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Köln: Bildungspatin ist "Heldin des Alltags" – Hilfe für zugewanderte Jugendliche


Bildungspatin ist "Heldin des Alltags"
Jugendliche: "Ohne sie wären wir nicht da, wo wir jetzt sind"

Von Tim Hildebrandt

13.01.2022Lesedauer: 3 Min.
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Barbara Süsterhenn bei der Verleihung des Ehrenamtspreises: Die 61-Jährige ist "Heldin des Monats" April.Vergrößern des Bildes
Barbara Süsterhenn bei der Verleihung des Ehrenamtspreises: Die 61-Jährige ist "Heldin des Monats" April. (Quelle: Thomas Banneyer)

Als "Helden des Monats" werden in Köln ehrenamtliche Helfer für ihr Engagement geehrt. Im Januar: Bildungspatin Barbara Süsterhenn, die seit Jahren als Bildungspatin zugewanderten Jugendlichen im Alltag hilft.

Sie sehen ihre berufliche Zukunft im sozialen Bereich. Als Semran (16) und Melek (15) 2013 aus Mazedonien nach Deutschland kamen, war dieser Wunsch weit entfernt, zu groß waren die Hürden, zu fremd das neue Umfeld. Eine neue Sprache lernen und sich in einem fremden Land zurechtfinden waren nur zwei der vielen Herausforderungen, welche die beiden Schwestern seitdem bewältigen mussten.

Herausforderungen, bei denen ihnen Barbara Süsterhenn seit jeher als Bildungspatin mit Rat und Tat zur Seite stand. Im August letzten Jahres wurde die 61-Jährige für ihr Engagement mit dem Ehrenamtspreis "Köln-Engagiert" ausgezeichnet.

"Ohne sie wären wir nicht da, wo wir jetzt sind", ist sich Semran sicher. Barbara gehöre mittlerweile regelrecht zur Familie, die schon ohne die Patin zwölf Familienmitglieder zählt. Seit 2013 treffen sich die drei mindestens einmal in der Woche für mehrere Stunden – und diese Zeit wird produktiv genutzt. Die Stadt erkunden, Hilfestellung bei den Hausaufgaben, in den letzten Jahren gab es kaum etwas, wobei Barbara Süsterhenn den Geschwistern nicht beistand.

Nicht nur Hausaufgaben stehen auf dem Programm

In den Sommerferien campt das Trio am See, sie gehen gemeinsam ins Kino oder in den Zoo und in der Vergangenheit stand sogar schon ein mehrtägiger Ausflug nach Berlin auf dem Programm. Zuletzt half sie der Familie gar eine neue Wohnung zu finden, die endlich genug Platz für die ganze Familie bietet. "Das war nicht leicht", erinnert sich Süsterhenn, die als Kostümbildnerin arbeitet.

Letzten Endes hat die Familie eine neue Bleibe gefunden, auch wenn den Geschwistern das Lernen im neuen Heim weiterhin schwerfällt. "In den Unterkünften, in denen wir zuvor gelebt haben, war an Lernen oder Hausaufgaben machen gar nicht erst zu denken", schildert Semran die ehemalige Situation. "Zu viel Unruhe. Jetzt ist es zwar immer noch nicht wirklich ruhig, aber es klappt definitiv besser." Umso wichtiger seien die wöchentlichen Treffen mit Barbara, auch um einfach mal hinauszukommen. "Sie hilft uns sehr."

Ehrenamt in Köln: Die Bildungspatin ist Teil einer Familie

Seit 2013 treffen die drei sich in der Woche mindestens ein Mal. Seit Corona das schwieriger geworden, so Barbara. "Wir sind zwar alle drei geimpft, aber man passt natürlich trotzdem auf." Wie bei vielen anderen auch haben sich die gemeinsamen Aktivitäten in der Anfangszeit der Pandemie auf Spazieren gehen oder Treffen in Parks beschränkt. "Für die Hilfe bei den Hausaufgaben standen uns zu Beginn nur begrenzte Mittel zur Verfügung", sagt Barbara Süsterhenn.

"Dass der Präsenzunterricht wegfiel und durch Homeschooling ersetzt wurde, verkomplizierte die Situation zusätzlich." Semran lacht: "Kompliziert ist gut. Barbara musste uns morgens immer aus dem Bett schmeißen und hat uns jeden Tag angerufen. Sie war echt hartnäckig. Wir sind froh, dass wir jetzt endlich wieder in die Schule können."

Mittlerweile ist wieder einigermaßen Normalität eingekehrt. Die drei treffen sich bei Barbara Süsterhenn zum Kochen, essen gemeinsam zu Mittag. Im Dezember waren sie zusammen auf dem Weihnachtsmarkt und Schlittschuh laufen. Wie lange die begleitende Unterstützung noch gehen soll? "Da gibt es keine Grenze nach oben", sagt die Kostümbildnerin. "Immerhin sind wir ja sowas wie eine Familie."

Angefangen hat alles bei dem Schulprojekt "Amaro Kher" der Bildungseinrichtung Rom e.V., die sich der Gleichberechtigung von Roma und Sinti verschrieben hat. "Ein Lehrer hat mich gefragt, ob ich nicht Interesse an einer Bildungspatenschaft hätte", erinnert sich Barbara Süsterhenn. Und so kam eines zum anderen. "Dass das Engagement so lange gehen würde, hätte ich damals nicht gedacht."

Der Wunsch, andere Menschen zu inspirieren

Der Ehrenamtspreis selbst kam für Barbara wie aus dem Nichts. Er sei eine große Überraschung gewesen, sagt sie, andererseits aber ebenso eine Auszeichnung und eine Würdigung ihres Engagements, nach über acht Jahren. "Der Preis ist eine große Ehre. Ich hoffe, dass ich mit meinem Beispiel die Menschen inspirieren kann, sich ähnlich zu engagieren. Bedarf gibt es genug."

Bei Semran und Melek hat dieses Engagement anscheinend schon Spuren hinterlassen. Semran arbeitet auf eine Stelle im Krankenhaus zu, Melek möchte nach einem Praktikum in einem Kindergarten Erzieherin werden. In einem stimmt Semran mit ihrer Bildungspatin auf jeden Fall überein: "Sich gegenseitig zu helfen und füreinander da zu sein, ist sehr wichtig und eines der schönsten Dinge der Welt."

Disclaimer: Das Nachrichtenportal t-online ist ein Angebot der Ströer Content Group, in deren Zusammenarbeit die "Held des Monats"-Aktion entstanden ist.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Gespräche
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