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Köln: Ärztin hilft Kindern mit Schulproblemen mit einfacher Methode


Verein gegründet
Wie eine Ärztin Kindern mit Problemen in der Schule hilft

  • Tim Ende
InterviewVon Tim Ende

Aktualisiert am 07.09.2020Lesedauer: 4 Min.
Interview
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Dr. Uta Aengenheister: Seit Jahren engagiert sie sich für Kinder, die Probleme in der Schule haben.Vergrößern des Bildes
Dr. Uta Aengenheister: Seit Jahren engagiert sie sich für Kinder, die Probleme in der Schule haben. (Quelle: Stadt Köln/Nordmann)

Kindern eine gute Schulbildung zu ermöglichen, das ist das Ziel der Ärztin Dr. Uta Aengenheister und ihrem Verein "Friends of Children". Für ihr Engagement wird sie nun von der Stadt Köln geehrt.

Dr. Uta Aengenheister ist Ärztin und gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Friends of Children e.V. Der Verein steht für Integration und wurde vor mehr als 30 Jahren gegründet. Vor 18 Jahren rief die 55-Jährige in Köln das Schulprojekt des Vereins ins Leben, in welchem benachteiligte Kinder und Jugendliche mit Schulproblemen kostenlosen Einzelunterricht erhalten. Für dieses Engagement ist sie nun gemeinsam mit zehn anderen Preisträgern mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Köln ausgezeichnet worden. t-online.de stellt ab sofort jeden Monat einen der Preisträger als "Held des Monats" in einem Interview vor.

t-online.de: Wie viele benachteiligte Kinder haben Sie mit Ihrer Hilfe schon durchs Abitur oder andere Abschlüsse geführt?

Dr. Uta Aengeheister: Es sind etwa 30 Kinder, die das Abitur geschafft haben. Etliche Kinder haben auch den mittleren Schulabschluss erhalten. Noch heute bekommen wir viele Briefe, in denen sich die Kinder und Jugendlichen für dieses Engagement bedanken.

Wie funktioniert die Förderung?

In Köln betreue ich gemeinsam mit ehrenamtlichen Lehrkräften besonders viele Kinder durch kostenlosen Einzelunterricht in den Unterrichtsräumen des Vereins. Denn – das hat der Verein festgestellt – selbst wenn bloß zwei einzelne Kinder gemeinsam unterrichtet werden, muss man sich die Zeit teilen. Dabei hat jedes einzelne Kind seine eigenen Probleme, die angegangen werden müssen. Deshalb errichtete ich damals das Schulprojekt des Vereins, in dem wir dazu übergingen, die Kinder einzeln zu fördern. Ich als Ärztin mache erstmal die Anamnese und versuche herauszufinden, woher die Probleme in der Schule kommen. Bei medizinischen Auffälligkeiten – wie zum Beispiel Sehstörungen – arbeite ich mit Fachärzten zusammen, die oft meine Erstdiagnosen bestätigen. Außerdem arbeiten wir eng mit den Schulen der Kinder zusammen. Damit die Schülerinnen und Schüler Selbstständigkeit entwickeln, müssen sie zwischendurch auch allein laufen, werden aber bei erneuten Problemen wieder gefördert.

Welche Probleme haben die Kinder, denen Sie helfen?

Sie kommen mit schlechten Noten zu uns und sind in ihrer Versetzung gefährdet. Einmal war bei uns ein Junge, der schlecht sehen konnte. Eine Brille hatte er nicht. So etwas fällt manchmal in der Schule gar nicht auf. Ich erlebe öfter, dass Kinder mit nicht erkannten Sehstörungen wegen Schulproblemen zu uns kommen. Viele Kinder haben eine Lese-Rechtsschreib-Schwäche oder Legasthenie. Auch andere medizinische Auffälligkeiten kommen vor. Darüber hinaus haben wir größtenteils Kinder mit Migrationshintergrund, deren Eltern die deutsche Sprache noch nicht gut sprechen können. Dann ist natürlich wichtig, die Kinder in Deutsch zu verbessern, sie zu motivieren Bücher auf Deutsch zu lesen. Es gibt auch Kinder mit Förderschulstatus, denen wir helfen, ihren Hauptschulabschluss zu schaffen. Generell kann man sagen, dass diese Probleme über die Jahre ähnlich geblieben sind und sie sich durch die aktuelle Corona-Krise nicht verändert haben. Allerdings belastet die Corona-Krise viele Kinder, die dann manchmal auch zu Psychotherapeuten geschickt werden müssen.

Was kann die Gesellschaft tun, um solchen Kindern zu helfen?

Ich bin immer wieder auch auf der Suche nach ehrenamtlichen Helfern, dort kann man sich zum Beispiel engagieren. Wichtig ist auch, dass die Schulen aufpassen, ob Kinder Auffälligkeiten haben und das entsprechend weitergeben. Man muss solche Auffälligkeiten früh genug mitbekommen und dann versuchen, die Ursachen der Schulprobleme zu erkennen. Ebenso wichtig ist es, dass die Eltern mit ihren Kindern die Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen. Damit rechtzeitig diagnostiziert werden kann, ob die Kinder etwa eine Sehhilfe benötigen, oder ob sie andere medizinische Probleme haben, die zu Lernschwierigkeiten führen können.

Was motiviert Sie täglich, Ihre Arbeit ehrenamtlich zu machen?

Ich trage selbst Hörgeräte, hatte keine Schulprobleme und schaffte deshalb mein Abitur. Dennoch haben meine Eltern mich stets mental unterstützt und sorgten während meiner Kindheit immer für beste Hörgeräte. Viele Kinder haben diese Unterstützung nicht. Es war schon immer mein Wunsch, Kindern, die Probleme haben, auch eine gute Schulausbildung zu ermöglichen.

Inwiefern trifft die Corona-Krise Kinder mit Problemen in der Schule?

Wir bekommen etwa mit, dass manche Kinder teilweise nicht so gut mit den digitalen Medien umgehen. Viele Schulen setzen während der Corona-Krise aber auf Internet-Unterricht mit einem virtuellen Klassenzimmer. Manche brauchen dafür gleichzeitig einen Computer und ein Handy, die sie aber nicht zur Verfügung haben. Dann haben manche Schüler Probleme, die Aufgaben-Pakete, die sie zu Hause machen müssen, rechtzeitig fertig zu bekommen. Einige hatten die Corona-Krise auch als Ferien angesehen und die Aufgaben erst kurz vor Schluss abgegeben. Dadurch entstand ein hoher Lerndruck. Aber auch wir müssen dafür sorgen, dass sich während der Corona-Pandemie keiner ansteckt. Deshalb erhalten Kinder, die entsprechende Geräte haben, Einzelunterricht über Computer und Telefon. Kinder, die dies nicht können, erhalten den Einzelunterricht in unseren Unterrichtsräumen unter strenger Einhaltung der Hygienevorschriften.

Gibt es einen Moment aus Ihrer Arbeit, der Ihnen prägend in Erinnerung geblieben ist?

Es sind viele Erlebnisse. Ich freue mich immer wieder, wenn die Kinder Erfolge haben, nachher in der Schule besser werden und ihre Abschlüsse erreichen. Dann freue ich mich, wenn sie Briefe schicken. Das ist für mich immer sehr schön. Es ist auch schön, wenn man hinterher hört, dass die Kinder ihren Weg gehen und Erfolg im Leben haben. Neulich habe ich erfahren, dass wieder einmal eine Abiturientin ihr Studium erfolgreich abgeschlossen hat. Und ich freue mich natürlich auch über den Ehrenamtspreis der Stadt Köln. Dafür bin ich sehr dankbar.

Vielen Dank für das Gespräch!

Disclaimer: Das Nachrichtenportal t-online.de ist ein Angebot der Ströer Content Group, in deren Zusammenarbeit die Aktion "Held des Monats" entstanden ist.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Dr. Uta Aengenheister
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