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Köln: Eltern und Schüler besorgt über Schulöffnungen


Nach Schulöffnungen
Wenig Schnelltests, hohe Inzidenz: Kölner Eltern besorgt

Von Michael Hartke und Christopher Dröge

Aktualisiert am 17.03.2021Lesedauer: 4 Min.
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Kinder auf dem Weg zur Schule: In Köln gilt seit Montag in allen Jahrgangsstufen wieder die Präsenzpflicht.Vergrößern des Bildes
Kinder auf dem Weg zur Schule (Symbolbild): In Köln gilt seit Montag in allen Jahrgangsstufen wieder die Präsenzpflicht. (Quelle: Stefan Zeitz/imago-images-bilder)

Seit Montag findet für Kölner Schülerinnen und Schüler wieder Präsenzunterricht statt. Doch angesichts der knappen Versorgung mit Schnelltests und einer Inzidenz von über 100 wird bereits wieder ein Aussetzen der Präsenzpflicht gefordert.

Das war nicht das Signal, das sich die Landesregierung zur Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts in den weiterführenden Schulen gewünscht hatte: Ausgerechnet am Montag, als sich Hunderte Schüler auf den Schulweg machten, riss die Inzidenz in Köln wieder die 100er-Marke. Die Öffnung könnte hier somit schon bald wieder hinfällig sein. Schüler und Eltern betrachten die Rückkehr zur Präsenzpflicht mit bestenfalls gemischten Gefühlen.

Schülerin: Vielleicht lohnt es sich am Ende nicht

So etwa an der Kaiserin-Augusta-Schule (KAS) in der Innenstadt. Die 12-jährige Lynn Kloppenburg, die die sechste Klasse des Gymnasiums besucht, hatte zwar selbst am Montag noch keinen Präsenzunterricht – nach dem Modell des Wechselunterrichts ist ihre Klasse in zwei Gruppen eingeteilt worden, sodass sie erst am Dienstag dran war.

Doch der Online-Unterricht, der parallel zum Präsenzunterricht stattfinden soll und sich in den Wochen zuvor gut eingespielt hatte, läuft nun auf Sparflamme. "Wir hatten gar keine Videokonferenzen mehr", sagt sie. Nun muss sie sich zu Hause damit begnügen, Arbeitsblätter zu lösen. Die Schulöffnung selbst findet sie nicht so gut. "Es ist zwar toll, wieder in die Schule zu gehen, aber die Zahlen steigen ja wieder, und wenn sie nach zwei Wochen wieder für zwei Monate schließen muss, hat sich das gar nicht gelohnt."

Weniger Schnelltests als angekündigt

Auch bei ihrer Mutter Hannah Kloppenburg überwiegt die Sorge angesichts des Infektionsgeschehens. "Ich meine, man hätte die letzten beiden Wochen vor den Osterferien noch abwarten und die Zahlen im Auge behalten sollen", sagt sie. "Dann wäre auch genug Zeit gewesen, ein tragfähiges Konzept für die Tests zu erarbeiten."

Denn wie genau nun in den Schulen getestet werden soll, ist immer noch nicht bekannt. "Mein letzter Stand ist, dass wir im Lauf der Woche informiert werden sollen, während der Unterricht also schon läuft."

Die Mutter einer anderen 12-jährigen Schülerin aus Köln findet das Testen "generell nicht verkehrt". Aber: "Dann sollte es auch Fachpersonal machen und sich vorne hinstellen. Aber auf keinen Fall vor jedem Unterrichtstag".

Inzwischen hat das NRW-Schulministerium ohnehin bekannt gegeben, dass für jeden Schüler bis zu den Osterferien nur ein Test vorgesehen ist – deutlich weniger als ursprünglich angedacht.

"Man kann es nur falsch machen"

Die Mutter freut sich zwar, dass ihre Tochter wieder in die Schule gehen kann. Zugleich ist wie wegen des erhöhten Ansteckungsrisikos der Coronavirus-Mutation besorgt, sagt sie.

Sie habe Verständnis für beide Seiten, die Befürworter der Schulöffnungen und auch die, die dagegen sind. Die richtige Entscheidung zu treffen, würde ihr allerdings sehr schwerfallen: "Also ich möchte nicht in der Haut von Politikern stecken, das entscheiden zu müssen. Denn man kann es nur falsch machen. Entweder lässt du die Schulen zu lange zu. Dann schimpfen sie. Oder du öffnest zu früh, dann kommt die Mutation", sagt die Kölnerin.

"Sehr disziplinierter" erster Schultag

Ein weiterer Vater, mit einem Sohn in der achten Klasse und einer Tochter in der Oberstufe der KAS, hat hingegen kein mulmiges Gefühl, seine Kinder wieder in die Schule zu schicken. "Ich bin froh, dass sie wieder hingehen können und ich merke auch, wie froh sie sind, ihre Klassenkameraden wiederzusehen", sagt er. Ihren Berichten zufolge sei der erste Tag in der Schule sehr diszipliniert verlaufen: "Alle halten sich an die AHA-Regeln und es wird sehr darauf geachtet, dass es zu keiner Durchmischung der Gruppen kommt."

Allerdings hätte er gewünscht, dass der Unterricht auch an der KAS und dem benachbarten Friedrich-Wilhelm-Gymnasium zeitversetzt begonnen hätte, wie es an einer Reihe von Kölner Schulen gehandhabt wird, um volle Busse und Bahnen zu vermeiden. "Viele Schüler beider Schulen steigen an der Station Severinstraße aus, da knubbelt es sich schon sehr", sagt er.

Die übrige Elternschaft ist in ihrer Haltung zur Schulöffnung gespalten, weiß er. "Die einen sagen 'Lasst sie wieder gemeinsam lernen' und die anderen wollen ihre Kinder nicht der Gefahr aussetzen", sagt er. "Da sind wir ein Abbild der Gesellschaft."

Scharfe Kritik von Kölner Schulpflegschaft und Landeschülervertretung NRW

Die Landesschülervertretung NRW begrüßt zwar ebenfalls die Schulöffnungen, bezweifelt aber, dass die Gesundheit von Schülerinnen und Schülern gewährleistet werden kann. Man könne die Infektionslage im Land nicht pauschal betrachten und für das ganze Land Schulöffnungen ermöglichen, wenn einzelne Kreise besonders hohe Inzidenzwerte haben. Dort könnte die Öffnung zu höheren Infektionszahlen führen. Daher solle die Frage, ob Schulen öffnen dürfen, anhand des lokalen Infektionsgeschehens entschieden werden.

Auch die Stadtschulpflegschaft Köln fordert daher inzwischen angesichts der hohen Inzidenz in der Stadt ein Aussetzen der Präsenzpflicht. Die Öffnungsstrategie des Landes NRW kritisiert sie scharf. Im Gespräch mit t-online empört sich einer ihrer Vertreter darüber, dass die Politik schon im ersten Lockdown genügend Zeit gehabt hätte, sich auf die Schulöffnungen vorzubereiten. Seitdem sei aber so gut wie nichts passiert, um für die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler zu sorgen.

Es fehle immer noch an Lüftungsgeräten und Masken. Außerdem fordert er einen gestaffelten Schulstart, damit sich möglichst wenig Schülerinnen und Schüler auf dem Schulweg begegnen. Sein Argument: "Was nutzen Lüftungsanlagen und Wechselunterricht, wenn in Bus und Bahn alle Schüler zusammenkommen?"

"Wir als Schulpflegschaft machen Druck auf das Ministerium und machen Eingaben zu dem Problem, das Ministerium behauptet aber, dass wir gar keine Eingaben machen dürfen". Das sei schlicht nicht richtig, denn jeder Bürger dürfe Eingaben bei der Regierung machen. Für ihn steht fest: "Schulministerin Gebauer redet alles schön und verweigert eine Zusammenarbeit".

Den Schulleitern kann das Mitglied der Schulpflegschaft einer Kölner Hauptschule indes keinen Vorwurf machen, denn auch sie hätten "schwer mit dem Land und der Stadt zu kämpfen".

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Gespräche mit Eltern und Schülern aus Köln
  • Pressemitteilung der Landesschülervertretung NRW, 11. März 2021
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