1. FC Nürnberg: DFB-Pokal – Felix Lohkemper wird gegen Rostock zum Retter

Im DFB-Pokalspiel gegen Hansa Rostock muss der 1. FC Nürnberg lange zittern. Dann trifft Felix Lohkemper – schon wieder. Seine Zukunft ist allerdings unklar.

Seit vier Jahren ist Felix Lohhkemper inzwischen Nürnberger. Richtig angekommen war er, mit Verlaub, bisher nicht. 600.000 Euro ließ sich der notorisch klamme Club den Stürmer im Sommer 2019 kosten, nach einer Saison, in der Lohkemper für den 1. FC Magdeburg sechs Tore in 29 Spielen geschossen hatte.

Weder auf die Anzahl an Spielen, noch an die Torausbeute kam er seitdem. In der Saison 2022/23 wirkte das Projekt Lohkemper in Nürnberg fast gescheitert. Bis zum 28. Spieltag in Kiel schoss der 28-Jährige nicht ein Tor, auch Assists gelangen ihm nicht.

Fiél setzt eigentlich auf Uzun oder Schleimer

Dann, an Spieltag 32, traf er doppelt, rettete dem Club das Remis und spielte erst zum zweiten Mal in der Saison durch. Lohkemper, der Retter. In Magdeburg, ausgerechnet.

Seitdem hat sich einiges getan in Nürnberg: Man kämpft nicht mehr gegen den Abstieg, der Blick geht eher nach oben als nach unten. Neu-Trainer Cristian Fiél versuchte sich zu Beginn der Saison zwar an einem klassischen Mittelstürmer, hat das Experiment inzwischen aber beendet. Im vorderen Zentrum setzt er dieser Tage auf Lukas Schleimer oder Can Uzun, gelernte Mittelfeldspieler.

Lohkemper glänzt gegen Hannover – und verletzt sich

Sechs Heimspiele hat der 1. FC Nürnberg in dieser Saison bestritten, in fünf davon lagen sie zurück. Verloren haben sie keines. Wenn die hängende Spitze versagt, bringt Fiél Lohkemper.

So war es gegen Hannover 96, gegen die der Club nach einer desolaten ersten Halbzeit mit 0:2 zurücklag. Lohkemper assistierte 20 Minuten nach Einwechslung Jungstar Uzun, der das erste seiner zwei Tore machte. Der FCN kam zurück, 2:2. Danach fiel der gebürtige Hesse mit Knieproblemen für zwei Monate aus.

Emotionale Szenen nach Siegtreffer gegen den Ex-Club

Sein Comeback gab er am 1. Oktober, 0:0, Lohkemper wurde zur Pause für Schleimer eingewechselt, Fiél brachte für die hängende Spitze den Stoßstürmer. Nach wenigen Sekunden (!) köpfte Lohkemper den Ball ins Tor, das Spiel endet 1:0. Der Gegner: erneut Magdeburg. Nach dem Spiel stand der Stürmer mit Tränen in den Augen im Mittelkreis.

Auch beim 3:1-Sieg gegen Hertha BSC wurde Lohkemper kurz nach der Pause eingewechselt. Keine zehn Minuten später setzte er den Berliner Bouchalakis unter Druck, der spielte einen Katastrophenpass, Kempf riss den durchbrechenden Nürnberger Goller um, Notbremse, rot. Auch am vorentscheidenden Eigentor der Hertha zum 2:1 hatte er seine Aktien: Lohkemper schickte Goller steil, der flankte, Leistner lenkte den Ball ins eigene Tor.

Das 3:2 gegen Rostock: Ein fast unmögliches Tor

Sein wohl bisher bestes Spiel im Club-Dress macht Lohkemper schließlich am Mittwochabend. Trainer Fièl entscheidet sich spät, erst in der 85. Minute zieht er Uzun aus dem Sturmzentrum zurück ins Mittelfeld, bringt Lohkemper für Rechtsverteidiger Gyamerah.

20 Sekunden vor Schluss flankt Hayashi flach in den Strafraum, Lohkemper springt zwei Meter vor dem Tor in den Ball. Minute 90 plus fünf, Verlängerung, Nürnberg ist zurück. In der folgenden Verlängerung stellt Lohkemper nach Brown-Flanke mit einem fast unmöglichen Tor auf 3:2, Nürnberg steht im Achtelfinale.

Lohkempers Zukunft ist ungewiss

Viel wird dieser Tage in Nürnberg über die jungen Spieler geredet – über Linksverteidiger Nathaniel Brown (20) beispielsweise, oder den 17-jährigen Can Uzun, der in dieser Saison fünf Tore geschossen und seinen Marktwert in drei Monaten verzehnfacht hat. Rund um die Eigengewächse soll die Mannschaft aufgebaut, alternativ durch Verkäufe gutes Geld gemacht werden.

Wie lange Lohkemper noch Teil dieser Pläne ist, ist unklar: 2021 verlängerten die Nürnberger mit dem Stürmer – "langfristig". Über die Länge des Vertrages hüllen sich die Franken allerdings in Schweigen.