Lösung für den Leerstand? Warum ein wohltätiger Investor die "Russenhäuser" kaufen will
Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.In Lindenthal und Sülz stehen seit vielen Jahren Immobilien leer, die einer russischen Staatsfirma gehören. Jetzt könnte es eine neue Lösung für das Problem geben.
In Köln herrscht dramatischer Wohnungsmangel, gleichzeitig stehen zum Teil große Gebäudekomplexe komplett leer. Sie gehören einer Staatsfirma der Russischen Föderation und sollen von Angehörigen der Botschaft und Mitgliedern des Geheimdienstes FSB genutzt worden sein. Die Gebäude in bester Wohnlage sind immer wieder Schauplatz von Hausbesetzungen.
Am vergangenen Wochenende war die Wut darüber an der Classen-Kappelmann-Straße in Lindenthal deutlich spürbar. Kalle Gerigk, der sich als "Mieter-Aktivist" einen Namen gemacht hat, berichtete, dass sich Anwohnende spontan solidarisiert hätten. Es gehe darum, die Wohnungen wieder nutzbar zu machen, beispielsweise um Obdachlose oder Geflüchtete aus der Ukraine dort unterzubringen.
Rechtliche Situation ist kompliziert
Hinter den Kulissen scheint nun Bewegung in die Sache zu kommen. Die Kölner Stadtverwaltung hatte stets auf die rechtlich komplizierte Lage aufmerksam gemacht und eine Änderung der Bebauungspläne ins Gespräch gebracht. Das aber würde lange dauern. Indessen hat ein Kölner Stifter einen mutigen Schritt gewagt.
Erich Bethe von der gemeinnützigen Bethe-Stiftung fördert mit seiner Frau seit Langem soziale Projekte. Unter anderem engagiert er sich bei der "Arche für Obdachlose", die im rechtsrheinischen Köln aktiv ist. Bethe bestätigte auf Anfrage von t-online, dass er Interesse daran habe, dem russischen Staat die leer stehenden Kölner Häuser abzukaufen. Ein erster Kontakt zu einem Rechtsanwalt, der die Russische Föderation in dieser Sache vertritt, sei schon zustande gekommen. Er habe eine Finanzierungszusage seiner Bank vorgelegt, nun werde verhandelt.
Stifter Bethe ist optimistisch
Bethe will die Gebäude übernehmen, um mit dazu beizutragen, dass Obdachlosigkeit in Köln bald der Vergangenheit angehört. "Dazu sind wir und besonders ich persönlich bereit, uns einzusetzen, sowohl arbeitsmäßig als auch finanziell", erklärt Bethe. Gemeinsam mit den Aktivisten hofft er, dass sein Vorstoß erfolgreich sein wird. In Zeiten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist das allerdings eine Herausforderung. "Wir sind trotzdem optimistisch, dass das gelingen kann", sagt Erich Bethe: "Damit würden die Liegenschaften vom Leerstand befreit und zugunsten Obdach- und Wohnungsloser genutzt."
- Reporter vor Ort