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Kölner Handwerkskammer lässt trans Person nicht zur Prüfung zu


Wegen Namensänderung
Handwerkskammer lässt trans Person nicht zur Prüfung zu


Aktualisiert am 10.01.2023Lesedauer: 2 Min.
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Aufschrift am Fenster der Handwerkskammer KölnVergrößern des Bildes
Aufschrift am Fenster der Handwerkskammer Köln: Auch trans Person Annika wollte hier ihr "Leben zum Werk" machen. (Quelle: Frank Überall)

Mit ihrem neuen Namen wurde trans Person Annika bei der Handwerkskammer nicht zur Prüfung zugelassen. Auf Anfrage von t-online folgt nun eine Entschuldigung.

Ihr Traum ist es, Kosmetikerin zu werden. Deshalb hat Annika (Name von der Redaktion geändert) eine Ausbildung an einer Kölner Berufsfachschule absolviert. Die Schule meldete sie Ende November bei der Handwerkskammer zur Prüfung an. Doch im Gegensatz zu ihren Mitschülern und Mitschülerinnen bekam sie keine Einladung. Als Grund sei ihr mitgeteilt worden, dass man sie nicht mit ihrem angegebenen Namen einschreiben könne, so Annika.

Annika ist trans und will nicht mit ihrem früheren Namen angesprochen werden. Das respektieren ihren Angaben zufolge beispielsweise das Finanzamt oder die Führerscheinstelle. Nur eben nicht die Kölner Handwerkskammer. "Leider kommt so etwas häufiger vor, als man denkt", erklärt Annika: "Diese Diskriminierung ist für mich Alltag."

Handwerkskammer reagiert überrascht

Die Handwerkskammer habe argumentiert, dass "Pseudonyme" bei offiziellen Prüfungen nicht zulässig seien. Die Kosmetik-Schülerin legte daraufhin ihren Personalausweis vor, in dem ihr verwendeter Name als Künstlername amtlich eingetragen ist. "Die Verwendung meines abgelegten Namens kommt für mich als trans Person nicht infrage", sagt Annika. Sie sei empört gewesen, als sie keine Einladung zu der Prüfung bekommen habe, auf die sie sich bereits intensiv vorbereitet hatte. Die Rechtsabteilung habe das so entschieden, habe ihr die Handwerkskammer lapidar mitgeteilt.

Auf Nachfrage von t-online.de bei der Kölner Handwerkskammer reagiert Pressesprecher Jascha Habeck überrascht. Er recherchiert den Fall innerhalb des Hauses und stellt fest, dass der Umgang mit dieser Prüfungs-Anmeldung tatsächlich nicht in Ordnung war: "Daher ist es bedauerlich, dass wir nicht so gehandelt haben, wie wir hätten handeln können und sollen."

Die Handwerkskammer Köln sei Unterzeichnerin der Charta der Vielfalt und fördere Diversity in der Arbeitswelt, in Handwerksbetrieben und im eigenen Haus, betont der Sprecher. "Wir werden deshalb umgehend alle Fachabteilungen nochmals sensibilisieren und somit dafür Sorge tragen, dass Vielfaltsdimensionen erkannt und auch im verwaltungstechnischen Kontext verantwortungsvoll berücksichtigt werden." Annika werde jetzt natürlich umgehend die Prüfung mit dem korrekten Namen ermöglicht.

Trans Personen fordern klare Regeln

Trotzdem hat Annika nun Zeit verloren. Sie hofft, dass nicht nur die Kölner Handwerkskammer künftig verantwortungsvoller mit solchen Fragestellungen umgeht. Die Hoffnungen der trans Community liegen auf einer Revision des veralteten Transsexuellengesetzes, das unter anderem die Änderung des Namens im Personalausweis vereinfachen soll. Bisher müssen die Betroffenen zwei teure psychologische Gutachten über sich ergehen lassen, was von Betroffenen als demütigend empfunden wird.

"Ich hoffe, dass die Handwerkskammer ihr Umdenken ernst meint", erklärt Annika: "Mich nun zur Prüfung zuzulassen, darf keine Entscheidung in einem prominent gewordenen Einzelfall sein." Es gebe in vielen Institutionen ein strukturelles Problem bei der Anerkennung von trans Personen. Das könne bis hin zu Depressionen führen. Deshalb sei es so wichtig, dass auch mit dem Selbstbestimmungsgesetz, das die Ampel-Koalition im Sommer in den Bundestag einbringen will, klare und menschenwürdige Regeln geschaffen werden.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Annika
  • Gespräch mit der Pressestelle der Handwerkskammer Köln
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