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Parteipolitik | "Tiefer kultureller Bruch": 40 Jahre Grüne im Landtag


Parteipolitik
"Tiefer kultureller Bruch": 40 Jahre Grüne im Landtag

Von dpa
Aktualisiert am 25.06.2022Lesedauer: 2 Min.
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Als die Grünen 1982 zum ersten Mal in Niedersachsens Landtag einzogen, waren sie nach Worten von Ex-Fraktionschef Jürgen Trittin in vielen Fragen alles andere als einer Meinung. "Das waren ehemalige CDUler, Deutschnationale, Linksradikale, Sozialdemokraten und Mitglieder aus dem Kommunistischen Bund wie ich", erinnert sich Trittin, der als Nachrücker Teil der ersten Grünen-Fraktion war und später als Bundesumweltminister Karriere machte.

Geeint habe die Partei damals die Ablehnung von Atomkraft und Atomraketen - zwei Themen, die sie von allen bis dato im Parlament vertretenen Parteien unterschieden habe, sagt der heutige Bundestagsabgeordnete. Und die Konflikte seien nicht öffentlich ausgetragen worden. "Wir haben uns aufeinander eingelassen. Das hat dazu geführt, dass aus der Diversität eine Stärke geworden ist. Das hat es uns erlaubt, 1990 in Niedersachsen eine rot-grüne Mehrheit zu bilden." Der anfangs auffällig niedrige Frauenanteil - in der ersten Fraktion waren inklusive Nachrücker nur 2 von 16 Abgeordneten weiblich - war da bereits durch eine Quotenregelung abgelöst worden.

Im Hannover der 1980er, wo Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) schon seit Jahren regierte, sorgten die Grünen für ordentlich Wirbel, wie Trittin erzählt: "Wir kamen in einen Landtag, der tief verfeindet war. Es gab einen tiefen Graben zwischen SPD und CDU. Wir passten nicht in dieses Schema. Das war ein tiefer kultureller Bruch."

Jäger und Landwirte seien es gewesen, die die Landespolitik damals bestimmt hätten, sagt Trittin. "Es gab Kabinettsmitglieder, die um 11 Uhr auf der Ministerbank aufstanden und zu ihren Referenten sagten: Schlucktied! Dann ging man runter, trank einen Korn und kam wieder hoch." Ein anderes Mal sei das halbe Kabinett am Buß- und Bettag beim Jagen ertappt worden. "Daraufhin haben sie erklärt, das sei keine Jagd gewesen, sondern ein bewaffneter Spaziergang. Mit der Frage der Ökologie konnten die wirklich nichts anfangen."

Das Unverständnis gegenüber den Grünen sei so weit gegangen, dass die CDU versucht habe, das Prinzip der Landtagsnachrücker, von dem auch Trittin profitierte, zu verhindern. "Ich hatte das bizarre Erlebnis, dass ich als Pressesprecher der Fraktion zum Staatsgerichtshof hingefahren bin und als Landtagsabgeordneter zurück", sagt Trittin. Wenig später wurde der heute 67-Jährige auch Fraktionschef.

Inhaltlich waren die Erfolge der neuen politischen Kraft indes zunächst sehr überschaubar. Trittin dazu: "Der einzige Antrag, den wir in der ersten Legislaturperiode durchgebracht haben, war das Verbot von Pinkelsteinen in niedersächsischen Landtagsklos."

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