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Freital: Landwirt scheitert bei Umstellung auf Solarstrom


Posse aus Sachsen
Landwirt will auf Solarstrom umstellen – und scheitert am Stromnetz


Aktualisiert am 01.04.2023Lesedauer: 3 Min.
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Stadtwerke bremsen die grüne Vision des Milchbauern Marc Bernhardt: "Die Politik macht große Worte, aber sie geht an der Realität der Menschen vorbei."Vergrößern des Bildes
Stadtwerke bremsen die grüne Vision des Milchbauern Marc Bernhardt: "Die Politik macht große Worte, aber sie geht an der Realität der Menschen vorbei." (Quelle: privat)

Der Freitaler Milchbauer wollte autark von großen Stromanbietern werden und plante eine 1.000-Quadratmeter-Solaranlage. Warum seine grünen Pläne an der Realität scheitern.

Das Dach des hinteren Kuhstalls ist riesig. Vor elf Jahren hat Familie Bernhardt aus Freital-Somsdorf ihren Hof erweitert und einen weiteren Kuhstall gebaut. Momentan sind die knapp 1.000 Quadratmeter Dachfläche mit Aluplatten gedeckt. An ihrer Stelle hätte Marc Bernhardt gern Solarmodule. "Wir haben uns das mit einer Firma aus Dresden angeschaut", sagt der Landwirt, "das Dach ist großflächig und optimal für Photovoltaik geeignet." Theoretisch wäre eine 200-Kilowatt-Anlage möglich, die den ganzen Hof mit Strom versorgen könnte. Doch in der Praxis geht sein Plan nicht auf.

Marc Bernhardt betreibt mit seinem Vater Gottfried in siebter Generation einen Milchbetrieb. In Freital gab es einmal zwölf dieser Betriebe. Mittlerweile ist die Milchtanke Freital die letzte ihrer Art. Die 110 Milchkühe produzieren täglich 3.000 Liter Milch. Jeden Tag kommt ein Transporter aus Döbeln, der mehrere Betriebe anfährt und auch die Milch der Bernhardts zum Abnehmer Müllermilch in Leppersdorf bringt. Auf dem Hof verkauft die Familie auch noch Joghurt, Eis, Fleisch, Eier und Honig.

Vom Strom ist der Familienbetrieb zu 100 Prozent abhängig. Vor allem aufgrund der zwei modernen automatischen Melkroboter, von denen einer 55 bis 60 Kühe am Tag schafft. "Würde die Energieversorgung ausfallen, würde der Betrieb sofort stillstehen", sagt Marc Bernhardt, der ein Studium in Agrarwissenschaft in Dresden-Pillnitz absolviert hat. Diese Sorge hatte er vor allem im vorigen Herbst, als die Energieversorgung wegen des Ukraine-Krieges längere Zeit unsicher war.

Freital: 40 bis 50 Prozent höhere Kosten

Aber auch die hohen Kosten für Dünger, Diesel, Gas und eben Strom ließen Bernhardt über unabhängige Stromerzeugung nachdenken. "Eine Kostenexplosion in so vielen Bereichen habe ich noch nie erlebt", sagt der 36-Jährige, "wir reden hier von 40 bis 50 Prozent im letzten Jahr." Dafür war aber der Milchpreis höher. 60 Cent pro Liter bekamen die Bernhardts noch im Dezember. Mittlerweile sind sie wieder bei 45 Cent.

Überall ist gerade von grüner Energie und Energiewende die Rede. Also plant Marc Bernhardt, seinen Betrieb fit für die Zukunft zu machen. Die Solarenergie könnte seinen kompletten Betrieb unabhängig mit Strom versorgen, der Rest ins Freitaler Stromnetz eingespeist werden. Über die sogenannte Einspeisevergütung will die Familie mit grünem Strom noch Geld verdienen.

Doch mit der Antwort der Freitaler Stadtwerke hätten sie nicht gerechnet. Denn das Ortsnetz ist nicht ausgelegt für eine 200-Kilowatt-Anlage. Der Ausbau der Leitung würde lange dauern und die Stadtwerke 10.000 bis 15.000 Euro kosten. All das wäre mit immensem Aufwand, Bürokratie und Kosten verbunden. "Die Politik macht große Worte, aber sie geht an der Realität der Menschen vorbei", sagt der Milchbauer.

Nur ein Viertel des Bedarfs gedeckt

Das Problem mit dem Freitaler Stromnetz ist aber kein Einzelfall. In ganz Deutschland fehlen die Kapazitäten. Überall gibt es regionale Engpässe und der Ausbau der Leitungen geht nicht von heute auf morgen. Bereits im März sind außerdem die Anmeldungen für Photovoltaikanlagen im neuen Jahr explodiert.

So bleibt den Bernhardts nur die Installation einer kleinen Photovoltaikanlage. "Mit den 30 Kilowatt sind gerade mal 20 Prozent unseres Energiebedarfs gedeckt", sagt Mark Bernhardt enttäuscht. Und auch das 1.000 Quadratmeter große Dach ist dann nur zu einem Viertel mit Solarmodulen bedeckt.

Die Solarmodule und eine Firma zu bekommen, die alles installiert, war demgegenüber kein Problem. Auch die Anmeldung beim Netzbetreiber ging mit der kleinen Anlage schnell. Schon im April soll sie installiert werden.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
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