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44 Jahre beim BVB: Michael Zorc – Abschied vom ewigen Borussen


44 Jahre beim BVB
Michael Zorc – Abschied vom ewigen Borussen


Aktualisiert am 13.06.2022Lesedauer: 5 Min.
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Sportdirektor Michael Zorc und das BVB -Emblem (Archivbild, Montage): Nach 44 Jahren im Verein hört er auf.Vergrößern des Bildes
Sportdirektor Michael Zorc und das BVB-Emblem (Archivbild, Montage): Nach 44 Jahren im Verein hört er auf. (Quelle: Uwe Kraft/Michael Weber/imago-images-bilder)

Ein letztes Mal wird er an diesem Samstag auf der Bank Platz nehmen, ein letztes Mal ein Spiel des BVB als Sportdirektor begleiten – dann ist Schluss für Michael Zorc. Nach 44 Jahren in Diensten von Schwarz-Gelb endet eine Ära. Es wird ein Abschied mit viel Wehmut und großer Dankbarkeit.

Natürlich steckt im letzten Bundesligaspiel von Borussia Dortmund gegen Hertha BSC noch einmal sportliche Brisanz. Die Berliner kämpfen gegen den Abstieg, die Schwarz-Gelben wollen sich mit einer ordentlichen Leistung aus einer verkorksten Saison verabschieden. Natürlich stehen auch Profis wie Erling Haaland, Axel Witsel oder Dan-Axel Zagadou im Fokus, die den Verein zum Saisonende verlassen und vor dem Anpfiff offiziell verabschiedet werden.

Und doch werden alle Augen vor allem auf einen Mann gerichtet sein, der wie kein Zweiter die schwarz-gelbe DNA in sich trägt und der diese Borussia über Jahrzehnte geprägt hat. Einer, der bei den Anhängern längst Legendenstatus genießt und der jetzt die Bundesligabühne verlässt: Michael Zorc.

Wuscheliger Lockenkopf wechselte mit 16 zur Borussia

"Wir sind alle Dortmunder Jungs", werden sie voller Dankbarkeit, Respekt und Stolz von der legendären Südtribüne skandieren, wenn der BVB seinem Sportdirektor Danke sagt. Und selten hat ein Fan-Gesang so gepasst wie bei ihm. Michael Zorc ist ein echter Dortmunder Junge, dem das schwarz-gelbe Gen schon mit in die Wiege gelegt wurde.

Aufgewachsen im Norden der Stadt kickte er in seiner Jugend beim TuS Eving-Lindenhorst auf Asche. In jenem Verein, der auch andere BVB-Größen wie Lars Ricken und Stefan Klos hervorgebracht hat. 1978 wechselte der hoch aufgeschossene junge Mann mit dem wuscheligen Lockenkopf mit 16 Jahren zur Borussia – und ist ihr bis heute treu geblieben.

Am 24. Oktober 1981 debütierte Michael Zorc unter Branko Zebec in der Bundesliga, nachdem er im Sommer mit der deutschen U20 Junioren-Weltmeister geworden war – und noch vor dem Abitur, das er im Frühjahr 1982 erfolgreich ablegte. Sein damaliger Mitspieler Rolf Rüssmann verpasste ihm früh den Spitznamen "Susi". Zorc mochte ihn nie sonderlich, doch über 20 Jahre hinweg sollte er während seiner aktiven Karriere immer wieder voller Inbrunst von den Tribünen schallen.

463 Bundesligaspiele hat der Mann mit der Nummer 8 in dieser Zeit für seine Borussia absolviert, 572 Pflichtspiele insgesamt – keiner hat je öfter das schwarz-gelbe Trikot getragen. Als defensiver Mittelfeldspieler war Zorc ungemein torgefährlich, auch seine Elfmeter waren gefürchtet. Allein 131 Mal traf er in der Bundesliga, in den Meisterjahren 1995 und 1996 war er mit je 15 Toren treffsicherster Spieler der Borussia.

Michael Zorc als Kapitän des BVB

Von 1988 an trug er für – wie passend – 09 Spielzeiten die Kapitänsbinde, länger als jeder andere vor oder nach ihm. Er wurde DFB-Pokalsieger, zweimal Deutscher Meister, gewann die Champions League und den Weltpokal – viel mehr geht nicht für einen Vereinsfußballer.

Allein jede einzelne dieser Zahlen, jeder einzelne Triumph würde reichen, Michael Zorc zu einer schwarz-gelben Legende zu machen. Aber es waren eben nicht nur die großen Erfolge, die ihn in die Herzen der Fans getragen haben. Es waren seine Bodenständigkeit und Bescheidenheit, seine Treue und Verbundenheit, seine Identifikation mit diesem Verein und dieser Stadt, die Maßstäbe gesetzt hat und bis heute unerreicht ist.

Und es sind diese besonderen Momente des Spielers Zorc, die im Gedächtnis bleiben, und von denen jeder Fan die eine oder andere Geschichte erzählen kann. Etwa die 54. Minute im dramatischen Relegationsrückspiel gegen Fortuna Köln 1986, als der BVB nach drei Halbzeiten mit 0:3 zurückliegt. Der damals 23-Jährige hämmert einen Elfmeter eiskalt in die Maschen und bringt seine Borussia zurück ins Spiel.

Natürlich auch der Pokalsieg 1989, als 40.000 Anhänger Berlin schwarz-gelb einfärben und ein stolzer Kapitän den goldenen Pott in die Höhe streckt. Oder die Deutsche Meisterschaft 1996, als "Susi" im Saisonendspurt Vollbart trägt – bis er die Schale wieder in Händen hält.

Und Michael Zorc schreibt auch Geschichte, als sich sein sportlicher Abschied langsam andeutet – er dies mit seinem Ehrgeiz und Einsatz aber nur bedingt wahrhaben möchte. Im Mai 1997 lässt ihn Ottmar Hitzfeld ausgerechnet im Derby gegen Schalke, für ihn als Ur-Dortmunder jedes Mal etwas ganz Besonderes, 75 Minuten auf der Bank schmoren.

Vom Spieler zum Sportdirektor

Seine ganze Wut legt Zorc in den Schuss in der 84. Minute, der zum 1:0-Sieg einschlägt – und die Mitspieler müssen den sonst so ruhigen und besonnenen Profi auf dem Platz einfangen, als er lautstark Richtung Trainerbank schimpft. Knapp vier Wochen später ist der Triumph in der Champions League für viele Fans erst rundum perfekt, als der vehement geforderte Zorc in der 89. Minute endlich eingewechselt wird. Beim Gewinn des Weltpokals Ende 1997 in Tokio steht er noch mal in der Startelf – und trifft prompt zur Dortmunder Führung.

Bei seinem Karriereende 1998 war klar, dass einer wie er dem Verein erhalten bleiben muss. Und doch gestaltete sich der Überhang vom erfolgreichen Spieler in die sportliche Führung für Michael Zorc in den ersten Jahren schwierig. Erst fehlte es neben einem Manager Michael Meier an der nötigen Entscheidungskompetenz, dann als alleinverantwortlicher Sportdirektor bei der fast insolventen Borussia am nötigen Geld. Zorc aber blieb sich und seinem Klub treu, emanzipierte sich in seiner neuen Rolle, arbeitete ebenso akribisch wie besonnen – und landete seinen größten Coup, als er 2008 Jürgen Klopp als neuen Trainer zum BVB holte.

Die Ära Klopp und Zorc

Der Rest ist Legende: Das Duo Klopp und Zorc formte eine Mannschaft, die sich mit ihrem Vollgasfußball in die Herzen von Fußball-Deutschland spielte, ganz Europa aufmischte und 2012 erstmals in der BVB-Historie das Double aus Meisterschaft und Pokal nach Dortmund holte. Was er als Spieler in Sachen Titelsammlung und Gänsehautmomenten begonnen hatte, setzte Michael Zorc als Sportdirektor nahezu nahtlos fort.

Wenn auch jetzt mehr im Hintergrund und nicht mehr im Rampenlicht; mit seiner Arbeit und seinem Namen ist eine der erfolgreichsten Epochen in 113 Jahren Vereinsgeschichte verbunden. Dieser Erfolg ist nicht zuletzt seinem guten Händchen bei Transfers geschuldet, die oftmals sogar spektakulär gut waren, sowohl sportlich als auch finanziell – von Dede, Subotic und Hummels über Barrios, Kagawa und Lewandowski bis hin zu Reus, Aubameyang und Sancho.

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Dass neben Michael Zorc an diesem Samstag im Stadion auch Marcel Schmelzer verabschiedet wird, passt da gut ins Bild. Einen langen Weg sind sie in den vergangenen Jahren gemeinsam gegangen, seit Zorc den Linksverteidiger 2008 mit einem Profivertrag ausgestattet hatte. Auch "Schmelle" trägt die schwarz-gelbe DNA in sich, war lange Jahre Kapitän, ist Titelsammler, Identifikationsfigur und auch im harten Profigeschäft immer Mensch gewesen.

So wie Michael Zorc, der ewige Borusse. Denn das wird er immer bleiben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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