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Verkehr der Zukunft: Nürnberg will weniger Autos – und weniger Stress


Mobilität
Weniger Autos, weniger Stress: So sieht der Verkehr der Zukunft aus

  • Meike Kreil
Von Meike Kreil

Aktualisiert am 21.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Treiben in der Innenstadt: Wie bewegt man sich in Nürnberg künftig fort?Vergrößern des Bildes
Treiben in der Innenstadt: Wie bewegt man sich in Nürnberg künftig fort? (Quelle: JYB Media)

Die Verkehrsstrategie der Zukunft bringt für Autofahrer Einschnitte mit sich. Das Motto einer Stadt lautet: "Je weniger Autos, desto weniger Stress für alle."

Eine Stadt, die allen Belangen gerecht wird: Das will Nürnberg mit dem Mobilitätsbeschluss werden. Der soll alle Verkehrsteilnehmer berücksichtigen. Klar ist: Das bringt Einschränkungen für Autofahrer mit sich.

"Intelligent und nicht ideologisch" sollen die Maßnahmen sein, die aus dem Mobilitätsbeschluss folgen, betont Stadtoberhaupt Marcus König. Es habe sich in Nürnberg dazu bereits einiges getan. Genug sei das nicht. Darin ist sich die Stadtspitze bei der Pressekonferenz einig. Die vergangenen Jahre seien herausfordernd gewesen. "Wir dürfen dennoch die Themen, die da sind und zukunftsweisend sind", nicht außer Acht lassen, erklärt König. "Und das nicht nur vom Schreibtisch aus, sondern zusammen mit den Menschen da draußen."

Zeit für eine Zwischenbilanz zum Nürnberger Mobilitätsbeschluss

Die Grundlage: Im Januar 2020 wurde mit parteiübergreifender Mehrheit der "Mobilitätsbeschluss für Nürnberg" gefasst. Das Ziel ist, die Mobilität stadtverträglich, effizient und ökologisch zu gestalten. Mit Maßnahmen zur Stärkung des Fuß- und Radverkehrs und des ÖPNV.

Die Schwierigkeit: Die Bedürfnisse aller "Menschen da draußen" zu berücksichtigen – mit all ihren unterschiedlichen Anforderungen. Dafür steht ein begrenzter, bereits bebauter Raum zur Verfügung. Dieser wird nun so neu aufgeteilt, dass er möglichst allen Verkehrsteilnehmern gerecht wird. König betont dabei: "Wir wollen das Auto nicht verteufeln."

Wie also sieht das aus – diese Verkehrsplanung der Zukunft?

Lösung 1: Die Autofahrer stecken zurück. Der Individualverkehr soll kanalisiert und umgeleitet werden. Das Auto soll lieber ins Parkhaus, als dass dessen Fahrer in der Innenstadt fünfmal um den Block fährt, um noch irgendwo einen letzten Parkplatz zu ergattern, veranschaulicht der OB. Der städtische Planungs- und Baureferent Daniel Ulrich sagt: "Wir wollen niemandem das Auto wegnehmen oder es wegsperren!" Was sie aber wollen, sei mobile Gerechtigkeit. Denn: "Je weniger Autos fahren, desto weniger Stress für alle."

Lösung 2: Den Fußverkehr stärken. Nürnberg soll fußgängerfreundlicher werden. Weitere Teile der Innenstadt wurden zuletzt zu autofreien Zonen erklärt. Sitzbänke statt Parkplätze, heißt es jetzt an der Königstraße. Die erweiterte Fußgängerzone kommt bei den Menschen "wahnsinnig gut an", erklärt Ulrich, deshalb wolle man den Ansatz weiterverfolgen.

Lösung 3: Der Radverkehr wird mehr und sicherer. Dafür hat die Stadt einen üppigen Etat veranschlagt: 10 Millionen jährlich. "Als ich 2018 begonnen habe, waren’s 500.000 Euro", so König. "Aber wir haben auch was aufzuholen." Angestrebt wird die Schaffung eines durchgängigen und komfortablen Radwegenetzes. Immer mehr Radwege bekommen etwa auffällige rote Markierungen oder werden vom Gehweg separiert.

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Lösung 4: Der ÖPNV wird ausgebaut. "Bus und Bahn fahren kann jeder", meint der Baureferent. Das gelte vor allem für all diejenigen, die zum Auto- oder Radfahren sowie Spazierengehen nicht mehr in der Lage sind, es nie waren oder nie sein werden. Außerdem sollen kluge Knotenpunkte geschaffen werden, wo die Nürnberger ihr Auto stehen lassen und auf den ÖPNV umsteigen können. Oder aufs Rad.

Lösung 5: Auf Barrierefreiheit achten. Umgesetzte oder geplante Maßnahmen sind unter anderem abgesenkte Bordsteine an Haltestellen oder erweiterte Blindenleitsysteme.

Lösung 6: Die Voraussetzungen für mehr Elektromobilität schaffen. Der Ausbau von öffentlicher Ladeinfrastruktur schreitet weiter voran.

Lösung 7: "Vision Zero": Oberstes Ziel der Verkehrssicherheit ist es, die Zahl der Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr auf null zu senken.

Personalmangel bringt Stadt Nürnberg an die Grenzen

Ziel: Das Ziel, das über allem steht, ist, den öffentlichen Raum neu aufzuteilen. Weniger motorisierter Individualverkehr, mehr Umweltverbund (also ÖPNV/Fußgänger/Rad). Die Stadt strebt für 2030 ein Verhältnis von 32 zu 68 Prozent an. Aktuell liegt die Verteilung nach eigenen Angaben bei 39 zu 61 Prozent. Bürgermeister Christian Vogel ergänzt: "Mobilität heißt gemeinschaftliches Wirken." Eine Herkulesaufgabe, der Beschluss sei nur ein Anfang. Weil dafür immerhin Steuergelder verwendet würden, gehe das nur gemeinsam.

Problem: All das bindet Personal. Das jedoch ist rar gesät. Gegenwärtig seien 20,5 Stellen vakant, es gebe kaum Bewerber auf die dafür ausgeschriebenen Jobs der Stadt Nürnberg. "So was habe ich noch nicht erlebt", sagt Vogel und schüttelt ungläubig den Kopf. Riesige Probleme bringe das mit sich. Genauso komme es immer wieder vor, dass Baufirmen städtischen Aufträgen eine Absage erteilen, weil sie selbst nicht genug Mitarbeiter haben. Ulrich ergänzt, dass Bauplanung unglaublich anstrengend geworden sei – wegen der schwierigen Planbarkeit bei Kosten und Personal. Und auch, weil so viele Akteure mitsprechen wollen.

Kritik: Im Stadtteil Großgründlach etwa formiert sich derweil Protest um die städtische Verkehrsplanung. Der Vorstadtverein Alt-Gründlach plant am Donnerstag, 16. März, eine Kundgebung: Anwohner wollen den Verkehr an der Volkacher Straße ab 16 Uhr für zwei Stunden lahmlegen. Die Straßen dort seien überlastet, heißt es, die Verkehrssituation sei angespannt. Und nun soll ein neues Baugebiet an der Volkacher Straße für noch mehr Auslastung sorgen. Eine "ganzheitliche Verkehrslösung" wird gefordert. Eine seit den 1980er-Jahren geplante Entlastungsstraße hingegen hat der Stadtrat jüngst aus der Planung gestrichen.

Verwendete Quellen
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