Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr fĂŒr Sie ĂŒber das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Bremerhaven darf wieder gendern â Koalition gibt klein bei
Genderspezifische Schreibweisen sollten in Bremerhaven unterlassen werden. Nach Diskussionen nehmen die Koalitionsfraktionen den Beschluss wieder zurĂŒck.
Die Bremerhavener Koalition aus CDU, FDP und SPD wollte mit einem Magistratsbeschluss die Nutzung von Sonderzeichen wie Sternchen und Doppelpunkt, die beim Gendern genutzt werden, in der Verwaltung verbieten. Nun sei der Beschluss wieder zurĂŒckgenommen worden, wie der "Spiegel" berichtet.
"Die unterschiedlichen Reaktionen auf den Magistratsbeschluss haben uns gezeigt, dass der gewÀhlte Weg nicht der richtige gewesen ist", teilten die Fraktionsvorsitzenden Thorsten Raschen (CDU), Hauke Hilz (FDP) und Sönke Allers (SPD) in einer gemeinsamen ErklÀrung mit.
Bremen: Bisher nur Empfehlungen zu Schreibweisen
Das Land Bremen hatte bis zum Magistratsbeschluss im Dezember eine Handreichung fĂŒr den öffentlichen Dienst gegeben, an der sich auch die Bremerhavener Verwaltung orientiert hatte. Darin werde empfohlen, bei nicht passenden genderneutralen Begriffen Sonderzeichen zu nutzen. Damit wĂŒrden auch Menschen einbezogen, "die sich selbst nicht als Mann oder als Frau definieren können oder wollen".
"Wir haben uns in der Vergangenheit immer wieder darĂŒber geĂ€rgert, dass es zwar viele Diskussionen und politische â teilweise ideologisch geprĂ€gte â Haltungen zu gendersensibler Sprache gibt, anschlieĂend dann aber vom Genderstern * ĂŒber den Doppelpunkt :, den Unterstrich _ oder Querstrich / und alle möglichen Umschreibungen ein teilweise krampfhafter Versuch unternommen wird, die vorhandene geschlechtliche Vielfalt abzubilden", schreiben die Fraktionen in der ErklĂ€rung weiter. Sie hĂ€tten mit ihrem VorstoĂ jedoch nicht abbilden wollen, dass ihnen die geschlechtliche Vielfalt in gendersensibler Sprache egal sei.
Beschluss löste Kritik aus
Der Beschluss vom Dezember, alle Sonderzeichen als "rechtschreibwidrig" gelten zu lassen, löste Kritik und Diskussionen aus. Der "Spiegel" zitiert GĂŒnter Matthiessen, Mitglied des Kreisvorstandes der Linken in Bremerhaven, der auf der Homepage der Partei mitteilen lieĂ: "Ich habe diesen Bericht zuerst fĂŒr einen verfrĂŒhten Aprilscherz gehalten."
Die drei Parteien forderten vom Bremer Senat eine "verbindliche gesetzliche Regelung fĂŒr die Verwendung gendersensibler Sprache". Das Land Bremen wĂŒrde sich damit laut ErklĂ€rung "an die Spitze in Deutschland setzen, wenn es um gendersensible Sprache geht."