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DVB-Finanznot: Wie sehr wird das Dresdner Streckennetz ausgedünnt?


DVB in akuter Finanznot
Wie sehr wird das Dresdner Streckennetz ausgedünnt?

Von t-online, mgr

Aktualisiert am 11.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Streik der Anbieter öffentlicher Verkehrsmittel in Dresden. An der Haltestelle Zwinglistraße spiegelt sich eine Anzeigetafel der DVB in einer Pfütze.Vergrößern des BildesEine Anzeigetafel der DVB spiegelt sich in einer Pfütze (Symbolbild): Laut einem internen Papier könnte die stark frequentierte Buslinie 64 zwischen Striesen und Reick gestrichen werden. (Quelle: Sven Ellger/imago-images-bilder)
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Die DVB erwarten ein Defizit von 26 Millionen Euro. Ein internes Dokument zeigt Einsparungspotenziale auf – aber auch, dass es dafür keine Mehrheiten gibt.

Obwohl die Finanzierung der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) für 2024 geklärt schien, stellt sich der vorgesehene Betrag aus dem städtischen Doppelhaushalt als unzureichend heraus. Faktoren wie steigende Energie- und Kraftstoffpreise, die Entwicklung der Baukosten, neue Tarifabschlüsse sowie das vergünstigte Deutschlandticket erzeugen ab 2024 eine spürbare Etatlücke.

Die finanzielle Lücke ist derart beträchtlich, dass sie laut DVB-Sprecher Falk Lösch auch durch erhöhte Ausgaben der Stadt allein nicht mehr gedeckt werden könnte. Eine auskömmliche Kofinanzierung von Bund und Land sei unerlässlich: "Wenn das nicht erfolgt, muss alles neu gedacht werden."

Dresden: Buslinien sollen komplett wegfallen

Einem internen Dokument der DVB-Vorstände zufolge, das der "Sächsischen Zeitung" vorliegt, würden die Einsparungspotenziale allerdings längst ausgelotet. Im zitierten Papier werden eine Reihe von Kosteneinsparungen vorgeschlagen, darunter die Einstellung historischer Bergbahnen und Fährverbindungen in Dresden. Der Plan sieht ebenfalls die Streichung von vier Buslinien sowie des Leihrad- und Carsharing-Dienstes Mobiwelt vor.

Nach diesem internen Dokument würden die Straßenbahnen der Linie 1 von Prohlis nur noch bis zur Waltherstraße fahren und nicht mehr bis Leutewitz. Die Linie 8 zwischen Hellerau und Südvorstadt soll unter der Woche nur noch alle 20 statt alle 10 Minuten, am Wochenende nur noch alle 30 Minuten fahren. Auch die Taktung der Buslinie 68 zwischen Cotta und Cossebaude soll nach Informationen der "Sächsischen Zeitung" von einer Ausdünnung betroffen sein.

Zusätzlich wird vorgeschlagen, eine geplante Verdichtung der Taktung auf der stark frequentierten Buslinie 64 zwischen Striesen und Reick zu streichen. Ein weiterer Teil des Plans betrifft die Entzerrung der Schulanfangszeiten und des Nachtverkehrs. Allerdings stellt die DVB im Gespräch mit t-online klar, dass es bis jetzt keinen Auftrag der Stadt Dresden zur Erstellung eines Planes zur Angebotsreduzierung gegeben habe.

DVB-Vorstand zu Sparvorschlägen: "Es gibt keine Tabus"

Am Montag verteidigte DVB-Vorstand Lars Seiffert in der "Sächsischen Zeitung" die Sparpläne: "Es gibt in diesem Zusammenhang keine Tabus. Die Kürzungen wären die Konsequenz, wenn wir aus leeren Kassen noch etwas zaubern sollen."

Mit der Einführung des Deutschlandtickets seien die Bareinnahmen an den Automaten drastisch zurückgegangen. Touristen mit Deutschlandticket würden keine Tages- oder Wochenkarten kaufen. Im kommenden Jahr sei insgesamt mit einem Finanzierungsdefizit von 26 Millionen Euro zu rechnen, welches ein Jahr später auf 31,1 Millionen Euro anwachsen könnte.

Einsparungspotenzial von fast 10 Millionen

Die vorgeschlagenen Maßnahmen zielen auf eine jährliche Einsparung von 9,2 Millionen Euro ab. Die größte Einsparung soll die Streichung des Dresden-Passes mit rund 2,3 Millionen Euro jährlich bringen, gefolgt von der Einstellung der Fährverbindungen und Bergbahnen mit etwa 2,2 Millionen Euro.

Für Grünen-Stadträtin und DVB-Aufsichtsrätin Susanne Krause wäre es das komplett falsche Signal. "Wer dort streicht, nimmt den Armen die Möglichkeit zur selbstständigen Teilnahme am Leben", sagte Krause t-online. Sie plädiert stattdessen für moderate Erhöhungen der Parkgebühren – neben weiteren Beiträgen von Land und Bund.

100.000 verkaufte Deutschlandtickets

Zumal die Eindampfung zu einer Zeit diskutiert werde, in der die Nachfrage nach dem Deutschlandticket konstant hoch sei. Ende Juni verkaufte der DVB sein 100.000. Deutschlandticket. Schon vor Verkaufsstart waren 22.000 Vorbestellungen zusammengekommen. Laut Krause müsste der Takt deshalb eher verdichtet werden, wenn es die Stadt wirklich ernst mit den Klimazielen meinen würde.

Auch wenn Krauses Vorschläge im Stadtrat nicht mehrheitsfähig wären, gibt es ebenso wenig eine Mehrheit für die durchgestochenen Sparpläne. "Eine Verschlechterung der Anbindung der Ortschaften und der Randbereiche machen wir nicht mit", sagte Veit Böhm, CDU-Vertreter im Aufsichtsrat, der "Sächsischen Zeitung". Ähnlich sehe das die FDP. "Aber wir sollten über die Standards diskutieren – ob es wirklich immer das Schickste und Feinste sein muss, wie die neuen Straßenbahnen", sagte Holger Zastrow, der für die FDP im Aufsichtsrat sitzt, der Zeitung. Krause hält jedoch dagegen, als die finale Kaufentscheidung 2019 getroffen worden sei, hätte noch niemand die bevorstehende Kostenexplosion vorhersehen können.

Verwendete Quellen
  • saechsische.de: "Schwebebahn, Standseilbahn, Buslinien und Leihräder sollen DVB-Sparplan zum Opfer fallen" (kostenpflichtig)
  • Antwort der DVB auf t-online-Anfrage
  • Telefonat mit Susanne Krause
  • dresden.de: Haushaltsplan 2023/2024 Band 4
  • dvb.de: Mitteilung des DVB vom 27. Juni 2023
  • saechsische.de: "Drastische DVB-Sparpläne: OB Hilbert muss jetzt Farbe bekennen" (kostenpflichtig)
  • saechsische.de: "DVB-Sparvorschläge: Es gibt keine Tabus" (kostenpflichtig)
  • dvb.de: Neue Stadtbahnen für Dresden
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