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Massiver Ärger für Julia Winter nach Pornodreh in Kirche: "Ich bereue nichts!"


Feuer am Haus und ein rätselhafter Brief
Massiver Ärger nach Pornodreh in Kirche: "Ich bereue nichts!"

Von Steffen Koller

Aktualisiert am 19.01.2023Lesedauer: 4 Min.
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Der Schock sitz noch immer tief bei Erotikdarstellerin Julia Winter. Trotz eines mutmaßlichen Brandanschlags auf ihr Haus, denke sie nicht daran, sich aus dem Business zurückzuziehen.Vergrößern des Bildes
Der Schock sitz noch immer tief bei Erotikdarstellerin Julia Winter. Trotz eines mutmaßlichen Brandanschlags auf ihr Haus denke sie nicht daran, sich aus dem Business zurückzuziehen. (Quelle: Screenshot/Instagram/juliawinter_insta)

Ein Pornodreh in einer Kirche verschaffte Julia Winter über Nacht große Aufmerksamkeit – und offenbar auch zahlreiche Feinde. Würde sie es nochmal machen?

Durchgeschlafen habe sie schon lange nicht mehr, sagt Julia Winter. "Meine Nächte sind kurz und unruhig – und das seit Wochen", so die 37-Jährige im Gespräch mit t-online. Nachdem Unbekannte mutmaßlich einen Schuppen an ihrem Wohnhaus in Bassum angezündet hatten, geht Winter nicht nur mit Angst ins Bett, in ihr steigt auch die Wut auf. Wut über die möglichen Brandstifter, aber auch Wut über die Menschen im Ort, die sich einmischen würden, "obwohl sie keine Ahnung haben", sagt sie.

Alles begann vor rund einem Jahr, als die Erotikdarstellerin einen Sexclip in der kleinen Dorfkirche St. Cosmas und Damian in Lunsen (Landkreis Verden) drehte. Das Video ging kurz danach online – und bestimmt seitdem Winters Leben maßgeblich. Von ihren Fans habe die gelernte Krankenschwester durchweg positives Feedback erhalten, sagt sie t-online. In ihrem Wohnort Bassum im Landkreis Diepholz mit seinen etwas mehr als 16.000 Einwohnern herrscht jedoch dicke Luft. Und auch juristisch droht der Pornodarstellerin ein Nachspiel.

Nachdem das Video online gegangen war, erstattete eine Person Anzeige gegen Winter. Störung der Religionsausübung (Paragraf 167 Strafgesetzbuch) wird ihr vorgeworfen. Gegen einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft über 1.500 Euro legte die 37-Jährige Widerspruch ein. Wahlweise hätte sie auch 50 Tage in Haft gehen können. "Das war ein Schock", sagte Winter im November 2022 t-online. Doch der "eigentliche Horror" stand ihr noch bevor.

Feuer zerstört Geräteschuppen

In der Nacht zu Dienstag, 10. Januar, zündeten unbekannte Täter mutmaßlich einen direkt an ihrem Wohnhaus stehenden Holzschuppen an. Gegen 1.30 Uhr lodern Flammen aus dem etwa vier mal vier Meter großen Verschlag, wie auf einem Video zu sehen ist, das t-online vorliegt. Die Freiwillige Feuerwehr Bassum schreibt in einer Einsatzmitteilung, dass 32 Einsatzkräfte an den Löscharbeiten beteiligt waren. Immerhin drei Stunden dauerte der Einsatz demnach.

Ob es Brandstiftung war, ermittelt nun die Polizei, die den Schaden auf rund 7.000 Euro schätzt. Julia Winter indes ist überzeugt: "Das war Brandstiftung. Da bin ich mir sicher. An Zufälle glaube ich schon lange nicht mehr", sagt sie t-online. Gartengeräte, Spielzeuge ihres dreijährigen Jungen, Farbeimer und Werkzeug fielen dem Feuer zum Opfer, zählt sie auf. All das lasse sich ersetzen, so Winter.

Doch die Flammen, so berichtete es auch die Feuerwehr, drohten auf das Wohnhaus überzugreifen. Ein langjähriger Freund Winters, der in der Brandnacht auf ihr Kind aufgepasst und das Feuer bemerkt hatte, konnte Schlimmeres verhindern.

Direkte Anfeindungen im Ort

Der Brand war nach Angaben Winters aber nur das "i-Tüpfelchen" einer ganzen Reihe von Anfeindungen, die sie erfahren musste. Kurz nachdem ein TV-Team im vergangenen Jahr über ihren Pornodreh in der Dorfkirche berichtet hatte, erhielt Winter einen Brief. Das Schreiben, das t-online vorliegt, ist gespickt mit Bibelversen und beinhaltet unter anderem die Aussage: "Ihre Sünden haben sich aufgehäuft bis zum Himmel." Versehen ist der Brief zudem mit einer Internetadresse der Zeugen Jehovas.

Konkrete Drohungen beinhaltet das Schreiben nicht, dennoch hinterlasse der Brief "ein mulmiges Gefühl" bei ihr, sagt Winter. Immerhin war dem Absender Winters Adresse bekannt.

Bei Spaziergängen im Ort sei sie in den vergangenen Monaten zudem verbalen Anfeindungen ausgesetzt gewesen, berichtet Winter. Hundebesitzer würde ihre Vierbeiner ganz bewusst nah an sie herantreten lassen, einige der Hunde hätten dabei ihre Zähne gefletscht. Eine Frau, so erinnert sich Winter, soll in diesem Zusammenhang gesagt haben: "Sie brauchen sich ja nicht wundern, dass der Hund so reagiert."

Winter fordert Respekt für ihre Meinung

Winter, das bekräftigt sie im Gespräch mit t-online, könne "sehr gut mit direkten Anfeindungen leben". Ihren Sohn hineinzuziehen und womöglich in Kauf zu nehmen, dass der Dreijährige zu Schaden komme, "schockiert mich dann doch sehr. Das ist schon hart und sehr makaber!"

Trotz aller Anfeindungen ist Winter davon überzeugt, nichts falsch gemacht zu haben. Mit dem Sexclip habe sie in erster Linie auf Missbrauch in der Kirche aufmerksam machen wollen. Und gehe es nach ihr, bezahle sie gerne auch die Strafe für den verbotenen Videodreh. "Aber eben nicht an die Kirche", das betonte sie bereits im November im Gespräch mit t-online. (Mehr dazu lesen Sie hier)

Religiöse Gefühle habe sie nie verletzen wollen. "Religiosität entscheidet jeder für sich. Macht euer Ding, glaubt an wen und was ihr wollt." Sie habe ihre eigene Meinung zum Thema Kirche – "respektiert das!"

Winter: "Habe Scheiße gebaut und dazu stehe ich"

Trotz aller negativen Erlebnisse werde sie weiter in Porno-Business arbeiten. "Natürlich mache ich weiter!" Andere Mütter seien auch im Erotikgeschäft tätig, "das ist wie jeder andere Job auch". Es würden sich eben Leute einmischen, "die keine Ahnung haben". Das alles seien fremde Menschen, die sie nie kennengelernt hätten, aber über sie urteilen würden.


Quotation Mark

Das war Brandstiftung. Da bin ich mir sicher. An Zufälle glaube ich schon lange nicht mehr.


Pornodarstellerin Julia Winter


Auf die Frage, ob sie den Videodreh im Gotteshaus mittlerweile bereue, sagt Winter entschieden: "Ich bereue nichts!" Sie habe "Scheiße gebaut", das wisse sie und dazu stehe sie auch. Doch: "Die Kirche tut es eben nicht!" Laut Winter würden "unzählige Missbrauchsskandale unter den Teppich gekehrt". Die Institution Kirche dürfe sich demnach "alles erlauben".

Um wenigstes etwas gegen den Missbrauch zu tun, spende sie jegliche Einnahmen, die durch das Video aus der Lunser Kirche generiert werden. Wie viel das ist, blieb unklar. Sie jedenfalls verdiene damit "keinen Cent". Die einstige Pastorin der Kirchengemeinde Lunsen, Anja Sievers, wollte sich auf Anfrage von t-online nicht zu den Vorkommnissen äußern. In einer Mail heißt es kurz und knapp: "Bis auf Weiteres stehen wir für keine Stellungnahmen und/oder Auskünfte bereit."

Kleiner Hoffnungsschimmer

Für Winter gibt es immerhin einen kleinen Hoffnungsschimmer. Nachdem ihr aktueller Vermieter die Wohnung aufgrund von Eigenbedarf gekündigt habe, sehe es mit einer neuen Bleibe "momentan ganz gut aus".

Positiver Nebeneffekt: Ihr Sohn werde künftig nicht mehr jeden Tag an das Feuer erinnert. Momentan spreche er häufig davon, ganz besonders beim Anblick der verkohlten Überreste des Schuppens. Bald werde er dann hoffentlich besser schlafen. Genau wie Julia Winter selbst, die eine "Mütze Schlaf gut gebrauchen" könne.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Julia Winter
  • feuerwehr-bassum.de: Einsätze
  • Schriftliche Anfrage an Anja Sievers, ehemalige Pastorin der Kirchengemeinde Lunsen
  • kirche-lunsen.wir-e.de: Team
  • Eigene Recherchen
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