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Hamburg: Wird aus dem Elbtower ein Wohnblock? Kurioser Vorschlag aus Berlin


Was geschieht mit Prestigeobjekt?
Kurioser Vorschlag: Elbtower soll zum Wohnblock werden


23.01.2024Lesedauer: 4 Min.
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Abtransport von Containern an der Elbtower-Baustelle: Seit Wochen wird hier nicht mehr gearbeitet.Vergrößern des Bildes
Abtransport von Containern an der Elbtower-Baustelle: Seit Monaten wird hier nicht mehr gearbeitet. (Quelle: Citynews TV)

Ein Berliner Unternehmer will aus dem Elbtower ein Wohngebäude machen. Das steckt hinter der Idee und anderen Spekulationen rund um die Bauruine.

An der Baustelle des Elbtowers in Hamburg tut sich was: Mittlerweile ziehen Baufirmen Material ab, am Dienstag wurden mithilfe eines Krans Container abtransportiert. Für das fast 250 Meter hoch geplante neue Wahrzeichen der Hansestadt geht es seit Monaten nicht voran, seitdem die Investorgesellschaft Signa in finanzielle Schieflage gerutscht ist. Ein Unternehmer aus Berlin hat jetzt eine ganz neue Idee, für die es allerdings sehr viel Fantasie braucht.

Abriss, Verkauf oder Umnutzung: Das scheinen derzeit die einzigen Optionen für die Bauruine an den Elbbrücken. Die Eigentümerin des Hamburger Elbtower-Grundstücks ist seit Dienstag offiziell insolvent. Die Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG steht auf der amtlichen Liste der Insolvenzbekanntmachungen.

Hamburger Politik im Streit über Vertragsdetails

Die Stadt Hamburg hätte nach eigener Aussage durch die Insolvenz die Möglichkeit, das Grundstück zurückzukaufen und alle Planungs- und Bauverträge zu übernehmen. Ob das wirklich der Fall ist, bezweifelt zumindest die Opposition. Heike Sudmann von der Linksfraktion pocht darauf, dass das vertragliche Wiederkaufsrecht erst bei wirtschaftlichen Problemen nach der Fertigstellung greife. Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen erklärt auf Nachfrage von t-online, der Vertrag sei ausführlich von Juristen geprüft worden und das Wiederkaufsrecht greife bereits jetzt.

Ein Unternehmer und Hotelbetreiber aus Berlin möchte sich mit diesen Fragen nicht aufhalten und hat ganz neue Ideen für den bisher erfolgten Bau: Alexander Skora will das Gebäude nicht wachsen lassen und es stattdessen im jetzigen Zustand als Wohngebäude fertigstellen lassen. "Gewerbeflächen und Büros sind nicht gefragt", sagt er t-online. "Deswegen ist das Ding auch zusammengebrochen", lautet seine Erklärung zu den Vorgängen der vergangenen Wochen.

Wie handfest sind die Wohnraum-Pläne?

In einer von Skora verbreiteten Pressemitteilung sprach er am Dienstag von "Revitalisierung" und einer "neuen Vision" für den Elbtower. Skora will in Kontakt mit den Elbtower-Architekten vom Büro David Chipperfield, dem Projektentwickler Yeheskel Nathaniel (Trockland) und Insolvenzverwalter Torsten Martini stehen. Sogar von Zusammenarbeit ist in der Pressemitteilung die Rede, was erhebliche Zweifel weckt.

Auf Nachfrage von t-online erklärt Skora, er habe den Genannten sein Konzept übermittelt. Auch auf seinem X-Profil (vormals Twitter) berichtete er von einem angeblichen Austausch zum Elbtower. Nach wenigen Stunden wurde der Tweet jedoch wieder gelöscht. Ein angehängter Screenshot sollte Skoras Chatverlauf mit Yeheskel Nathaniel zeigen. "No way", schreibt der jedoch – keine Chance. "Hamburg wird darauf bestehen, das Projekt in voller Höhe fertigzustellen."

Von einer Zusammenarbeit weiß man wohl auch bei Trockland nichts: "Wenn Trockland angefragt wird, bei der Fertigstellung einer Projektentwicklung zu unterstützen, werden wir die Möglichkeiten gern im Detail prüfen", heißt es auf Anfrage von t-online.

"Unser Ansprechpartner ist der Insolvenzverwalter"

Auch der Rechtsanwalt Torsten Martini war zum Zeitpunkt der Pressemitteilung noch gar nicht als Elbtower-Insolvenzverwalter bestellt – das erfolgte erst einige Stunden später. Eine t-online-Anfrage an Martini wurde bislang nicht beantwortet.

Die Hamburger Baubehörde gibt sich ebenfalls zurückhaltend: "Unser Ansprechpartner ist der vom Gericht bestellte Insolvenzverwalter", sagt Behördensprecher André Stark zu t-online. "Wenn über ihn Lösungsvorschläge an uns herangetragen werden, setzen wir uns damit auseinander."

Unternehmer Skora hat in Berlin Stress mit Behörden

Skora sieht eine "einzigartige Gelegenheit". Die vorgeschlagene Umplanung biete sowohl "modernen Wohnkomfort als auch Nachhaltigkeit". Ob der Rohbau in ein Wohngebäude umgewandelt werden kann, ist unklar. Skora argumentiert: "Dort war ein Hotel geplant, warum sollte dort also niemand wohnen dürfen?" Aus Behördenkreisen heißt es jedoch, dass Wohnraum an diesem Standort aufgrund der Lärmbelästigung durch Schienen- und Straßenverkehr unmöglich sei. "Für Hotels gelten andere, nicht so strenge Regeln", sagt ein Insider t-online.

Ob sich die Skora-Pläne verwirklichen lassen, scheint also zweifelhaft. In Berlin, wo er ein Hostel betreibt, hat er gerade ganz andere Sorgen: Wegen der mit Street-Art bemalten Fassade des Gebäudes in Charlottenburg-Wilmersdorf soll er Behördenmitarbeitern gedroht haben. Das Amt will die Fassade streichen lassen, weil sie gegen denkmalrechtliche Vorschriften verstoße.

Spekulationen über Elbtower-Verkauf nach Asien

Ist Skora der Heilsbringer für den Elbtower? In anderen Medien war zuletzt über den Verkauf der Elbtower-Gesellschaft ins asiatische Ausland spekuliert worden.

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete von den Verkaufsplänen von Signa-Immobilien, um Geld in die Kassen zu spülen. Dem Bericht zufolge könnte der Elbtower zu diesem Zweck an Investoren in Saudi-Arabien oder Singapur verkauft werden.

Konkreter wird die "Tagesschau" mit einem Bericht vom ARD-Studio Singapur. Darin geht es um einen möglichen Verkauf von Teilen der Signa Holding an die thailändische Central Group, hinter der die milliardenschwere Familie Chirathivat aus Bangkok stehe. Die Thailänder könnten Interesse an einzelnen Galeria-Standorten haben, heißt es.

Thailändische Milliardäre an Hamburger Luxus-Kaufhaus beteiligt

Die Chirathivat hätten schon Geschäfte mit Signa gemacht, seien am Berliner KaDeWe und dem Hamburger Alsterhaus beteiligt – und wollten in Europa expandieren. Womöglich passt dann auch der Elbtower als weitere Premium-Immobilie in das Portfolio?

Ob die auf Einkaufszentren spezialisierte Central Group jedoch überhaupt Interesse an einem Rohbau hat, ist völlig offen. Zuletzt hatte der Autovermieter Sixt das große Interesse an der Elbtower-Posse ausgenutzt und die Probleme der Signa-Gruppe verspottet.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Pressemitteilung von Alexander Skora und telefonische Rückfrage
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