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Bundesliga | Experte: Abstieg wäre für Gelsenkirchen bitterer


Bundesliga
Experte: Abstieg wäre für Gelsenkirchen bitterer

Von dpa
Aktualisiert am 26.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Experte: Abstieg wäre für Gelsenkirchen besonders bitterVergrößern des BildesDie Schalker Meile mit einigen alten Kneipen und blau-weiss dekorierten Schaufenstern. (Quelle: Christoph Reichwein/dpa/dpa-bilder)
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Ein Abstieg des FC Schalke 04 oder des VfL Bochum aus der Fußball-Bundesliga würde die beiden Städte auch sozioökonomisch treffen - allerdings unterschiedlich hart und Gelsenkirchen mehr als Bochum. Das sagte der renommierte Ruhrgebietsforscher Jörg Bogumil der Deutschen Presse-Agentur. Vor dem letzten Spieltag steht Schalke auf dem Abstiegsplatz 17, Bochum mit nur einem Punkt Vorsprung auf dem Relegationsplatz 16. "Für Gelsenkirchen wäre ein Abstieg besonders bitter", sagte der auf Stadt- und Regionalpolitik spezialisierte Soziologe der dpa. Die Stadt leide ohnehin an hoher Arbeitslosigkeit und dauerhaften Strukturproblemen, die von der Stadtspitze politisch nur bedingt beeinflussbar seien. Ein Ausscheiden aus der obersten Spielklasse wäre da ein weiterer Rückschlag. Bochum habe dagegen den Strukturwandel auch dank der Gründung der Ruhr-Universität in der Stadt besser hinbekommen. "Ein Abstieg wäre sehr bedauerlich, aber das Leben von Bochum hängt nicht am VfL", sagte der Wissenschaftler, der an der Ruhr-Universität lehrt. Die einstige Bergbaustadt Gelsenkirchen hatte mit dem Ende des Kohleabbaus einen massiven Bevölkerungsrückgang um rund 35.000 Einwohner zwischen 1990 und 2020 hinnehmen müssen. Das entspricht zwölf Prozent. Leerstand und fehlende Investitionen führten zu verbreiteten Problemen mit "Schrottimmobilien". Die Arbeitslosenquote liegt aktuell mit 14,7 Prozent auf einem NRW-weiten Spitzenwert und mehr als doppelt so hoch wie der Landesschnitt (7,2 Prozent - April 2023). Bochum habe dagegen schon früh 1962 die erste neue Universität in der Bundesrepublik gegründet und den großen Autohersteller Opel auf ehemaligem Zechengelände angesiedelt. Nach dem Ende der Opelproduktion 2014 seien zahlreiche andere Unternehmen gewonnen worden und auf die stadtnah gelegene ehemalige Werksfläche gezogen. "Demnächst haben wir da 6000 Jobs - drei Mal so viel wie zuletzt bei Opel", sagte der Forscher. Die Arbeitslosenquote liegt in Bochum mit aktuell 8,7 Prozent nur um 1,5 Prozentpunkte über dem Landesschnitt. Der Gelsenkirchener Stadtsprecher Martin Schulmann tritt allzu viel Schwarzmalerei entgegen: "Wir haben 2021/22 schon ein Jahr zweite Liga hinter uns", sagt er, "dadurch ist aber keine Firma Pleite gegangen". Es sei eher ein mentales Problem: "Die Stimmung in der Stadt ist einfach besser, wenn Schalke gewinnt und die Leute von Europa oder gar der Meisterschale träumen können", sagt Schulmann. Leere Ränge, da ist sich der Stadtsprecher sicher, muss Schalke im Fall eines Abstiegs jedenfalls nicht befürchten. "Das Stadion ist immer voll - auch in der zweiten Liga." Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) sprach dem Verein kurz vor der Entscheidung Mut zu: "Die Mannschaft wird am letzten Spieltag zeigen, dass Schalke der Kumpel- und Malocherclub ist, dass man mit Willen und unbedingtem Zusammenhalt viel bewegen kann", erklärte sie.

Krisenresistent ist nach Bogumils Überzeugung die dritte Ruhrgebietsstadt, für die es am Wochenende ums Ganze geht: Dortmund. "Selbst wenn die Meisterschaft schief gehen sollte, ändert das nicht viel für Dortmund", sagte der Forscher. Die Ruhrgebietsmetropole biete an Deutschlands größtem Technologiezentrum im Umfeld der Dortmunder Universität Tausende gut bezahlte Jobs zum Beispiel in der IT-Branche und habe auch ansonsten den Strukturwandel geschafft - etwa mit dem Naherholungs- und Wohngebiet am Phoenix-See auf einem einstigen Stahlwerksareal. "Da wohnen heute viele BVB-Spieler", sagt Bogumil, "und genau das ist der Unterschied: Die Schalker Spieler wohnen lieber in Düsseldorf." "Am Besten wäre es fürs Ruhrgebiet, wenn der BVB Meister wird und Schalke und Bochum drinbleiben", sagt der Wissenschaftler.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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