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Auf den Spuren von Fritz Haarmann: Der Menschenschlächter von Hannover


Auf den Spuren eines Serienmörders
Der Menschenschlächter von Hannover


25.12.2021Lesedauer: 4 Min.
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Friedrich Fritz Heinrich Karl Haarmann (Archivbild): Unter anderem als "Werwolf von Hannover" machte sich der Serienmörder Anfang des 20. Jahrhunderts einen Namen.Vergrößern des Bildes
Friedrich Fritz Heinrich Karl Haarmann (Archivbild): Unter anderem als "Werwolf von Hannover" machte sich der Serienmörder Anfang des 20. Jahrhunderts einen Namen. (Quelle: localpic)

Offenbar durch Durchbeißen des Adamsapfels, Würgen und Drosseln töte Fritz Haarmann Anfang des 20. Jahrhunderts mehrere Menschen in Hannover. t-online hat sich auf die Spuren des Mörders begeben.

Die Geschichte von Friedrich (Fritz) Heinrich Karl Haarmann ist gruselig. Der Serientäter aus Hannover ermordete zahlreiche Jungen, seine Taten waren sexuell motiviert. Doch damit nicht genug: Im Nachgang entsorgte er die Leichen im Fluss. Teilweise soll er seine Opfer in der eigenen Wohnung geschlachtet und zerteilt haben – auch gingen Gerüchte um, dass er das Fleisch als essbare Ware verkauft haben soll. Mindestens 24 Tote hat man gezählt.

Hannover: Der Mörder mit dem Hackebeil

Der "Kannibale" kam als jüngstes von fünf Geschwistern am 25. Oktober 1879 zur Welt. Seine Eltern waren der Lokomotivheizer Karl Friedrich Haarmann und seine Frau Johanne. Der Vater soll streng zu ihm gewesen sein, die Mutter soll ihn verwöhnt haben. Zudem soll er von seinem älteren Bruder sexuell missbraucht worden sein.

Nach der Schulzeit war er schnell arbeitslos, schon da kam es zu Strafverfahren gegen ihn – weil er die Nachbarskinder missbraucht haben soll. Haarmann kam zum Militär, wurde aber schnell in Rente geschickt, man attestierte ihm Schizophrenie.

Er lebte dann als Kleinkrimineller: Unterschlagungen, Diebstähle, Einbrüche und Hehlereien brachten ihm bis zu 17 Verurteilungen. Gleichzeitig war er als Polizeispitzel tätig. Den Ersten Weltkrieg verbrachte er im Gefängnis.

Jungen verschwinden in Haarmanns Wohnung

Kurz nach dem Ende des Kriegs entstand in den Gartenanlagen um das Café Kröpcke herum ein Markt der männlichen Prostitution. Und Haarmann wohnte dort in der Nähe. Um ihn herum machten sich Gerüchte breit. Es fiel auf, dass er mit vielen Jungs in seine Wohnung ging, diese aber nicht wieder herauskamen.

Mal hieß es, dass dort mit einem Fleischwolf Knochen gehackt und Fleisch verarbeitet würden. Mal hieß es, Haarmann hätte die Jungen an die französische Fremdenlegion verkauft. "Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt Haarmann auch zu dir. Mit dem kleinen Hackebeilchen macht er Leberwurst aus dir" – dieses Lied entstand damals.

Durch einen Zufall fanden Kinder in den Monaten Mai und Juni 1924 insgesamt fünf menschliche Schädel in der Leine. Diese Funde wurden untersucht, sie stammten von jungen Männern und wurden vermutlich mit einem Messer vom Körper abgetrennt. Beim Fund des vierten Schädels am 13. Juni 1924 kamen die Ermittlungen in Richtung eines Serienmörders ins Rollen. Die Mordkommission der hannoverschen Kriminalpolizei schloss ein Raubmotiv aus und vermutete einen homosexuellen Täter.

Hunderte Menschenknochen in Leine gefunden

Haarmann war damals viel unterwegs, oft auch auf dem damals florierenden Schwarzmarkt. Auch 1924 war er auf Tour, am Bahnhof geriet er mit einem jungen Mann namens Kurt Fromm in einen Streit. Beide wurden von der Polizei verhaftet. Ein Beamter des Sittendezernats erkannte Haarmann und erließ kurzerhand Haftbefehl. Denn schon öfter war Haarmann mit dem Gesetz in Konflikt geraten.

Der Polizist wiederum war – gemeinsam mit seinen Kollegen – mit dem grausamen Fund der später insgesamt 500 Leichenteile, die aus der Leine geborgen wurden, beschäftigt. Er wurde hellhörig.

Als die Polizei dann am 23. Juni Haarmanns Wohnung aufsuchte, fand sie Blutspuren und etliche, teilweise blutbefleckte Kleidungsstücke junger Männer. Am 5. Juli 1924 senkte schließlich das Verkehrsamt in Hannover mit einem Wehr den Wasserstand der Leine. Dort im Flussbett wurden dann 300 menschliche Knochenstücke geborgen, die mindestens 22 Personen zugeordnet werden konnten.

Am Ende gestand Haarmann. Er ging als Vampir, als Menschenschlächter, als Kannibale in die Geschichte Hannovers ein. Auch "Werwolf von Hannover" wurde er genannt.

Tod durch Durchbeißen des Adamsapfels

Mit Blick auf die Morde vermutete man, dass Haarmann während des Geschlechtsaktes in einem unkontrollierten Rausch die Beherrschung verlieren konnte und sich dann am Adamsapfel seines Partners festbiss. Der Tod trat durch Durchbeißen des Adamsapfels und durch gleichzeitiges Würgen und Drosseln ein.

Dabei lebte Haarmann phasenweise nicht alleine, Hans Grans, gut 20 Jahre jünger, wohnte seit 1919 immer mal wieder bei ihm und wurde im Zusammenhang mit den Morden ebenfalls verhaftet. Hans Grans sollte im Prozess zunächst zum Tode verurteilt werden, dieses Urteil wurde zu lebenslanger Haft umgewandelt. Grans lebte noch bis Mitte der Siebzigerjahre in Hannover.

Nachdem Haarmann am 19. Dezember 1924 zum Tode verurteilt worden war, nahm der Magdeburger Scharfrichter Carl Gröpler die Hinrichtung durch Enthaupten mit dem Fallbeil am frühen Morgen des 15. April 1925 – unbemerkt von der Öffentlichkeit – im Hof des Gerichtsgefängnisses in Hannover vor.

Mögliche Wesensveränderung durch Hirnhautentzündung

Anschließend stellte der Ministerialrat im preußischen Justizministerium Hartung Haarmanns Kopf dem Kraepelinschen Hirnforschungsinstitut in München zur Verfügung. Untersuchungen des Gehirns ergaben, dass Haarmann eine Hirnhautentzündung durchgemacht haben muss, was zu Hirn- und Wesensveränderungen führen kann – möglicherweise mag auch das bei seinen grauenhaften Taten eine Rolle gespielt haben.

1995 schlüpfte Götz George für den Spielfilm "Der Totmacher" in die Rolle von Haarmann. Die Dialoge, die unter der Regie von Romuald Karmakar entstanden, wurden den Verhörprotokollen der Vernehmung entnommen. Das Dokudrama wirkte durchaus radikal, die Realität des Fritz Haarmann war sicher noch radikaler.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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