstellung, dass sie meinem Virusatem ausgesetzt sind. Ich fühle mich unwohl und gefährlich und halte die Luft an, wenn jemand an mir vorbeigeht.

Zufällig positiv

Am Morgen war ich aufgebrochen, um für t-online über die Eröffnung eines Schnelltestzentrums im berüchtigten Berliner Fetisch-Club KitKat zu berichten. Ich wollte wissen, wie die Abläufe sind, wer sich dort testen lässt und warum. Dafür wollte ich selbst den Prozess durchlaufen.

Die Erkenntnis: Alles erstaunlich normal. Man stellt sich an, bezahlt, bekommt ein Röhrchen mit QR-Code und dann nimmt ein geschulter Mitarbeiter des Zentrums den Rachenabstrich für den Antigen-Test. Nach 20 Minuten kommt das Ergebnis per SMS – nur bei mir nicht. "Dann waren Sie das mit dem ungültigen Test", sagt die Mitarbeiterin, als ich nachfrage. Bisher gab es wohl einen uneindeutigen Test. Ich mache also noch einen – mein zweiter Test ist positiv.

Ich bin unruhig, weiß, dass ich viel zu organisieren habe und habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Ich wähle die Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes, wie mir in der SMS geraten wurde. "Wir haben hier anderes zu tun", sagt der Herr am anderen Ende der Leitung freundlich, aber bestimmt. Er werde der Testfirma sagen, sie sollten die Nummer nicht mehr mitschicken. Und ich solle in Quarantäne. Gut, so weit war ich auch schon. Interessant, wie planlos man nach fast einem Jahr Pandemie noch ist, wenn man plötzlich selbst betroffen ist, denke ich mir.

Ich rufe bei meinem Ressortleiter an, informiere die wenigen Leute, mit denen ich in den vergangenen Tagen Kontakt hatte und versuche, auf die Schnelle einen PCR-Test zu bekommen. Ein positives Antigen-Testergebnis muss mit dem sichereren PCR-Test bestätigt werden. So schreibt es die Testverordnung des Bundesgesundheitsministeriums vor, da die Schnelltests weniger spezifisch sind und manchmal falsche Ergebnisse anzeigen.

Vier Abstriche später

Später mache ich mich zur zweiten Teststation auf, diesmal mit FFP2-Maske. Hier soll mein positiver Schnelltest mit einem PCR-Abstrich überprüft werden. Wieder stehe ich mit vielen Menschen in der Schlange. Ein gestresst wirkender Mitarbeiter versucht, den Überblick zu behalten, erklärt, wie wir uns anmelden sollen, beruhigt ein älteres Ehepaar. Als ich ihm halblaut sage, dass ich heute schon positiv getestet wurde, weichen die Leute noch einen extra Schritt vor mir zurück.

Der PCR-Test läuft fast genauso ab, wie der Test am Morgen. Ein kurzes Kratzen im Rachen, man wünscht mir alles Gute. Als ich gerade wieder auf die Straße trete, hält mich der Testassistent auf – Anwendungsfehler, falsches Stäbchen, gerade noch gemerkt. Also noch einmal Mund aufmachen. Dann fahre ich nach Hause und warte auf das Ergebnis am nächsten Tag.

In Quarantäne

Ich versuche zu verstehen, was passiert ist. Selten hatte ich mich während der Pandemiezeit so sehr auf der sicheren Seite gefühlt wie in den vergangenen Wochen. Ich bin kerngesund – das leichte Halskratzen am Abend führe ich auf die vier Rachenabstriche zurück – die Corona-Warn-App hat nicht angeschlagen und ich habe die Regeln gewissenhaft eingehalten. Deshalb hoffe ich noch immer, dass ich falsch positiv getestet worden bin.

Der Befund lässt auf sich warten – nach 24 Stunden rufe ich bei der Testfirma an. Der Mitarbeiter kann mich nach 15 Minuten in der Warteschleife nur vertrösten. Irgendwas stimmt mit den Daten nicht. Das Ergebnis liegt noch nicht vor, vielleicht kommt es am Abend, vielleicht morgen früh.

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Tatsächlich kommt es am Abend – und ist uneindeutig. Der Laborbefund ist zwar negativ, weil in meinem Abstrich keine "SARS-CoV-2-spezifische RNA nachgewiesen werden konnte." Die Probe aus meinem Abstrich war aber auch so klein, dass das nicht wirklich aussagekräftig ist. Auf dem PDF wird mir empfohlen, mich doch so bald wie möglich noch einmal testen zu lassen.

Mir wird das Ganze zunehmend unangenehm. Ich habe nun zwar ein etwas besseres Gefühl, Gewissheit habe ich aber keine. Und auch keine für die Leute, die sich wegen des Kontakts mit mir ebenfalls in Quarantäne begeben mussten. Am Sonntagmorgen bin ich wieder im Testzentrum. "Sonntags dauert die Analyse meistens länger", warnt mich die Assistentin gleich vor. Sie behält recht. Am frühen Montagabend kommt endlich die ersehnte E-Mail mit der Entwarnung: Ich bin tatsächlich Corona-negativ.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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