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FDP-Politiker räumt Büro für die AfD – und hinterlässt eindringliche Nachricht


"Konnte ich nicht auf mir sitzen lassen"
FDP-Politiker gibt Büro auf – und hinterlässt AfD diese Nachricht

  • Philip Buchen
Von Philip Buchen

Aktualisiert am 14.10.2022Lesedauer: 3 Min.
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FDP-Politiker Alt und Büro-Nachricht (Montage): Der junge Liberale hat mit einer letzten Geste aus seinem Landtagsbüro für Aufsehen gesorgt.Vergrößern des Bildes
FDP-Politiker Alt und Büro-Nachricht (Montage): Der junge Liberale hat mit einer letzten Geste aus seinem Landtagsbüro für Aufsehen gesorgt. (Quelle: Lars Alt/Julis Niedersachsen)

Ein Satz, große Wirkung auf Twitter: An seinem letzten Tag im Abgeordnetenbüro hat der niedersächsische FDP-Politiker Lars Alt für Wirbel gesorgt – mit einer Spitze gegen die AfD.

Die Landtagswahl in Niedersachsen war für die FDP eine herbe Enttäuschung: Mit 4,7 Prozent der Stimmen sind die Liberalen am Ende aus dem Landtag in Hannover geflogen. Die bisher für die FDP dort sitzenden elf Abgeordneten und ihre 40 Mitarbeiter müssen sich neue Aufgaben suchen.

Einer von ihnen: Lars Alt. Der 31-Jährige packte am Donnerstag in seinem bisherigen Büro die letzten Sachen zusammen, machte so Platz für den baldigen Nachfolger – vermutlich ein Politiker der AfD. "Die neue AfD-Fraktion hat angekündigt, in den Trakt der FDP-Fraktion zu gehen, das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen", so Alt zu t-online am Freitagvormittag.

Nach dem Wahltag haben die abgewählten Politiker bis zu drei Wochen Zeit ihre Büros zu räumen, sollen dort aber lieber früher als später das letzte Mal durchgehen – um den Büronachfolgern ein gutes Einarbeiten zu ermöglichen.

Am Wahlsonntag feierte sich die AfD für ihr Ergebnis von 10,9 Prozent. Bei der letzten Landtagswahl in Niedersachsen standen die Rechtspopulisten am Ende noch bei 6,2 Prozent der Stimmen. Die Partei konnte damit nach mehreren Wahlniederlagen hintereinander vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise erstmals wieder deutlich zulegen.

Der Aufstieg der AfD in Niedersachsen ist für Alt ein echtes Ärgernis. Am Donnerstagnachmittag habe er ein letztes Mal am Schreibtisch und über den Wunsch der Niedersachsen-AfD nachgedacht, in die Büros der FDP zu ziehen. Alt sagte zu t-online: "Das war mir suspekt. Die AfD hat unsere freiheitliche, demokratische Grundordnung immer wieder beschädigt."

FDP-Politiker über AfD: "Konnte ich nicht auf mir sitzen lassen"

Also griff sich Alt einen Stift und schrieb eine Nachricht auf ein Blatt. Dann verließ er das Büro. Auf Twitter teilte der junge Liberale am Donnerstagabend ein Foto eines Zettels. Darauf steht: "Ich werde alles dafür tun, dass in fünf Jahren hier wieder ein Demokrat Platz nimmt." Für das Foto erhielt Alt auf Twitter viel Zuspruch: Dort hinterließen bis zum Freitagvormittag rund 6.000 Menschen eine "Gefällt mir"-Angabe.

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Die Nachricht sei für ihn "ein persönliches Statement" gewesen. Das Wahlergebnis der AfD habe ihn "persönlich angefasst". Seine Analyse des Wahlsonntags: In Niedersachsen gäbe es "viele Räume politischer Verlassenheit, in denen sich Menschen alleine fühlen". Der FDP sei es nicht gelungen, das aufzugreifen – der AfD aber schon.

Auch in der Berliner Ampel habe die FDP auf die Energiekrise nicht deutlich genug reagiert, das Ergebnis von Sonntag sei auch dafür eine Quittung gewesen, so Alt. Ob tatsächlich ein AfD-Politiker bald auf dem Bürostuhl des Jungpolitikers sitzt, ist noch gar nicht sicher: Darüber wird die Verwaltung des Landtags in den kommenden Tagen entscheiden, sagte eine Sprecherin des Landtags zu t-online.

Der FDP-Politiker betont, dass seine Nachricht ausschließlich an Mitglieder der AfD gerichtet sei: "Sollte wider Erwarten ein neuer Grünen-Kollege da einziehen, dann ist die Nachricht natürlich nur an die AfD gerichtet. Nicht, dass da noch Missverständnisse aufkommen." Er will nun erstmal seinen bisherigen Mitarbeitern bei der Jobsuche helfen und anschließend sich selbst etwas suchen.

Ein Anruf bei Alts bisheriger Büronummer landete am Freitagmorgen schon bei einer Mitarbeiterin in der Zentrale der Landtagsverwaltung, die weder wusste, wie man den jungen Liberalen nun erreichen könne, noch wer nun in seinem Büro sei: "Die sind da drüben nur noch im Teilbetrieb. Keine Ahnung, wer da noch ist."

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Lars Alt
  • Telefonat mit der Pressestelle des Landtags in Hannover
  • Anruf bei Alts früherer Büronummer
  • Twitter-Beitrag von Lars Alt
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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