Statistik belegt Höchstwert Zahlen zeigen traurigen Trend: Judenhass in Köln nimmt zu

In Köln nehmen Fälle von Antisemitismus stark zu. Der Jahresbericht für 2024 der zuständigen Fachstelle offenbart einen besorgniserregenden Trend.
Laut der Stadt Köln ist die Anzahl der antisemitischen Vorfälle im Jahr 2024 erneut angestiegen. Demnach habe die Fachstelle gegen Antisemitismus des NS-Dokumentationszentrums im vergangenen Jahr 229 Vorfälle im Kölner Stadtgebiet registriert. Im Vergleich zum Jahr 2023 sei das ein Anstieg von 30 Prozent – und ein trauriger Höchstwert seit dem Start der Erfassung antisemitischer Vorfälle im Jahr 2021.
Unter den Fällen seien vier Angriffe auf Personen gezählt worden, sieben Bedrohungen, zehn gezielte Sachbeschädigungen, 36 Fälle antisemitischer Zuschriften und 172 Fälle sogenannten "verletzenden Verhaltens". Darunter fallen laut der Stadt unter anderem "gezielt böswillige oder diskriminierende Äußerungen gegenüber jüdischen Personen und Organisationen sowie antisemitische Schmierereien im öffentlichen Raum."
Antisemitismus in Köln: Die meisten Fälle in der Innenstadt
Von allen Vorfällen im Jahr 2024 seien 170 Personen in Köln direkt betroffen gewesen. Mit 108 dokumentierten Fällen ereigneten sich die meisten Vorfälle in der Kölner Innenstadt. 63 hätten sich online ereignet, 18 im Stadtbezirk Lindenthal, zehn in Mülheim, neun in Ehrenfeld, in Chorweiler und Kalk jeweils fünf und vier in Porz. Sieben Fälle konnten geografisch nicht zugeordnet werden.
Wie die Stadt weiter mitteilt, seien vor allem antisemitische Äußerungen und Handlungen häufiger geworden, die sich auf den Holocaust oder den Staat Israel beziehen. Im Vergleich zum Jahr 2023 sei so etwa der "Post-Schoa-Antisemitismus" um 80 Prozent gestiegen – unter diesem Begriff werden etwa Äußerungen zusammengefasst, die den Holocaust relativieren oder befürworten.
Auch seien Denkmäler zur Erinnerung an jüdische Opfer des Nationalsozialismus beschädigt worden, Gedenkveranstaltungen wurden laut der Stadt Köln gestört – etwa anlässlich der Pogromnacht am 9. November. Der November 2024 sei generell der Monat mit den meisten dokumentierten Vorfällen gewesen – wie bereits in den Jahren zuvor.
Auch der israelbezogene Antisemitismus ist im Jahr 2024 um 54 Prozent im Vergleich zu 2023 gestiegen, so die Zahlen der Fachstellen. Darunter fallen etwa Vorfälle, bei denen jüdische Gemeinden für Handlungen des Staates Israel verantwortlich gemacht werden.
"Die jüdische Gemeinschaft steht massiv unter Druck"
Laut Daniel Vymyslicky, Mitarbeiter der Fachstelle gegen Antisemitismus im NS-Dokumentationszentrums, sei die Zahl der dokumentierten antisemitischen Vorfälle in Köln im vierten Jahr in Folge gestiegen. "Die jüdische Gemeinschaft in Köln steht massiv unter Druck und braucht mehr Unterstützung", so Vymyslicky.
in 73,8 der dokumentierten Fälle sei der politische Hintergrund der Täter nicht bekannt. In 16,6 Prozent sei ein antiisraelischer Hintergrund der Täter gegeben gewesen. Es folgen Rechtsextremismus (3 Prozent), Verschwörungsideologien (2,1 Prozent), linke und/oder antiimperialistische Ideologien (1,7 Prozent) und Islamismus (0,9 Prozent). 1,3 Prozent der Vorfälle seien von der politischen Mitte ausgegangen, in 0,4 Prozent der Fälle sei ein sonstiger politischer Hintergrund gegeben gewesen.
- Pressemitteilung der Stadt Köln vom 20. Mai 2025 (per E-Mail)
- antisemitismus-melden.koeln: Jahresbericht 2024