Zehn Jahre nach Aufdeckung Urteil in VW-Dieselaffäre erwartet – Gefängnisstrafen drohen

Am Montag will das Landgericht Braunschweig sein Urteil im Betrugsverfahren gegen vier Ex-Manager verkünden – fast zehn Jahre nach dem Auffliegen des Skandals. Ein Verantwortlicher fehlt.
Mit Martin Winterkorns Rücktritt im September 2015 begann die juristische Aufarbeitung eines der größten Industrieskandale Deutschlands. Doch ausgerechnet der damalige Konzernchef fehlte im nun fast abgeschlossenen Strafprozess – sein Verfahren wird aus gesundheitlichen Gründen gesondert verhandelt.
Ohne Winterkorn als Schlüsselfigur ebbte die Aufmerksamkeit für den vor vier Jahren begonnenen Prozess schnell ab. Stattdessen stehen vier ehemalige Manager und Ingenieure im Fokus. Ihnen wird vorgeworfen, eine illegale Software zur Manipulation von Abgaswerten in Millionen Fahrzeugen mitverantwortet zu haben.
Vier Jahre, 174 Verhandlungstage
Der Prozess begann 2021 unter Pandemiebedingungen – mit Masken und Abstand in der Stadthalle, später weitgehend unbeachtet in regulären Gerichtssälen. Die Angeklagten machten einander schwere Vorwürfe, doch der Kern blieb stets umstritten: Wer wusste wann was?
Trotz rund 150 Zeugen blieb es bei widersprüchlichen Aussagen. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass es sich um vorsätzlichen Betrug handelt – und fordert für drei der Männer Haftstrafen von bis zu vier Jahren. Die Verteidigung hingegen fordert Freisprüche und spricht von Bauernopfern.
Täuschung flog 2015 durch US-Behörden auf
Die Wurzeln des Skandals reichen bis in die 2000er-Jahre, als VW in den USA aufholen wollte. Um strengere Abgasnormen zu umgehen, wurde eine sogenannte Abschalteinrichtung programmiert. Die Täuschung flog 2015 durch US-Behörden auf.
Der Konzern zahlte seither Milliardenstrafen an das Land Niedersachsen, mehrere Manager in den USA mussten in Haft. In Deutschland wurde bislang nur Ex-Audi-Chef Rupert Stadler in einem Prozess in München rechtskräftig verurteilt – auf Bewährung.
Der frühere Vorstandschef Winterkorn weist jede Verantwortung von sich. 2024 sagte er erstmals als Zeuge in einem gesonderten Investorenprozess aus – und später kurz als Angeklagter. Doch wegen eines Unfalls liegt sein Verfahren erneut auf Eis. Wann es weitergeht, ist offen.
Das Urteil am Montag könnte nun zum juristischen Wendepunkt werden – zumindest für diesen Teil des Dieselkomplexes.
- mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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