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Köln: Erstes Drogenmobil-Projekt am Neumarkt trifft auf unzufriedene Anwohner


"Was müssen wir noch alles ertragen?"
Erstes Drogenmobil-Projekt am Neumarkt trifft auf Unzufriedenheit


02.12.2019Lesedauer: 3 Min.
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Szene auf dem Josef-Haubrich-Hof, Nähe Neumarkt: Hier halten sich viele Drogenabhängige auf.Vergrößern des Bildes
Szene auf dem Josef-Haubrich-Hof, Nähe Neumarkt: Hier halten sich viele Drogenabhängige auf. (Quelle: Dierk Himstedt)

Ein Drogenkonsumbus, ein Beratungsbus und eine Toilettenanlage stehen von nun an auf dem Cäcilienhof zwischen St. Cäcilien und St. Peter in Köln. Mit diesem Angebot will die Stadt nun die brisante Lage rund um den Neumarkt befrieden. t-online.de-Autor Dierk Himstedt berichtet.

"Was müssen wir noch alles ertragen? Ihr spritzt und raucht Heroin und lasst den Drogen-Dreck liegen. Hier sind Kinder!“ Mit diesen deftigen Worten haben Anwohner auf gelbe Plakate geschrieben, was sie von den Drogenkonsumenten rund um den Neumarkt in Köln halten. Die Lage ist angespannt – seit Jahren. Und die Stadt versucht Lösungen zu finden – bisher jedoch vergebens.

Nun ist ein neues Projekt gestartet, mit dem die Stadt versucht, die Situation rund um den Neumarkt zu entspannen. Ein so genanntes Drogenmobil soll als Konsumraum für die Abhängigen dienen. Dort können sie sich unter medizinischer Aufsicht den nötigen Schuss setzen und die Spritzen anschließend fachgemäß entsorgt werden. Die Stadt hat dazu einen Drogenkonsumbus, einen Beratungsbus und eine Toilettenanlage auf dem Cäcilienhof an der Jabachstraße 1 aufgestellt.

Nur unter der Woche geöffnet

Zunächst wird das Angebot für die Drogenabhängigen von Montag bis Freitag jeweils von 10 bis 16 Uhr zur Verfügung stehen. Laut Aussage der Stadt soll das Angebot ab Februar auf zwölf Stunden ausgebaut werden. Dazu benötige man aber noch das nötige Personal, so die Stadt weiter. Langfristig will die Stadt jedoch einen stationären Konsumraum im Innenhof des Gesundheitsamtes schaffen, bevor er dann möglichst 2022 in ein festes Domizil umziehen soll.

Anwohner haben nach wie vor viele Fragen

Auf der Bürgerinformation in der letzten Woche im Saal von St. Peter, in unmittelbarer Nachbarschaft vom Drogenmobil-Standort, informierten Vertreter des Gesundheitsamtes, der Polizei und des Ordnungsamtes rund 50 besorgte Anwohner über das neue Angebot. In der anschließenden Fragerunde wurde deutlich, dass viele Bürger weiterhin skeptisch sind. "Wir fühlen uns allein gelassen. Und was ist eigentlich am Wochenende, wenn das Mobil geschlossen ist?", beklagte eine Mutter gleich zu Beginn. Walter Schuch von der Bürgerinitiative "Zukunft Neumarkt" nahm auch kein Blatt vor den Mund: "Hier ist etwas aus dem Ruder gelaufen. Sicher muss man für die Abhängigen etwas tun. Aber man darf die Anwohner nicht vergessen."

Die Stadt versucht nun, mit dem Drogenmobil den Sorgen der Anwohner ein Stück weit Rechnung zu tragen. "Wenn wir den Konsum an einem beaufsichtigten Ort kanalisieren, dann wird sich die Situation am Neumarkt entschärfen", sagte Michael Thiemann, Leiter der Polizeiinspektion Innenstadt. Prof. Henrik Hanstein vom Auktionshaus Lempertz am Neumarkt sagte auf Nachfrage, dass er dem Drogenmobil eine Chance gebe, aber auf keinen Fall die geplanten vollen zwei Jahre warten wolle, um zu bewerten, ob das Projekt Erfolge vorweisen kann oder nicht. "Nach einem Jahr weiß man Bescheid, ob es funktioniert“, so Hanstein.

"Besser eine eingeschränkte Lösung, als keine!"

Auch die Politik hatte sich seit Beginn der Legislaturperiode vor fünf Jahren für das Drogenmobil stark gemacht. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Rat, Dr. Ralf Unna von Bündnis 90/Die Grünen, drohte sogar öffentlich sein Mandat niederzulegen, wenn die Stadtregierung nicht endlich ein Lösungsangebot für die Drogenabhängigen am Neumarkt auf den Weg bringt. "Mir war wichtig, dass wir nicht weiter nur davon reden, sondern endlich handeln. Das Drogenmobil ist sicher eine Lösung mit Einschränkungen. Aber besser als keine", so Unna auf Nachfrage von t-online.de.


Wenn sich das Drogenmobil-Angebot bewähren sollte, plant die Stadt darüber hinaus, es auch an anderen Drogen-Hotspots in der Stadt einzusetzen. Denn Köln verfüge derzeit nur über drei Konsumräume. Johannes Nießen, neuer Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, machte auf der Bürgerversammlung erst gar keinen Hehl daraus, dass hier dringender Nachholbedarf besteht. Zum Vergleich: Hamburg habe 48 und Dortmund 23 Konsumplätze.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Sabine Wotzlaw, Sprecherin der Stadt Köln
  • Dr. Ralf Unna, Leiter des Gesundheitsausschusses des Rates
  • Guido Köhler u. Walter Schuch der Bürgerinitiative "Zukunft Neumarkt"
  • Prof. Henrik Hanstein, Leiter des Auktionshauses Lempertz
  • Michael Thiemann, Leiter der Polizeiinspektion Innenstadt
  • Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamtes
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