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Bahnstreik in Köln: GDL-Vorsitzender hofft auf Verständnis von Reisenden


GDL-Vorsitzender in NRW
"Es gibt für einen Streik niemals den perfekten Zeitpunkt"

Von Florian Eßer

11.08.2021Lesedauer: 3 Min.
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Das Foyer des Kölner Hauptbahnhofs: Viele Reisende blieben am Mittag ratlos zurück.Vergrößern des Bildes
Das Foyer des Kölner Hauptbahnhofs: Viele Reisende blieben am Mittag ratlos zurück. (Quelle: Florian Eßer)

Zwei Tage lang haben Lokomotivführer im ganzen Land gestreikt. Massive Einschränkungen im Bahnverkehr waren die Folge, entsprechend verärgert sind viele. Der GDL-Vorsitzende von NRW hofft dennoch auf Verständnis.

Der bundesweite Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) erhitzt die Gemüter: An den Hauptbahnhöfen in Köln und anderen Städten herrschte Chaos, Pendler kamen zu spät zu ihrer Arbeit, Reisende harrten auf den Bahnsteigen aus und warteten auf einen Zug, der fährt. Das sorgte bei vielen Menschen für Unmut – dabei ist auch immer wieder das Thema Corona Gegenstand der Diskussion: Muss die GDL gerade in Zeiten der Pandemie streiken, sodass die wenigen fahrenden Züge mit Fahrgästen überfüllt sind?

"Bei uns rufen viele verärgerte Menschen an"

"Es gibt für einen Streik niemals den perfekten Zeitpunkt, weil es immer jemanden trifft", sagt Sven Schmitte von der GDL. Er ist seit 1996 Mitglied der Gewerkschaft und Bezirksvorsitzender in Nordrhein-Westfalen: "Volle Züge gehören auch ohne Streik zum Alltag. Tatsächlich ist das Passagieraufkommen während eines Streiks niedriger, weil sich viele Leute Alternativen überlegen."

Das Corona-Argument sieht Schmitte daher als vorgeschoben an, Verständnis für den Ärger der Reisenden hat er aber dennoch: "Bei uns rufen natürlich auch viele Bürgerinnen und Bürger an, um mit uns über den Streik zu diskutieren", so Schmitte. "Dabei halten sich auch nicht alle an die Etikette der Höflichkeit."

Wie der Bezirksvorsitzende weiter erklärt, nehme man sich für diejenigen, die offen für einen sachlichen Diskurs sind, aber gerne die Zeit für ein klärendes Gespräch: "Das Thema ist sehr komplex, sodass nicht alle Leute einen genauen Einblick in die Gründe für unseren Streik haben", sagt Schmitte. Wenn man den Menschen dann aber erkläre, warum gerade nicht alle Züge fahren, sei das Verständnis doch groß: "Viele sind dann zwar trotzdem noch verärgert, wünschen uns aber dennoch viel Erfolg."

GDL kämpft um Erhalt der Betriebsrente

Schließlich gehe es den Eisenbahnern beim Streik unter anderem um den Erhalt der Betriebsrente – diese wolle die Deutsche Bahn von 150 Euro monatlich auf 100 Euro pro Monat reduzieren. Gleichzeitig würde sich das Management der Deutschen Bahn "an einer Gehaltserhöhung von zehn Prozent bedienen" – während ehemalige Vorstandsmitglieder pro Monat Pensionen um die 20.000 Euro einstreichen würden: "Von diesen monatlichen Summen träumt manch einer beim Jahresgehalt", so Sven Schmitte.

Die hohen Pensionen für Ex-Vorstandsmitglieder erschienen besonders mit Blick auf die Verschuldung der Deutschen Bahn AG prekär: Die roten Zahlen des Konzerns liegen bereits jetzt bei rund 30 Milliarden Euro – ein finanzielles Problem, das, so Schmitte weiter, zwar durch die Corona-Lage verstärkt werde, aber schon vorher existierte: "Man kann nicht alles auf Corona schieben."

Hohe Streikbeteiligung unter GDL-Mitgliedern

Wenn er und seine Kollegen von der GDL wütenden Anrufern diese Sachverhalte erläutern, käme es bei vielen von ihnen zu einem "Umschwung im Meinungsbild". "Die Leute sagen dann: Okay, da ist ja doch etwas dahinter, die wollen nicht einfach nur mehr Geld."

Wie ernst das Thema sei, werde auch bei der prozentualen Beteiligung der Eisenbahner am Streik deutlich: Wie Sven Schmitte erklärt, läge die Streikbeteiligung bei ganzen 95 Prozent – das deckt sich mit der Anzahl der GDL-Mitglieder, die im Vorfeld des Streiks für eine Aufnahme des "Arbeitskampfes" votiert hatten: "Es melden sich auch Eisenbahner-Kollegen bei den Streikposten, die keine Mitglieder in der GDL sind", erläutert Schmitte. "Diese wollen sich auch an dem Streik beteiligen, obwohl sie als Nicht-Mitglieder einer Gewerkschaft kein Anrecht auf Streikgeld haben."

Dies sei ein eindeutiges Signal dafür, dass die Eisenbahner wütend darüber seien, wie mit ihnen und ihren Kollegen seitens der Deutschen Bahn umgegangen werde: "Das hatten wir so bis jetzt noch nie", so NRW-Vorsitz Schmitte. Von den betroffenen Reisenden erhofft er sich Verständnis: "Ein Streik ist keine leichtfertige Entscheidung und hat mit Spaß nichts zu tun."

Weiterhin Chaos am Kölner Hauptbahnhof

Die Mitglieder der GDL haben ihren Kölner Streikposten auf dem Breslauer Platz auf der Rückseite des Hauptbahnhofs eingerichtet. Hier versammelten sich am Mittwochmittag rund 30 Angehörige der Gewerkschaft, um ihre Forderungen auch vor Ort deutlich zu machen.

Auf den Bahnsteigen des Hauptbahnhof und in der Eingangshalle bildeten sich unterdessen Trauben von Menschen, Mitarbeitende der Bahn versuchten, der Lage Herr zu werden. Das Chaos ist deutlich zu sehen, wird aber nicht offen kommuniziert: Weder die Mitglieder der GDL, noch die Mitarbeiter der Bahn wollten sich vor Ort zur Situation äußern.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Sven Schmitte von der GDL
  • Beobachtungen vor Ort
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