Radfahrer vom Rennrad gestoßen? Kreistagsabgeordneter muss Schmerzensgeld zahlen

Vor Gericht ließ sich der Vorfall nicht rekonstruieren: Der Pirnaner Kreistagsabgeordnete kam mit Auflagen davon.
Ein Pirnaner Kreistagsabgeordneter der Konservativen Mitte – ein Zusammenschluss aus CDU-Abtrünnigen – stand wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr vor Gericht: Im August 2021 soll der Kreistagsabgeordnete einen Radfahrer vom Rennrad gestoßen und an den Beinen verletzt haben. Der 61-jährige Raumausstattermeister hatte gegen einen Strafbefehl Widerspruch eingelegt und damit den Fall vors Amtsgericht Dippoldiswalde gebracht.
Für den 52-jährigen Radfahrer ist der Fall klar: "Ich fuhr die Burgker Straße in Freital hoch. Mich überholte ein Transporter, stoppte immer wieder. Als ich dann vorbeifuhr, zog er nach links, drängte mich ab", berichtet die Dresdner Morgenpost aus dem Gerichtssaal: Im Reflex habe der Radfahrer nach dem Spiegel gegriffen, der einklappte. "Da schrie der Fahrer: 'Du Schwein hast mir den Spiegel kaputtgemacht!' Er sprang aus dem Auto und schubste mich vom Rad." Die zuständige Richterin des Amtsgerichts bestätigt die Darstellung gegenüber t-online.
Kreistagspolitiker kommt mit Auflagen davon
Der Kreistagsabgeordnete habe hingegen vor Gericht behauptet, dass er mit seiner 16-jährigen Enkelin in die Stadt gefahren sei, um Eis zu kaufen, berichtet ein Gerichtsreporter der Sächsischen Zeitung. Auf dem Rückweg habe der 61-jährige Politiker nach dem Auto der Eltern Ausschau gehalten, weshalb er so langsam gefahren sei. Da der Radfahrer davon gefahren sei, ohne seine Personalien abzugeben, sei der Politiker ihm hinterhergerannt und habe ihn am Hinterreifen zum Halten bekommen. Bei dieser Aktion seien beide auf den Bordstein gestürzt, heißt es in der Sächsischen Zeitung weiter.
Um den Fall aufzuklären, wurde ein Polizeibeamter als Zeuge geladen, der die Widersprüche auch nicht klären konnte: Wie Sächsische Zeitung berichtet, habe es zwischen der Sitzungspause ein Gespräch zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft gegeben, um den Prozess unter Auflagen einzustellen: Der Kreistagsabgeordnete habe sich bereit erklärt 500 Euro Schmerzensgeld an den Radfahrer zu zahlen und die Kosten für die Reparatur des Fahrrads in Höhe von rund 224 Euro zu übernehmen. Darüber hinaus wird er der Staatskasse 1.500 Euro zahlen.
- Antwort auf t-online-Anfrage beim Amtsgericht Dippoldiswalde
- saechsische.de: Nach Auseinandersetzung mit Radler: Freitaler Stadtrat muss zahlen (kostenpflichtig)
- tag24.de: Radler vom Sattel geschubst?