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Hamburg: Wie groß wird das neue Stadion am Diebsteich?


Wer darf rein, für wen ist Platz?
Hamburg streitet um neues Stadion – das seit Jahren geplant wird


Aktualisiert am 05.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Eine Illustration zeigt Ideen für das geplante Areal am Diebsteich: Neben einem größeren Stadion soll dort auch eine Halle für Konzerte entstehen.Vergrößern des Bildes
Eine Illustration zeigt Ideen für das geplante Areal am Diebsteich: Neben einem größeren Stadion soll dort auch eine Halle für Konzerte entstehen. (Quelle: Grit Koalick/visuranto/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen)

Hamburg braucht ein neues Stadion, darin sind sich alle einig. Nur wie diese Arena aussehen soll und wer Zugriff darauf bekommt, ist ein Streitpunkt.

Hamburg hat den HSV mit seinem Volksparkstadion und den FC St. Pauli mit dem Millerntor. Danach kommt erstmal lange nichts. Am Diebsteich wird seit einiger Zeit ein komplett neues Areal samt Stadion und Konzerthalle geplant. "Das ist viel zu klein gedacht", sagen Kritiker der Planung. Denn der Bedarf an einem mittelgroßen Stadion ist riesig, verfügbare Flächen aber Mangelware. Nun soll nach langem Hin und Her doch eine größere Arena geprüft werden.

Im Jahr 2007 musste der Fußball-Traditionsklub Altona 93 aus finanzieller Not heraus seine altehrwürdige Adolf-Jäger-Kampfbahn verkaufen. Für einen Spottpreis von etwa elf Millionen Euro wurde die Sportstätte in zentraler Lage an zwei Wohnungsbauunternehmen verkauft. Spätestens Ende 2026 muss Altona 93 raus, Hunderte Wohnungen sollen dort entstehen. Ob bis dahin eine Alternative zur Verfügung steht, ist unklar. Doch der Oberligist ist bei Weitem nicht der Einzige, der eine neue Stätte sucht.

Hamburg: Mehrere Sportvereine suchen neue Spielstätten

Erst kürzlich scheiterte Fußball-Regionalligist Teutonia Ottensen, nur wenige hundert Meter von Altona 93 entfernt beheimatet, mit der Suche nach einem Stadion für die erste Runde im DFB-Pokal gegen Titelverteidiger RB Leipzig. Das Spiel findet nun im 350 Kilometer entfernten Dessau statt. Auch die Profi-Footballer der Hamburg Sea Devils brauchen dringend mehr Platz für ihre Spiele in der European League of Football (ELF). Dazu kommen die Frauenteams des HSV und des FC St. Pauli sowie mögliche Junioren-Länderspiele.

Die Fußballdamen und womöglich auch die Footballer sind für Altona 93 aber nicht das Problem. Nur mit dem Nachbarn Teutonia will man nicht teilen: "Das kann für uns nicht infrage kommen, wir suchen uns unsere Partner aus", sagte Altona-Vorstand Ragnar Törber im Juni dem "Abendblatt" zu einer möglichen Co-Nutzung durch Ottensen. Die Befürchtung: Die Teutonen wollen perspektivisch in die 3. Liga und hätten als klassenhöherer Verein den Erstzugriff bei der Terminplanung. Außerdem stünden beide Vereine laut "Abendblatt" für andere Werte.

Stadt Hamburg und Altona 93 haben gemeinsame Absichten erklärt

Zwar heißt es vom Bezirksamt Altona auf Anfrage von t-online, dass "unterschiedliche Vorschläge zur Ausgestaltung eines künftigen Stadions am Diebsteich" geprüft würden und dabei entscheidend sei, "dass der Verein Altona 93 dort künftig eine Heimat erhält". In einer 2020 getroffenen Vereinbarung zwischen Stadt und Altona 93, die t-online vorliegt, steht jedoch unmissverständlich: "Altona 93 will Hauptnutzer dieses 'Regionalligastadions des Westens' werden, welches auch anderen Vereinen offen stehen wird." Von den veranschlagten fast 160 Millionen Euro Baukosten wird der Oberligist nur knapp zehn Millionen beisteuern können.

Diese Absichtserklärung, "Letter of Intent" genannt, ist zwar rechtlich nicht bindend, für den Traditionsklub aber extrem wichtig. Denn für Altona 93 steht viel auf dem Spiel: Die Adolf-Jäger-Kampfbahn aufzugeben, ist für den Klub ein harter Schritt. "Erschaffen wir nicht bis Ende 2026 gemeinsam mit der Stadt eine neue Heimat, ist das Fortbestehen unseres Traditionsclubs passé", sagte Törber dem "Abendblatt". Der Klub hat viele Jugendmannschaften, auch die sollen Plätze am Diebsteich bekommen. "Wir kämpfen für das Überleben eines liebenswerten Stücks Fußballromantik." Da passt Teutonia aus Sicht von Altona 93 offenbar nicht rein.

Fußballpräsident kritisiert Pläne als nicht ausreichend

Zu den Kritikern der bisherigen Planungen gehört Christian Okun, Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes. "Der Standort am Diebsteich ist toll. Aber entweder plant man dort richtig, oder gar nicht. Angesichts des Bedarfes droht die Fläche verschenkt zu werden", sagt der Funktionär, der auch im DFB-Vorstand sitzt. Im Kern geht es um die Zuschauerkapazität. Bislang sind bis zu 5.000 Plätze geplant. Das Problem: In der 3. Liga fordert der DFB mindestens 5.001 Plätze. Hinzu kommen besondere Anforderungen an die Flutlichtanlage und Fantrennung sowie ausreichend Platz für TV-Übertragungswagen.

"Ein mittelgroßes Stadion wird dringend benötigt", sagt auch Max Paatz, Geschäftsführer der Hamburger Sea Devils zu t-online. "Das Zuschauerpotenzial für Football ist in Hamburg enorm. Auch im TV-Bereich ist Football immer stärker gefragt", sagt er. Noch spielen die Sea Devils, genauso wie Teutonia Ottensen in der Regionalliga, im Stadion Hoheluft. "Das wird uns schon bald zu klein werden." Die Mieten für das Volksparkstadion oder das Millerntor seien zu hoch.

In großer Runde wurde in der vergangenen Woche über das Problem Diebsteich gesprochen. "Dabei wurden einige Missverständnisse ausgeräumt, etwa was die Rettungswege angeht", sagt Andreas Bernau von der Altonaer SPD. "Wir brauchen kein Stadion für ein paar Jahre, sondern mehrere Generationen", sagt. Davon müsse man unabhängig von Vereinen denken. "Eine Erweiterungsoption zur bisherigen Planung ist das Mindestziel." Bis Mitte September sollen Architekten nun einen Entwurf eines größeren Stadions vorlegen, wie t-online erfuhr.

"Allen ist nun klar, was Hamburg als Sportstadt braucht. Wir müssen Vereinen und ihren Talenten Perspektiven bieten. Verhärtete Fronten müssen aufgelöst werden", sagt Verbandsfunktionär Okun. Sein Fazit der jüngsten Diskussion: Ein größeres Stadion am Diebsteich ist möglich. "Auch wenn dort mehrere höherklassige Mannschaften spielen, ist das möglich – wenn man will."

Verwendete Quellen
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