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Köln: Rattenproblem am Kölnberg wird immer schlimmer


Plage am Kölnberg
Müll fliegt vom Balkon – "ein Festessen für Ratten"

  • Lena Kappei
Von Lena Kappei, Fabian Schmidt

Aktualisiert am 11.06.2021Lesedauer: 4 Min.
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Eine Ratte sucht Futter im Müll: In der Hochhaussiedlung am Kölnberg finden die Tiere reichlich Nahrung, weil Mieter täglich ihre Abfälle über die Balkone entsorgen.Vergrößern des Bildes
Eine Ratte sucht Futter im Müll: In der Hochhaussiedlung am Kölnberg finden die Tiere reichlich Nahrung, weil Mieter täglich ihre Abfälle über die Balkone entsorgen. (Quelle: Thomas Banneyer)

Mieter werfen ihren Müll vom Balkon, das lockt Ratten an: Am Kölnberg ist das ein echtes Problem geworden. Hausverwaltung und Stadt versuchen, die Nager loszuwerden. Nur die Mieter spielen offenbar nicht mit.

In der Hochhaussiedlung am Kölnberg im Kölner Stadtteil Meschenich sind Ratten ein ernst zu nehmendes Problem geworden. Weil Mieter ihren Müll einfach vom Balkon werfen, wird die Plage zunehmend schlimmer.

Auf Anfrage versichert die Hausverwaltung SHV, sich der Problematik bereits anzunehmen. Doch man stoße "an seine Grenzen", so SHV-Geschäftsführer Werner Eßer. "Sicherlich sind wir in unserer Funktion des Verwalters aktiv in der Bekämpfung der Ratten, allerdings ist das Hauptproblem ein anderes."

Hausverwalter sieht Schuld bei Investor

Der Großteil der Wohnungen, rund 90 Prozent, sei Eigentum zweier Großinvestoren. Ein Großinvestor aus Berlin (506 Wohneinheiten) habe "sehr schwieriges Klientel" als Mieter in seine Wohnungen eingebracht.

Die SHV sei Verwalter des Wohnungseigentums, aber vermiete diese Wohnungen nicht. "Dies wird durch die eigene Verwaltung des Großinvestors vorgenommen", so Eßer. "Die seinerzeitige besondere Auswahl der Mieter, welche sich ganz konkret der zivilisierten Verhaltensweise (z. B. der ordentlichen Müllentsorgung) entziehen, war aufgrund der hohen Anzahl gelinde gesagt 'falsch'." Eine Durchmischung, die es grundsätzlich am Kölnberg mit rund 60 Nationen gebe, wäre in den Bereichen hingegen von Vorteil gewesen.

Dass Müll auch aus hohen Stockwerken einfach über den Balkon geworfen würde, sei "an der Tagesordnung in einigen Häusern", bestätigt ein Anwohner t-online. Der Müll würde zwar jeden Tag vor dem Haus und dem Hinterhof entsorgt, aber spätestens am nächsten Tag ergebe sich das gleiche Bild. "Für die Ratten ist das ein Festessen", so der Anwohner. Auch als ein t-online-Fotograf vor Ort ist, wird ein Müllbeutel aus einem hohen Stockwerk vom Balkon geworfen.

Laut Werner Eßer würden bis zu 1.000 Kilo Rattenköder im Jahr ausgelegt. Doch die Tiere könnten sich eben auch für "entsorgten Müll mit Döner oder Pizza" entscheiden. Die Köder seien also wenig effektiv.

Kita wurde bereits 2015 geschlossen

Das Rattenproblem in Meschenich ist nicht neu. Bereits 2015 wurde die städtische Kita auf dem Gelände geschlossen, unter anderem weil Mieter immer wieder Müll vom Balkon direkt auf das Kitagelände warfen und so die Nager anlockten.

Zugriff auf das Fehlverhalten der Mieter könne ausschließlich der zuständige Vermieter nehmen, "was leider in der notwendigen Konsequenz fehlt", so Eßer.

"Die Situation ist unhaltbar", so ein Sprecher der Stadt Köln gegenüber t-online. Das Problem ist: Die Stadt Köln dürfe auf Privatgelände wie am Kölnberg nicht tätig werden, überwache und kontrolliere jedoch die Rattenpopulation rund um das private Gelände auf städtischem Grund.

"Aus hygienischer Sicht katastrophal"

Zwei Mitarbeiter der Desinfektoren- und Schädlingsbekämpferstelle des Gesundheitsamtes der Stadt Köln seien am vergangenen Mittwoch vor Ort gewesen und hätten den Kölnberg und die öffentlichen Bereiche rundherum begangen und angesehen, bestätigt der Sprecher. "Die Situation ist aus hygienischer Sicht katastrophal, an vielen Stellen liegen große Mengen Müll herum. In Anwesenheit der Mitarbeiter flogen mehrere Male Mülltüten aus den Fenstern der Hochhäuser."

Auch vonseiten der Stadt wurde die zuständige Hausverwaltung bereits aufgefordert, entsprechende Maßnahmen der Rattenbekämpfung vorzunehmen sowie organischen Müll, der den Ratten als Nahrungsquelle dient, zu beseitigen.

"Egal welche Maßnahmen ergriffen werden: Wenn weiterhin Müll aus den Fenstern geworfen wird, würde die Problematik generell schnell wieder bestehen", so der Stadtsprecher. Es bleibe also bei der Verantwortung der Bewohnerinnen und Bewohner und der Hauseigentümerinnen und -eigentümer beziehungsweise der Hausverwaltung – kein Müll, keine Ratten.

Verfahren gegen Mieter eingestellt

Nach eigenen Angaben habe man bereits Mieter angezeigt, die ihren Müll vom Balkon geworfen hatten und ermittelt werden konnten, sagt Werner Eßer von der Hausverwaltung SHV. Allerdings sei das Verfahren eingestellt worden – weil sich der Beschuldigte zuvor vergewissert habe, dass niemand durch den herabfallenden Müll verletzt werden könnte. Eßer sieht deshalb den Vermieter in der Pflicht, bei dem Fehlverhalten handle es sich um eine "ausschließlich zivilrechtliche Angelegenheit".

Als Hausverwalter habe man zudem mit verschiedenen Maßnahmen versucht, das Problem in den Griff zu bekommen: An zwei Häusern seien Wandanschlüsse an den Rückfronten in einer Fläche betoniert, um hausnahe Rattenbauten unmittelbar zu zerstören. Zudem habe man sogar einen Fotografen eingesetzt, um die Mieter zu identifizieren, die den Müll vom Balkon werfen. Das sei jedoch aus Gründen des Datenschutzes untersagt worden, da man auf Aufnahmen auch Einblicke in die Wohnung bekommen könnte.

Der Immobilienverwalter verwies auf Anfrage zudem darauf, dass im Rahmen der Sanierung des Spielplatzes ein neues Containerkonzept umgesetzt werde: Dann würden Müllplätze einsichtbarer gemacht, die Containerboxen "stabiler und funktioneller" vor dem Hintergrund des Rattenproblems ausgewählt.

Der Kölnberg mit seinen acht Hochhäusern und bis zu 27 Etagen hat insgesamt 1.246 Wohnungen, die in acht Wohnungseigentümergemeinschaften verteilt sind. Bei dem betroffenen Wohnobjekt im Kölner Süden handelt es sich um einen Hochhauskomplex aus den 70er Jahren, der ursprünglich als Wochenendidylle für Ärzte geplant war.

Verwendete Quellen
  • Anfrage bei der Stadt Köln
  • Anfrage bei der SHV Immobilien-Verwaltungs-GmbH
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