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Hassplakate gegen Eberl: Für die Fans des 1. FC Köln ist jedes Mittel recht


Hassplakate auf den Rängen
Wie kann der FC jetzt noch glaubhaft argumentieren?

MeinungVon Marc Merten

Aktualisiert am 06.02.2023Lesedauer: 2 Min.
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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Max Eberl: Der Leipziger Manager wurde am Samstag von Kölner Fans verbal angefeindet.Vergrößern des Bildes
Max Eberl: Der Leipziger Manager wurde am Samstag von Kölner Fans verbal angefeindet. (Quelle: IMAGO/Moritz Mueller)

Die Hassplakate gegen Max Eberl in Köln waren kalkulierte Grenzüberschreitungen der Fans. Entgleisung als Stilmittel – ein Problem, das kaum zu kontrollieren ist.

Wenn aktive Fanszenen in der Bundesliga auf etwas aufmerksam machen wollen, dann überschreiten sie in der Regel Grenzen – da sind die Anhänger des 1. FC Köln keine Ausnahme. Das tun sie bewusst. Für sie ist Provokation ein Zweck, Beleidigung und Geschmacklosigkeit ein Stilmittel.

Sie wissen: Sie kommen auf diese Weise in die (sozialen) Medien. Die Bilder ihrer Botschaften werden massenhaft verbreitet, es wird darüber diskutiert, die Verantwortlichen müssen sich dazu äußern, Empörung ist garantiert. Die betreffenden Fans können dann sagen: Wir haben unser Ziel erreicht.

Rein sachlich: Eberl hat sich angreifbar gemacht

Am Samstag war ihr Ziel einmal mehr RB Leipzig, vor allem Max Eberl. Als ehemaliger Sportchef von Borussia Mönchengladbach und als heutiger Leipzig-Boss stellt er gleich doppelt ein Feindbild für so manchen Kölner Anhänger dar. Insbesondere, weil sich Eberl bei seiner Ankunft in Leipzig äußerte, als arbeite er bei einem Traditionsklub, der gegen den Kommerz im Fußball kämpfe.

Das war passiert:

Köln-Fans hatten im Spiel gegen Leipzig ein Banner ausgerollt, auf dem RB-Sportchef Max Eberl als "Burnout-Max" und "Alzheimer-Eberl" beleidigt wurde. Eberl hatte seinen vorherigen Posten bei Borussia Mönchengladbach mit Verweis auf seine mentale Gesundheit aufgegeben. Mehr dazu lesen Sie hier.

Eberl hat sich, rein sachlich betrachtet, mit diesen Äußerungen angreifbar gemacht. Er muss damit leben, dafür kritisiert zu werden. Eberl arbeitet bei einem Klub, der sinnbildlich für die scheinheilige und gleichzeitig skrupellose Geld- und Geltungssucht im Profifußball steht. Er hat sich dafür entschieden, diesen Weg zu gehen. Also muss er aushalten, dass dadurch auch seine Glaubwürdigkeit infrage gestellt wird.

Das Gefährliche: Die Fans glauben, im Recht zu sein

Doch das rechtfertigt nicht, ihn zum Freiwild zu erklären und persönlich anzugreifen. Genau diese Grenze zwischen berechtigter Kritik einerseits und geschmacklosen Attacken andererseits wollen so manche Fans nicht verstehen. Ihnen ist jedes Mittel recht, solange sie ihren Emotionen Ausdruck verleihen können. Je härter sie ihr Ziel treffen, desto besser.

Das Gefährliche dabei ist: Die Fans glauben sogar noch, damit im Recht zu sein. Diskussionen darüber führen schon seit Jahren ins Nichts. Auch in Köln, wo der FC-Vorstand sich gerne im Licht der Stimmung aus der Kurve sonnt und wo die Geschäftsführung aktiv versucht, den Dialog in Fußball-Deutschland über die aktiven Fanszenen zum Positiven zu verändern.

Marc L. Merten gründete 2015 den GEISSBLOG.KOELN. Die unabhängige Onlinezeitung informiert die Fans des 1. FC Köln über alles rund um die Geißböcke. Merten studierte Journalismus in Fribourg und arbeitete anschließend als Sportredakteur für t-online.de. Später berichtete er für die Abendzeitung München über den TSV 1860, ehe er für den GEISSBLOG in seine Heimatstadt Köln zurückkehrte.

Meinungsfreiheit endet, wo Diskriminierung anfängt

Doch diese Arbeit, insbesondere vorangetrieben von Sportchef Christian Keller, wird durch solche Aktionen untergraben. Wie können Keller und der FC nach solchen Entgleisungen noch glaubhaft argumentieren? Für die Legalisierung von Pyrotechnik, gegen Kollektivstrafen, für die Stimmung im Stadion. Wenn ein Mensch wegen einer psychischen Krankheit beleidigt wird, wenn ihm ein "Bolzenschuss" nahegelegt wird.

Meinungsfreiheit endet, wo Diskriminierung anfängt. Daran gibt es nichts zu rütteln. Doch es ist genau diese Grenze, die so mancher Fan allzu gerne überschreitet, um Aufmerksamkeit zu generieren. Die Medien machen dieses Spiel mit, die Verantwortlichen im Fußball ebenso. Es ist ein Teufelskreis, den bislang noch niemand durchbrechen konnte.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen und Beobachtungen des GEISSBLOG
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