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Stadt Köln prüft rechtliche Schritte gegen "Terminator"


Bot für schnelle Termine
Köln prüft rechtliche Schritte gegen "Terminator"


22.04.2022Lesedauer: 4 Min.
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Eingang zu einem Kundenzentrum der Stadt Köln (Symbolfoto): Ein Computerprogramm sollte das städtische Angebot ergänzen, die Stadt ist allerdings wenig erfreut.Vergrößern des Bildes
Eingang zu einem Kundenzentrum der Stadt Köln (Symbolfoto): Ein Computerprogramm sollte das städtische Angebot ergänzen, die Stadt ist allerdings wenig erfreut. (Quelle: Galuschka/imago-images-bilder)

Termine bei städtischen Kundenzentren sind oft begehrt und schnell weg. David Neukirchen hat ein Computerprogramm entwickelt, das den Prozess leichter machen soll. Die Stadt Köln zeigt sich jedoch wenig begeistert.

Besonders in der Hochphase der Corona-Pandemie war es mitunter gar nicht so einfach, bei der Stadt Köln einen Termin zu bekommen. Die Wartezeit: nicht selten mehrere Wochen bis Monate. Offene Zeiten gab es nicht, während der Pandemie war ein fest gebuchter Termin zwingend vorausgesetzt. Dabei sind die Menschen stark von den städtischen Diensten abhängig: Wohnsitz ummelden, das Auto in der Stadt anmelden, einen Reisepass beantragen – um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Für David Neukirchen war die Wartezeit zu lang. Anderthalb Monate vor einer Spanien-Reise wollten er und seine Frau für ihren kleinen Sohn einen Kinderreisepass beantragen – und seien daraufhin "kurzzeitig besorgt" gewesen, die Reise wegen der städtischen Terminnot nicht antreten zu können. So schreibt Neukirchen es auf der Webseite terminator.koeln.

Köln: Programm will Terminbuchung leichter machen

Der "Terminator" hat nicht etwa etwas mit der gleichnamigen Schwarzenegger-Figur zu tun, es handelt sich vielmehr um eine Seite, die sich anschickt, die Terminbuchung bei der Stadt Köln zu erleichtern. Entstanden ist die Idee vor ungefähr zwei Monaten, sagt Neukirchen auf Anfrage von t-online.

Der kleine Bot sei in seiner ersten Version nach gerade einmal 20 Minuten fertig gewesen, sagt Neukirchen. Bot kommt vom englischen "Robot" und steht für ein Computerprogramm, das bestimmte Aufgaben automatisiert abarbeitet.

Im Fall von Neukirchens Bot ist die Aufgabe, in Echtzeit freie Termine bei den Kundenzentren der Stadt Köln zu finden und anzuzeigen – auch die, die im Tagesverlauf kurzfristig noch frei werden.

"Terminator": Ein Feierabend-Projekt ist der Stadt ein Dorn im Auge

Denn davon gibt es einige, wie Neukirchen selbst feststellte: Noch am selben Nachmittag, als der Bot erstmals ans Werk ging, ergatterte er einen Termin, wenige Tage später hatte er den Reisepass, berichtet Neukirchen. "Einige Feierabende später" sei dann die heutige Webseite fertig und für alle kostenlos zugänglich gewesen. Auch jetzt sei der "Terminator" nach wie vor ein Feierabend-Projekt, an dem er nach Lust und Laune arbeite, sagt er.

Der Vorteil: Man bekommt die freien Termine einfach so angezeigt. Bei der Stadt Köln selbst muss man sich von Seite zu Seite klicken und bereits einige Informationen angeben, bevor überhaupt eingesehen werden kann, ob es derzeit freie Termine gibt. Und: Sollte kein passender Termin frei sein, kann beim "Terminator" auch ein Suchauftrag eingerichtet werden. Sobald ein Wunsch-Termin frei wird, bekommt der Nutzer eine Push-Nachricht gesendet.

Die Stadt Köln zeigt sich von dem Angebot wenig begeistert. "Einen Mehrwehrt bietet 'Terminator' aus Sicht der Stadt Köln nicht", teilte eine Sprecherin auf Anfrage von t-online mit. Der Grund: "Terminator" könne keine vom Nutzer eingegebene Daten an die städtische Terminvereinbarung weiterleiten.

Bot leitet auf die städtische Seite weiter

Allerdings funktioniert der Bot derzeit ohnehin so, dass der Nutzer beim Klick auf "Termin buchen" sofort auf die Seite der Stadt Köln weitergeleitet wird. Dort müssen dann alle Daten wie gewohnt angegeben werden – bloß ist eben schon sicher, dass tatsächlich ein Termin verfügbar ist. Die Sprecherin der Stadt kritisiert, der "Terminator" suggeriere, man könne auf der Seite selbst Termine buchen. Das sei irreführend.

Dabei sei eine vollautomatisierte Buchung via Terminator möglich, sagt Neukirchen, sei aber bewusst nicht implementiert worden – auch, "um niemandem auf die Füße zu treten". Auch eine Kooperation mit der Stadt könne Neukirchen sich vorstellen: "Ich habe der für die IT zuständigen Behörde der Stadt zum Release der ersten Version der Website eine E-Mail geschrieben, in der ich das Projekt beschrieben und um Stellungnahme und ihr Einverständnis gebeten habe", sagt Neukirchen. Das sei am 11. April gewesen – bislang sei die Anfrage aber unbeantwortet geblieben.

Auf seiner Webseite schreibt David Neukirchen in seinem Ausblick von den weiteren Plänen, die er mit seinem Programm hat. Zum Beispiel sollen die Benachrichtigungen bei Suchaufträgen auch per Whatsapp, Mail und SMS empfangbar sein, und Termine weiterer städtischer Leistungen wie Termine für Kirchenaustritte und beim Ausländeramt sollen hinzugefügt werden. Auch aktuelle Wartezeiten in den Kundenzentren sollen laut Neukirchens Webseite in Zukunft über den "Terminator" einsehbar sein.

Köln prüft rechtliche Konsequenzen gegen Termin-Bot

Erst einmal prüft die Stadt Köln aber rechtliche Schritte gegen "Terminator", dabei geht es um Rechte an Bildern der Kölner Kundenzentren, die Neukirchen auf der Webseite verwendet. "Ohne ausdrückliche Genehmigung dürfen weder Texte, Bilder noch sonstige Inhalte von stadt.koeln übernommen werden", so die Stadtsprecherin. "Eine Anfrage von 'Terminator' zur Nutzung der Bilder liegt nicht vor."

Neukirchen sagt, er sei enttäuscht über die Reaktion und die Art der Kommunikation der Stadt. "Wenn mir jemand so einen Service kostenlos vor die Füße setzen würde, würde ich in jedem Fall anders reagieren", sagt er. Ein Trost: Das Feedback, das er von den Nutzern bekommt, sei jedenfalls bislang durchweg positiv.

Verwendete Quellen
  • Anfrage bei David Neukirchen
  • Anfrage bei der Stadt Köln
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