Berlin Erste Führungen nach Winterpause im Bunker
Im früheren Bunker der DDR-Auslandsspionage in Gosen-Neu Zittau in der Nähe von Berlin sind am Wochenende erstmals nach der Winterpause wieder Besucher durch die Anlage geführt worden. "Die Führungen waren sehr gut besucht, die Resonanz ebenso", teilte Jörg Diester, von den Bunker-Dokumentationsstätten auf Anfrage mit. "Eine starke Nachfrage, die - leider - auch auf die aktuelle Situation in der Ukraine zurückzuführen ist. Wir hätten lieber weniger Besucher in friedlichen Zeiten gehabt."
Die aktuelle politische Situation wurde demnach auch in den Führungen thematisiert. Zwar ging es dort vor allem um die Geschichte des Bunkers sowie um die technische Ausstattung der Anlage. Darüber hinaus sollte aber auch darüber informiert werden, wie es heutzutage um Schutzräume für Bevölkerung und Regierungsstellen bestellt ist.
"Das Thema Schutzraumsituation haben wir zu Beginn der Führungen über Fotografien erläutert", teilte Diester weiter mit, "über die Geschichte der beiden deutschen Regierungsbunker, deren Schließung und letztlich die Aufgabe ziviler Schutzbauten."
Schon vor einigen Wochen hatte Diester mit Blick auf die Frage, welche Ausweichquartiere im Fall eines militärischen Konflikts in Deutschland zur Verfügung stünden, eine ernüchternde Bilanz gezogen: Keine der einst 24 öffentlichen Zivilschutzanlagen in Berlin könnte genutzt werden.
Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hatte den Gosener Bunker am Rande der brandenburgischen Gemeinde Gosen-Neu Zittau 1984 für Spionagechef Markus Wolf als "Ausweichführungsstelle" errichten lassen. Er sollte als geheimer Standort für Krisenfälle zur Koordinierung der Spionage im Ausland dienen.
Die Dokumentationsstätte gibt es seit 2019. Weitere Führungen werden in diesem Jahr noch im April, Mai, Juni, Juli, Oktober und November jeweils am letzten Wochenende des Monats angeboten.