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Museen spüren Diskriminierung in Sammlungen auf


Berlin
Museen spüren Diskriminierung in Sammlungen auf

Von dpa
30.01.2022Lesedauer: 2 Min.
Museen spüren Diskriminierung in Sammlungen aufVergrößern des BildesDer Titel des Gemäldes "Neu Guinea Wilde" des Künstlers Emil Nolde ist verkehrt herum zu lesen. (Quelle: Fabian Sommer/dpa/Archivbild/dpa-bilder)
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Im Umgang mit diskriminierenden Kunstwerken oder deren Titeln kommt es aus Sicht des Präsidenten des Deutschen Museumsbunds in erster Linie auf die Einordnung an. Die Häuser sollten eine differenzierte Sicht auf die Dinge vermitteln, sagte Eckart Köhne der Deutschen Presse-Agentur. "Das muss man lernen, das kann man keinem ersparen." Möglich sei das zum Beispiel über Hinweistafeln mit einordnenden Texten - beispielsweise zum kolonialen Kontext der Entstehungszeit eines Werks.

In Berlin durchforsten Experten die verschiedenen Sammlungen - etwa der Staatlichen Museen. "Gesunder Menschenverstand" hat die Direktorin des Kupferstichkabinetts, Dagmar Korbacher, dazu gebracht, nach sexistischen oder rassistischen Begriffen in den Titeln zu suchen. Dabei seien "Zeichnungen aufgefallen, die heute nicht mehr so benannt würden". Etwa ein Blatt, das Georg Friedrich Schmidt (1712-1775) zugeschrieben wird. Der alte Titel mit dem N-Wort ist nun der Bezeichnung "Kopf eines jungen Mannes mit Turban in drei Ansichten" gewichen.

In Datenbanken können alte und neue Titel gefunden werden. Für die Kunsthistorikerin ist eine einfache Umbenennung keine Option. "Es gilt, sich damit auseinanderzusetzen und differenziert damit umzugehen, wie die Kunst geschaffen wurde." Gesellschaft und der Umgang mit Sprache wandele sich. In ihren Schulbüchern habe noch "Z wie Zigarette" gestanden, das werde heute nicht mehr verwendet.

Im Berliner Brücke-Museum lässt sich die Wandlung in der aktuellen Ausstellung "Whose Expression? Die Künstler der Brücke im kolonialen Kontext" noch bis zum 20. März sehen. Museumsdirektorin Lisa Marei Schmidt hat einige Titel der Arbeiten neu fassen lassen. "Das N-Wort können wir als Institution heute nicht mehr schreiben", begründete sie den Schritt. In Wandtexten werden andere schwierige Begriffe wie "Völkerkunde" oder "Entartete Kunst" auf den Kopf gestellt, was Verständnis sichert, aber zum Nachdenken anregt.

So ist auch der Titel von Emil Noldes 1915 entstandenem Gemälde "Neu-Guinea-Wilde" nur verkehrt herum zu lesen. Der heutige Blick auf die kolonialen Kontexte muss aus Schmidts Sicht nicht die Wertschätzung für die Arbeiten selbst minimieren. "Das sind wunderbare Werke", sagte sie. Es gehe nicht darum, die Brücke-Künstler schuldig zu machen, sondern heute Verantwortung zu übernehmen.

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