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Konflikt um Stelle für konfrontative Religionsbekundung


Berlin
Konflikt um Stelle für konfrontative Religionsbekundung

Von dpa
25.01.2022Lesedauer: 2 Min.
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Pläne für eine Dokumentationsstelle zu religiösem Mobbing an Schulen im Berliner Bezirk Neukölln haben unter Islamwissenschaftlern, Soziologen und Pädagogen hitzige Debatten ausgelöst. Das Projekt des Vereins Demokratie und Vielfalt (DeVi), der auch in der Rechtsextremismus-Prävention aktiv ist, war im vergangenen Jahr aufgesetzt worden. Über die Förderung einer solchen "Anlauf- und Dokumentationsstelle konfrontative Religionsbekundung" mit öffentlichen Geldern ist bislang nach Angaben des Vereins aber noch nicht entschieden worden.

Es sei falsch, den Fokus nur auf "rigide Religionsvorstellungen" zu legen, sagte Götz Nordbruch vom Verein Ufuq, der Lehrkräfte und Behörden berät, am Dienstag in einem Online-Pressegespräch. Sinnvoller sei es, auch Probleme der Jugendlichen in den Blick zu nehmen, die Rassismus erlebten und im schulischen Kontext oft keine Antworten auf Fragen zur Religion erhielten. Wenn an bestimmten Schulen 90 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund hätten, müsse die Einrichtung Schule schauen, ob sie bereit sei, "diese Diversität auch im Schulalltag abzubilden", etwa wenn es darum gehe, neben Weihnachtsfeiern auch Raum für islamische Feste zu schaffen.

Tobias Nolte, Lehrer für Deutsch und Politik an einer Gemeinschaftsschule in Berlin-Neukölln, sagte, es gebe durchaus Konflikte im Schulalltag, diese seien aber in der Regel nicht religiöser Natur. Er erlebe allerdings, dass sich viele Schülerinnen und Schüler "stark über ihre Zugehörigkeit zur Religion definieren".

Das geplante Register drohe einer "Stigmatisierung" von Muslimen Vorschub zu leisten, warnte Ellen Kollender, Bildungsforscherin von der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg. Sie kritisierte, dass die "vermeintliche Bestandsaufnahme" des Vereins, auf deren Grundlage die Dokumentationsstelle für konfrontative Religionsbekundung eingerichtet werden solle, keine repräsentative Studie ist.

Michael Hammerbacher vom Verein Demokratie und Vielfalt sagte, aktuell herrsche hier ein "Dunkelfeld", das durch die geplante Dokumentationsstelle aufgehellt werden könne. Betroffenen, die sich dort melden würden, könnte zudem gezielt geholfen werden.

Die Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam, Susanne Schröter, sprach sich für das Pilotprojekt aus. In einem Evaluierungsbericht schrieb sie: "Die Demonstration der angeblichen Überlegenheit des Islam und das Erzeugen von Druck auf säkulare Musliminnen und Muslime, wie sie in den konfrontativen Religionsbekundungen beobachtet werden können, gehören zum festen Repertoire islamistischer Akteurinnen und Akteure." Von Jugendlichen würden derartige Verhaltensweisen auch deshalb angenommen, weil sie "mit Stärke und Überlegenheit assoziiert" würden. Dort, wo sich islamistische Ideologien durchsetzten, gerate der Schulfrieden in Gefahr, die Teilhabechancen von Schülern, speziell aus benachteiligten Familien, würden stark beeinträchtigt. Es sei daher im Sinne dieser Schüler, notwendig, das Problem zu erfassen, zu analysieren und Maßnahmen zu entwickeln.

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