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Nürnberg: Deutsche Bahn versteigert Sexspielzeug | Kuriose Auktion


Kuriose Auktion in Nürnberg
Sexspielzeug, Surfbrett und Trompete: Bahn versteigerte vergessene Gegenstände


Aktualisiert am 23.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Auktionator Walter Schreiner im DB Museum in Nürnberg: Auch kuriose Gegenstände kamen unter den Hammer.Vergrößern des Bildes
Auktionator Walter Schreiner im DB Museum in Nürnberg: Auch kuriose Gegenstände kamen unter den Hammer. (Quelle: t-online/Alexander Schlirf)

Täglich werden in Zügen und Bahnhöfen mehrere Hundert Gegenstände vergessen. Einige davon kamen am Samstag in Nürnberg unter den Hammer – darunter viele Kuriositäten. t-online war dabei.

Die Stimmung im Museum der Deutschen Bahn in Nürnberg erreicht buchstäblich einen Höhepunkt: Der Auktionator ruft einen Koffer auf, in dem sich jede Menge erotische Wäsche befindet – und Sexspielzeug.

Es ist einer von 80 Koffern und weiteren 175 Gegenständen, die irgendwer in einem Zug oder Bahnhof in Deutschland vergessen und nie wieder abgeholt hat - heute kommen diese Sachen im Nürnberger DB Museum unter den Hammer.

Einmal im Jahr findet diese Event-Auktion statt. Fast 200 Menschen sind gekommen, um mitzubieten, ein Schnäppchen zu machen oder die eine oder andere Kuriosität zu ergattern.

Nürnberg: Wettbieten um Erotikkoffer

"Ja, man wundert sich schon, was die Leute alles so im Zug mitnehmen und vor allem dort liegen lassen", sagte Janina Baur vom DB Museum. Der Koffer, vollgepackt mit erotischen Utensilien, sei sicher das Schmankerl des Tages, meint sie. Tatsächlich entfacht sich ein Bieterwettstreit darum. Für mehr als 100 Euro findet der Koffer schließlich einen neuen Besitzer, der "damit sicher viel Spaß haben wird", wie Auktionator Walter Schreiner augenzwinkernd anmerkt.

Doch es werden an diesem Vormittag noch etliche weitere kuriose Gegenstände aufgerufen: ein Surfbrett zum Beispiel, eine alte Schreibmaschine, ein Kinderschminktisch, viele Rucksäcke, Brettspiele und Musikinstrumente. Aber auch zahlreiche Laptops, hochwertige Kameras, Mobiltelefone und Tablets sind dabei.

Spontane Musikeinlage

Walter Schreiner zeigt dem Publikum eine Gitarre und will wissen, wer sie einmal ausprobieren möchte. Eine Frau meldet sich freiwillig, geht auf die Bühne und spielt nicht nur ein Lied auf der Gitarre, sondern gibt auch gleich eine Gesangseinlage. Am Ende ist sie sogar die Höchstbietende und bekommt den Zuschlag für das Instrument.

Das Rekordgebot erhält an diesem Samstag eine Schatzkiste. Diese Kiste hat allerdings niemand in der Bahn vergessen. Der Auktionator hat verschiedene Fundgegenstände selbst in die Kiste gepackt. Alle 15 Minuten zeigt er einen Gegenstand aus der Kiste – was sonst noch drin ist: reine Spekulation. 1.000 Euro werden am Ende für die Schatzkiste geboten.

Rund 700 vergessene Gegenstände jeden Tag

Auch der schwerste Gegenstand, der versteigert wird, ist durchaus kurios: Es ist ein Gepäckstück, in dem sich die fast vollständige Brockhaus-Enzyklopädie aus dem 19. Jahrhundert befindet. Nur Band 1 fehlt, die anderen 16 Bände liegen im Koffer. Janina Baur wundert sich, dass niemand diese Sammlung bis heute vermisst hat.

Wenn Menschen etwas in einem Zug oder am Bahnhof vergessen, dann landen diese Sachen im Fundsachenmanagement der Deutschen Bahn. Deutschlandweit verlieren Reisende nach Angaben der Bahn jährlich rund 250.000 Gegenstände. Das sind knapp 700 vergessene Dinge pro Tag.

Gegenstände, die nach einem vorgeschriebenen Zeitraum nicht abgeholt werden, kommen - wie an diesem Tag - bei den Versteigerungen der Bahn wieder zum Vorschein.

"Nürnberg ist allerdings eine Besonderheit", betont Janina Baur. "Das hier ist eine Auktion, die auf die Unterhaltung des Publikums ausgelegt ist." In Wuppertal finden wöchentlich Versteigerungen der Bahn statt, die sich aber in erster Linie an Händler richten, die teils palettenweise Waren ersteigern.

In Nürnberg sind heute auch 80 Überraschungskoffer dabei, die der Auktionator nicht öffnet. Wer hier mitbietet, kann Glück oder Pech haben. Allerdings haben die Bahnmitarbeiter vor der Auktion einen Blick in die Koffer geworfen und sichergestellt, dass sich zum Beispiel keine Waffen, Drogen oder andere verbotene Sachen darin befinden.

Ein ganz besonderer Koffer

Ein rosafarbener Koffer sticht bei der Auktion in Nürnberg heraus: Es ist ein limitiertes Sondermodell, das es gar nicht mehr zu kaufen gibt. 600 Euro ist dafür am Ende das Höchstgebot – so viel hat kein anderer Koffer bei der Auktion erzielt.

Der größte Gegenstand, den Auktionator Walter Schreiner anpreist, ist ein nagelneuer Teleskop-Gartenrechen, an dem sogar noch das Preisschild hängt.

Das macht die Bahn mit dem Geld

Die Summe aller erfolgreichen Gebote liegt nach vier Stunden Auktion bei rund 25.000 Euro. Das Geld muss die Bahn drei Jahre zurückhalten. Sollte sich in dieser Zeit doch noch der rechtmäßige Besitzer für einen Gegenstand finden, erhält dieser nämlich das dafür ersteigerte Geld.

Nach drei Jahren fließen die Erlöse aus den Auktionen in das Fundsachenmanagement der Bahn. Wer glaubt, dass der Konzern damit schwarze Zahlen schreibt, irrt sich laut Janina Baur: "Wir betreiben tatsächlich einen enormen Aufwand, um verlorene Sachen wieder an die Besitzer zurückzuführen", sagt sie.

Das koste entsprechend viel Geld. Immerhin: In 60 Prozent der Fälle sind die Mitarbeiter des Fundsachenmanagements erfolgreich und finden die Besitzerinnen und Besitzer. Und wenn nicht: die nächste Auktion kommt mit Sicherheit.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Janina Baur vom DB Museum Nürnberg
  • Reporter vor Ort
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