Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Geiselnahme von Rodenkirchen Erstes Urteil in Kölner Drogenprozessen gefallen

In den Prozessen um die Beschuldigten im Kölner Drogenkrieg ist das erste Urteil gefallen. Es geht um eine Entführung in einer Kölner Villa.
Erstes Urteil in den Kölner Drogenprozessen. Der Angeklagte Botan I. muss für vier Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Köln verurteilte ihn nach fast drei Monaten mit etlichen Verhandlungstagen wegen Beihilfe zur Geiselnahme und eines Verstoßes gegen das Waffengesetz.
I. hatte dabei geholfen haben, eine von einer Kölner Drogenbande durchgeführte Geiselnahme in einer Villa im Kölner Stadtteil Rodenkirchen zu organisieren. Dabei hat er in einer Wohnung kurz vor der Tat eine hohe Geldsumme, kolportiert werden 250.000 Euro, entgegengenommen und im Gegenzug mindestens zwei Waffen samt Patronen und Magazinen ausgehändigt. I. wusste nach Auffassung des Gerichts von der geplanten Entführung.
Kölner Drogenkrieg: Erstes Urteil gefallen
Mit dem Geld wurde später ein Paar aus dem Ruhrgebiet in einen Wagen gelockt und für einen vorgetäuschten Marihuana-Kauf in die Villa in Rodenkirchen gebracht. Dort sollen die beiden misshandelt worden sein, um Informationen zu bekommen. "Wir haben hier den kleinsten Fisch dieser Bande verurteilt. Er war ein Vertrauter, aber keineswegs ein hochrangiges Mitglied", betonte Richter Alexander Fühling in der Urteilsbegründung.
"In den Niederlanden tobt seit 2010 ein Bandenkrieg innerhalb der Organisierten Kriminalität. Mit Sprengungen, Geiselnahmen und Tötungsdelikten. Und diese Welle der Gewalt droht auf Deutschland überzuschwappen, konkret auf Köln", beschreibt Richter Fühling die Ereignisse aus dem vergangenen Sommer.
Mutmaßlicher Bandenkopf Sermet A. kannte ersten Täter gut
Strippenzieher der Aktion ist mutmaßlich Sermet A., der vermeintliche Kopf der Kölner Drogengruppierung. Er suchte im Sommer 2024 nach den Dieben von 350 Kilogramm Marihuana, die aus einem seiner Drogenverstecke in Hürth von Unbekannten gestohlen wurden. A. vermutete laut Auffassung der Ermittler einen "Verräter" in den eigenen Reihen.
A. war laut Auffassung des Gerichts mit Botan I. befreundet. Der gebürtige Iraker hatte ihn kurz nach seiner Einreise nach Deutschland kennengelernt und für dessen Vater gearbeitet. Zwischendurch soll er auch wiederholt Aufträge für Sermet A. erfüllt haben. Darunter auch die Vorbereitungen für die Geiselnahme.
Die Erklärungsversuche des Angeklagten, er habe A. nicht regelmäßig bei den vorgeworfenen kriminellen Machenschaften geholfen, hielt das Gericht für unglaubwürdig. "Jemandem, den man nur flüchtig kennt, überlässt man nicht einfach solche hohen Summen Bargeld oder Schusswaffen", heißt es in der Urteilsbegründung weiter.
Auch ein Telefonat, das kurz vor der geplanten Entführung zwischen Sermet A. und Botan I. stattfand, drehte sich laut Urteil ganz klar um die geplante Straftat "und nicht um die Frage, wie der Angeklagte mit seinem Führerschein vorankommt".
Rodenkirchener Villa: Höchste Sicherheitsvorkehrungen wegen Prozess
Ein Sondereinsatzkommando der Polizei löste die Geiselnahme im vergangenen Juli auf und nahm mehrere Männer fest. In der Folge wurden auch die mutmaßlichen Hintermänner der in Köln-Kalk ansässigen Bande verhaftet. Sie warten teilweise noch auf den Beginn ihrer Prozesse vor dem Kölner Landgericht.
Im September sollen dagegen insgesamt zehn Männer vor Gericht stehen, die an der Entführung in der Rodenkirchener Villa beteiligt gewesen sein sollen. Darunter auch einige mutmaßlich hochrangige Mitglieder der Kölner Drogenbande. Einer von ihnen wurde bereits als Zeuge mit dem Hubschrauber ins Kölner Landgericht eingeflogen.
- Reporter vor Ort