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GDL-Streik in Köln | Lokführer: "Wurden auch schon Terroristen genannt"


Streikposten am Kölner Hauptbahnhof
GDL-Streikende: "Wurden schon Terroristen genannt"


07.03.2024Lesedauer: 3 Min.
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Streikposten der GDL in Köln: Am Kölner Hauptbahnhof kommen die Streikenden zusammen.Vergrößern des Bildes
Streikposten der GDL in Köln: Am Kölner Hauptbahnhof kommen die Streikenden zusammen. (Quelle: Nils Frenzel)

Die Gewerkschaft GDL hat zum erneuten Warnstreik aufgerufen. Am Donnerstag versammelten sich mehrere Mitglieder am Kölner Hauptbahnhof.

Am Donnerstagmittag um kurz vor 12 Uhr versammeln sich rund zwei Dutzend Streikende von der Köln-Deutzer Ortsgruppe der Lokführergewerkschaft GDL am Hauptbahnhof. Kaffee in Pappbechern steht bereit, unter einem grünen Pavillon nimmt ein Streikleiter Anmeldungen entgegen. "Die Mitglieder melden sich hier ganz formell bei uns zum Streik an, auch um Anspruch auf Streikgeld zu erhalten", erklärt Philipp Grams, der Ortsgruppenvorsitzende.

"Lokführer haben kaum Erholungszeit"

Nachdem aufgrund des Verdi-Warnstreiks am Dienstag und Mittwoch bereits Busse und Stadtbahnen in Köln stillstanden, weitet sich der Streik jetzt aus. Ab Donnerstagnacht, 2 Uhr, bis Freitagmittag, 13 Uhr, wird die Deutsche Bahn von der Lokführergewerkschaft GDL bestreikt. Der zentrale Streikposten ist eine Maßnahme der Ortsgruppe, um einerseits "Gesicht zu zeigen", wie Grahms erklärt, aber auch um mit Reisenden ins Gespräch zu kommen.

Grahms erklärt, ein Hauptgrund des GDL-Streiks sei die Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen. "Die Lokführer arbeiten bei uns oft sechs Tage am Stück, teilweise in 12-Stundenschichten und haben kaum Erholungszeit. Lokführer transportieren 500 Menschen gleichzeitig." Die unregelmäßigen Arbeitszeiten im Schichtdienst könnten zu einem Sicherheitsproblem werden – auch für Fahrgäste. "Dabei setzen sich viele Menschen in den Zug und nehmen den Zugführer gar nicht mehr als Menschen wahr. Und darum geht es uns."

Ortsverband steht hinter dem GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky

"Es kann nicht sein, dass die Vorstände der Bahn sich Millionen in die Tasche holen, während die Basis leidet. Deshalb kämpfen wir für bessere Arbeitsbedingungen", so Grahms. Zu den von Claus Weselsky angekündigten Wellenstreiks hat er eine klare Meinung: "Wir stehen da hinter ihm. Und es ist ja auch nicht so, dass er Einzelkämpfer ist. Er vertritt die Interessen der Gewerkschaft." Die meisten Passanten und Reisenden, die an den aufgestellten grünen Pavillons der Gewerkschaft vorbeilaufen, seien friedlich und auch an einem Austausch interessiert. "Heute Morgen wurden wir aber auch schon als Terroristen und Brandstifter beschimpft", sagt Grahms schulterzuckend.

35-Stunden-Woche trotz Teilzeit-Vertrag

Am Streik beteiligen sich auch Patrick, 41, Thomas, 40 und Michael, 59. Patrick und Thomas arbeiteten bei der Deutschen Bahn als Zugbegleiter, Michael im gastronomischen Bereich. Sie alle fordern weniger Arbeitsbelastung. Michael arbeitet in Teilzeit, hat aber trotzdem eine 35-Stunde-Woche. "Ich habe kaum eine Möglichkeit, meine Familie zu sehen oder Freunde zu treffen", sagt er. Grund dafür sei, dass er oft in andere Städte fahren muss, um dort in den Zügen im Gastrobereich zu arbeiten. Die Anreise werde nicht immer als Arbeitszeit berechnet. "Das ist Freizeitklau", sagt Michael.

Patrick findet, die von Weselsky geforderten Wellenstreiks in Ordnung. "Anders versteht der Arbeitgeber das ja nicht", sagt er. Ihn stört es, dass immer Weselsky kritisiert werde. Normale Reisende würden immer nur die Perspektive der Bahn hören, Weselsky setze sich aber immer für die Interessen der Arbeitnehmer ein.

Gemischte Reaktionen von Reisenden auf den GDL-Streik

Am Kölner Hauptbahnhof sind die Reaktionen auf den Streik gemischt. Die meisten Kölner gehen aber gelassen mit der Situation um: "Ich muss heute nach Koblenz und bin froh, dass ich erst mal hierhin gekommen bin", sagt ein junger Mann vor der Warteschlange der DB-Information. Er hat Glück, muss lediglich einen anderen Zug von Köln/Messe-Deutz nehmen. Die Verspätung nimmt er gerne in Kauf – auch hinsichtlich der vorangegangenen Tage, an denen die KVB streikte und absoluter Stillstand in der Domstadt herrschte.

Ein älterer Senior und seine Frau ärgern sich stattdessen. Sie leben in Köln-Kalk und stehen ebenfalls in der Schlange vor der DB-Information, die an diesem Donnerstagmittag noch überschaubar ist. Es scheint so, als wäre der Streiktag nicht so recht angelaufen und manche Verbindungen und Züge fahren noch. Ob es das Ehepaar heute noch wie geplant nach Würzburg schafft, ist fraglich. "Man bekommt keine Information von der Bahn", sagt der Rentner. Verständnis für die Streikenden hat er trotzdem. "Schuld sind nicht die, die streiken, sondern die Bahn, die sich nicht um eine Einigung in diesem Streit kümmert." Seine Frau stimmt zu. "Und Informationen kriegt man dann nur häppchenweise."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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