Expertenkommission eingesetzt Schwere #MeToo-Vorwürfe gegen Linken-Landesverband

Erneut erschüttert ein #MeToo-Vorwurf einen Landesverband der Linken. Diesmal sorgt ein Fall aus NRW für Aufsehen.
Ein sogenannter #Metoo-Fall erschüttert den Landesverband der Linken in Nordrhein-Westfalen (NRW): Laut einem Bericht des "Spiegel" haben zwei Vorstandsmitglieder der Landespartei ihre Posten aufgegeben, nachdem sie Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe erhoben hatten.
Das Magazin berichtet in seiner Ausgabe von Freitag, dass die beiden Linken-Politiker in einer intern verschickten Erklärung der Parteiführung Untätigkeit vorwerfen. Demnach heißt es in dem Schreiben: "Innerhalb des Landesvorstandes kam es von Seiten eines hochrangigen Mitglieds zu Sexismus und Übergriffen."
Und weiter: "Doch anstatt im Gremium auf Verständnis und den Willen zur Aufklärung wie Veränderung zu treffen, reagierte der Großteil des Landesvorstands mit Täter-Opfer-Umkehr sowie dem Silencing der Betroffenen."
Linke in NRW: Schwere Vorwürfe gegen Parteispitze
Ein #MeToo-Fall innerhalb der hessischen Linken hatte im Frühjahr auch die Bundesspitze der Partei ins Wanken gebracht: Auch der Bundesvorsitzenden Janine Wissler wurde dabei vorgeworfen, die Aufklärung von Fällen in ihrem Landesverband nicht ausreichend unterstützt zu haben. Beschuldigt wurde in dem Fall Wisslers Ex-Partner. Sie wurde dennoch wiedergewählt.
Doch eine t-online-Recherche zeigte, wie schwierig das Verhältnis damals zwischen Wisslers Ex-Partner und der jungen Frau war. Denn bei der Darstellung der jungen Frau, die sie gegenüber dem "Spiegel" äußerte, keimten einige Zweifel auf.
Ähnliches werfen laut "Spiegel" die beiden namentlich nicht genannten Linken-Politiker dem NRW-Vorstand in einer weiteren E-Mail vor: Sie hätten Falschbehauptungen zu der Betroffenen verbreitet und den mutmaßlichen Täter geschützt. Wörtlich heißt es demnach offenbar in dem Schreiben: "Seine Jungs waren natürlich gleich zur Stelle, um ihn zu decken."
In einer Antwort auf den Wutbrief forderte die Vizevorsitzende Ulrike Eifler laut "Spiegel", den Fall unter der Decke zu halten. Sie gehe davon aus, die E-Mail der Zurückgetretenen werde "keiner Strömung und erst recht nicht der Presse zugespielt". Die Anwälte des Beschuldigten wiesen die Vorwürfe zurück: "Es gibt keine #MeToo-Vorfälle bei der nordrhein-westfälischen Linken." Nun soll eine Expertenkommission der Bundespartei den Fall untersuchen.
- Vorabmeldung des Spiegel 34/2022, Artikel auf Seite 9
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa